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Kopf schräg.«
Nimmt eine Pipette zur Hand und träufelt Tropfen in den entzündeten Gehörgang.
»Sehr gut, und danach – 18, 19, 20 – gibt’s ein Eis – 24, 25, so. Was magst du denn am liebsten?«
»Grenadine.«
Draußen am Zelt läuft Jehuda vorbei, erblickt sie und vollführt kryptische Zeichen.
»Grenadine, das ist – das ist gut, das bekommst du bestimmt – gleich. Von deiner Mama.«
Nickt der Mutter zu und eilt nach draußen.
»Was ist?«
»Phoebe hustet sich die Seele aus dem Leib.«
»Verdammt!«, schimpft sie. »Ihr könnt in meine Wohnung ziehen, wenn ihr nicht ins Hotel wollt, aber bring sie endlich dazu, dieses idiotische Experiment hier zu beenden.«
»Vergiss es. Sie will keine Übergangslösung.«
»He, ich bin Familie ! Nicht die SELA .«
»Und wo schläfst du ?«
»Lass das meine Sorge sein.«
Jehuda nagt an seiner Unterlippe. »Nein. Das wär nicht gut.«
»Oh Mann! Ihr und euer Altersstarrsinn.«
»Hör mal –«, sagt er gedehnt und stockt gleich wieder. Fährt sich gedankenverloren über das unrasierte Kinn, Pfeffer und Salz, geht es Yael durch den Kopf, schwarze und weiße Stoppeln.
»Was denn?« Yael tritt ungeduldig von einem Bein aufs andere. »Ich muss da wieder rein.«
»Schaust du später mal nach Phoebe?«
»Sobald ich kann.«
»Gut.«
Sie mustert ihn, zögert. Dieses Unschlüssige, das passt nicht zu ihm. Worauf kaut er bloß rum, was er nicht ausspucken will?
»Ich muss jetzt wirklich wieder rein«, sagt sie.
»Schon in Ordnung.«
»Alles okay?«
»Ich wollte nur – also, ich hab vielleicht eine Lösung.«
»Ist doch super. Und?«
Er schüttelt den Kopf. »Ich rede erst mal mit Phoebe.«
»Bist du sicher?«
»Ja.«
Mit irgendwas quält er sich, das sieht sie. Würde es allzu gerne loswerden. Traut er sich etwa nicht?
»Yael!«, ruft der Arzt von drinnen.
»Geh wieder rein.« Jehuda lächelt. »Ich erzähl’s dir später.«
»Bestimmt?«
»Bestimmt. Kann sein, dass du mir beispringen musst.«
Sie schaut dem großen Mann in die Augen, ihrem Großvater, der eigentlich ihr Vater ist, oder auch umgekehrt. Was spielt es für eine Rolle? Schlingt in einem plötzlichen Impuls die Arme um ihn, genießt es, wie seine Pranke ihren Rücken streichelt.
»Ich hab euch so lieb«, flüstert sie. »Bitte passt auf euch auf.«
Er drückt sie an sich.
»Mach dir keine Sorgen.«
Sie atmet tief durch, ein Kloß sitzt ihr im Hals, was ist los? Eilt zurück ins Zelt, wo das Mädchen mit dem entzündeten Ohr wieder zu weinen begonnen hat.
Jehuda sucht Phoebe.
Weiß nicht recht, war das jetzt richtig? Hätte er vielleicht doch erst mit Yael reden sollen? Schwer einzuschätzen. Er kennt ihren Standpunkt, aber eigentlich ist es Phoebes Standpunkt, den sie sich zu eigen gemacht hat, andererseits –
Doch, er muss zuerst mit Phoebe reden.
Nein, falsch.
Du hättest erst Yael einweihen sollen.
Lieber Himmel!
Wie kann etwas so Einfaches so kompliziert sein?
Er findet Phoebe auf der kleinen Lichtung zwischen Oleanderbüschen, wo Tische zu einem Hufeisen gruppiert sind. Die Kochstation. Das Ritz, wie einige es nennen. In Gesellschaft anderer Frauen putzt sie Möhren, Staudensellerie und Auberginen. Kiloweise Gemüse stapelt sich in Plastikwannen, 200 Leute müssen sie hier täglich satt kriegen, Öl wird in großen Pfannen erhitzt.
Du Sonne brennt erbarmungslos auf die Gruppe herab.
»Hast du mal fünf Minuten?«
Phoebe hustet, legt das Schälmesser weg, wischt ihre feuchten Hände an den Hosenbeinen ab.
»Was gibt’s?«
»Du bist krank. Du solltest dich schonen.«
»Blödsinn, bloß erkältet.« Sie schüttelt den Kopf, hebt eine Braue. »Und das bei der Hitze. Albern, was?«
»Gar nicht albern. Es wird nachts immer kühler.«
»Ja, ich weiß.«
»Das ist nicht gut für dich, Phoebe.«
»Ich geh später zu Yael.«
»Sie kommt zu dir.«
»Bestens.«
»Außerdem –« Er zieht sie ein Stück abseits, weg von den Frauen. Zwischen den Büschen stehen sie da wie Teenager, die einen Platz zum Knutschen suchen. »Wir werden nicht hierbleiben.«
»Und wohin sollen wir?«
»In eine große, komfortable Wohnung.«
»Noch mal, Jehuda, ich werde in kein Provisorium –«
»Niemand spricht von einem Provisorium.«
»Sondern?«
»Es steht Verschiedenes zur Auswahl. In Aschkelon, oder hier in Yad Mordechai. Eine andere Möglichkeit wäre Palmachim.« Ein Kibbuz, zwölf Kilometer südlich von Tel Aviv nahe einem Luftwaffenstützpunkt. »Dort können wir
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