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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Dach meterhoch vergittert, ein paar Dutzend Jugendliche dahinter, viele in Orange. Sieht aus wie Klein-Guantánamo. Mehr ist von der Streitmacht des Historikers nicht auszumachen, dafür er selbst mit nacktem Oberkörper und in Shorts, ein M-16-Sturmgewehr mit sich herumschleppend.
    »Willkommen in der unabhängigen jüdischen Strandrepublik Gaza«, ruft er den Neuankömmlingen zu. »Ein neuer Staat ist geboren, von Tel Katifa bis Rafiach Jam. 2500 Einwohner! Vorgestern habe ich Petitionen an die UN und ans Internationale Rote Kreuz geschickt, ich rechne stündlich mit der formellen Anerkennung, und das mich keiner missversteht, ich will das hier nicht dominieren. Wir sind eine Demokratie. Betrachtet mich als Übergangspräsidenten, bis zu den ersten freien Wahlen.«
    Jemand fragt, wie er das mit Zahal zu regeln gedenke.
    »Israel kann herzlich gern die Aufnahme diplomatischer Beziehungen beantragen. Bis dahin –«
    Verweist auf die Barrieren aus Sperrmüll, NATO -Draht und schwelenden Autoreifen, außerdem seien die Häuser vermint.
    Soll heißen?
    »Notfalls sprengen wir uns in die Luft.«
    Lacht wild. Am Strand bitten ein paar Männer in Gebetsumhängen den Allmächtigen um Beistand.

    »Bei diesen Verrückten bleibe ich keine zehn Minuten«, sagt Phoebe, und Schirat HaYam ist gegessen.
    Der Plan entsteht, ein Protestcamp zu errichten, außerhalb Gazas, mieser als in den Caravans können sie in Zelten auch nicht wohnen, solvente Abzugsgegner sichern Unterstützung zu. Schnell ist ein Platz gefunden, eine Straßenkreuzung in Sichtweite des Kibbuz Yad Mordechai, zehn Kilometer südlich von Aschkelon im Ländlichen. Zelte aller Größen und Fabrikate nehmen Gestalt an, während sich in Gaza die Räumung vollzieht. In Nezarim tragen Soldaten in Tränen schwimmende Protestler aus den Häusern, in Kfar Darom verschanzen sich die Gläubigen in der Synagoge, in Schirat HaYam hat sich die Gefolgschaft des Präsidenten der Unabhängigen Jüdischen Strandrepublik Gaza mit Eiern und Nutellagläsern munitioniert. Der Präsident selbst lässt vom Balkon seines Hauses per Megafon wissen, Blut werde fließen, sollte ein Soldat es wagen, seinen Grund und Boden zu betreten, und gibt schließlich auf.
    Phoebe und Jehuda nächtigen auf Feldbetten in einem ausgemusterten Sanitätszelt.
    Zwei Tage nach Gaza evakuiert Zahal vier Siedlungen im Westjordanland. Diesmal fliegen ihnen Flaschen, Glühbirnen, heißes Öl und Autolack um die Ohren.
    Die 50 Familien in der Zeltstadt von Yad Mordechai verkünden, die Kreuzung nicht eher freizugeben, als bis die Regierung ihnen einen Streifen Land zur Verfügung gestellt habe.
    Und zwar einen, von dem sie NICHT vertrieben werden.
    NIE !
    Die Zeltstadt erweitert sich zu einer Camping-Musterschau.
    Phoebe glüht vor Stolz. Das hier ist weit eher nach ihrem Geschmack, als in einem abgewrackten Caravan zu vergammeln. Ihre Kämpfernatur hat die Oberhand zurückgewonnen, so kennt Jehuda sie, und er ist froh, sie so zu sehen. Er wäre noch froher, quengelte nicht der Realist in ihm, Camping sei der Gesundheit alter Menschen abträglich, wer wisse schon, wie lange sie hier bleiben müssten, es bedürfe jetzt einer Lösung.
    Dieser Quälgeist macht ihm zu schaffen.
    Ließe Phoebe bloß mit sich reden.
    Dann bekommt er unerwartet Schützenhilfe von Yael.
    »Ihr könnt hier nicht ewig bleiben«, sagt sie.
    »Wir bleiben, bis die Regierung uns ein respektables Angebot macht«, befindet Phoebe.
    »Es ist zu feucht.«
    »Das war es in dem Caravan auch.«

    »Aber mittlerweile bieten sie Hotelzimmer in Beer Scheva und Aschkelon an.«
    Stimmt, aber davon will Phoebe nichts wissen.
    »Wenn wir uns breitschlagen lassen, in ein Hotelzimmer zu ziehen, lassen sie uns da verrotten.«
    »Du hast Fieber.«
    »Merke ich nichts von.«
    »Leichtes«, sagt Yael. »Du bist erkältet. Bitte zieht in ein Hotel.«
    Inzwischen kommt sie, wann immer es ihre Zeit erlaubt, bringt Medikamente mit und hilft, die Siedler medizinisch zu versorgen. Der einzige Arzt hat mehr als alle Hände voll zu tun und ist für jede Unterstützung dankbar. Ein Drittel der Camper sind Kinder, ein weiteres Drittel Alte. In einem der größeren Zelte haben sie eine Art provisorische Praxis eingerichtet, gerade leuchtet Yael einer schluchzenden Zehnjährigen mit der Stablampe ins Ohr, streicht ihr über den Kopf und lächelt.
    »Tut es doll weh?«
    Das Mädchen nickt, ein Tropfen Rotz hängt ihr von der Nase.
    »Das hört gleich auf. Leg doch mal den

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