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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Wagen.
    »Lasst sie in Ruhe!«
    Einer der Entführer verpasst ihm eine Backpfeife, die seinen Kopf herumreißt, sie packen ihn unter den Achseln.
    »Ich kann alleine laufen!«
    Zerren ihn einen Treppenschacht hinunter, er muss aufpassen, nicht ins Stolpern zu geraten, wenigstens behandeln sie Yael vergleichsweise rücksichtsvoll. Am Ende des Schachts ein Kellergewölbe, kahl, neonhell ausgeleuchtet. Spärlich möbliert, gegenüber eine Stahltür. Hagen wird auf einen Stuhl gezwungen, sie schauen in seinen Rucksack, nicken befriedigt. Fünf Männer zählt er, und jeder trägt eine Miene zur Schau, als wolle er im Alleingang eine Schulklasse zu Tode erschrecken. Ein sechster hält ihn von hinten umklammert, während ein anderer seine Unterarme mit Riemen an die Stuhllehnen fesselt und seine Beine fixiert.

    »Hört auf mit dem Scheiß. Wir können auch so reden.«
    Backpfeifen.
    Als sich sein Blickfeld wieder klärt, sitzt ihm Yael gegenüber, festgezurrt wie er. In ihren Augen steht das blanke Entsetzen.
    »Es freut mich, dass Sie reden wollen.«
    Die Stimme kommt aus Richtung eines Tisches. Ein großer Kerl steht dort mit dem Rücken zu ihnen, nimmt etwas in die Hand, dreht es prüfend. Kurz gerät es in Sicht und reflektiert das Neonlicht, bevor er es zurücklegt.
    Eine Säge.
    »Machen wir’s kurz«, sagt Hagen, um Festigkeit bemüht. »Ich hab alles erfunden, es war –«
    »Ja, es gibt Leute, die das vermuten.« Der Große dreht sich um. Lächelt. Sein Bart lächelt. »So sieht man sich wieder. Erinnern Sie sich?«
    Nein, denkt Hagen. Oh nein.
    Bitte nicht du.
    »Letztes Mal wurden wir etwas rüde getrennt, dabei war unser kleiner Gedankenaustausch gerade so richtig in Fahrt gekommen. Aber ich habe die Hoffnung nie aufgegeben, dass wir unser Gespräch irgendwann fortsetzen können.«
    Er tritt zwischen ihn und Yael, schaut auf Hagen herab.
    »Tut mir übrigens leid, das mit den Mädchen. Ich meine, sie waren Schlampen. Die Welt ist voller Schlampen, zwei weniger schlagen da nicht zu Buche, aber wären sie sitzen geblieben und hätten den Mund gehalten – wir sind ja keine Barbaren.« Geht in die Hocke. »Nun ja. Wie Sie das schon von mir kennen, brauche ich schnell ein paar Informationen.«
    »Ich hab die Scharon-Geschichte erfunden , verdammt!«
    »Das sagten Sie bereits.«
    »Es war bloßer Zufall –«
    »Ja, der Zufall.« Etwas blitzt zwischen seinen Finger. »Er schenkt uns Begebenheiten von solch abstruser Natur, dass man sie kaum glauben mag. Jedenfalls nicht ohne gründliche Überprüfung. Wussten Sie, dass man von der Hamas einiges lernen kann?«
    Er präsentiert eine Nadel.
    Eine profane Stecknadel.
    »Gesprächsführung. Ihr Sicherheitsdienst hat in der Befragung von Kollaborateuren einigen Einfallsreichtum entwickelt. Während meiner Zeit in der Armee bin ich ein regelrechter Fan dieser Methoden geworden.«
    Er packt Hagens Rechte.
    »Weil sie so einfach sind.«

    Zwingt den Mittelfinger in die Gerade.
    »Nein.« Hagen versucht, gegen die Lederriemen anzukämpfen. »Nein.«
    »Und so effektiv.«
    Schiebt ihm die Nadel unter den Fingernagel.
    Hagen windet sich. Seine Beine zucken, durch die Riemen am Ausschlagen gehindert.
    »Hört auf!«, schreit Yael. »Er weiß doch nichts.«
    Der Bärtige schaut ihm ruhig in die Augen.
    »Am Telefon wusste er eine ganze Menge. Besten Dank übrigens für die CD s. Und dass Sie die Waffe zurückgebracht haben, sie fehlte uns schon. Woher stammen Ihre Informationen über Scharon, was genau wissen Sie über uns?«
    »Nichts«, keucht Hagen. »Ich schwöre, ich weiß nichts.«
    Der Bärtige umschließt seinen Ringfinger.
    »Ich hab die Geschichte erfunden! Es gibt keine Daten! Überzeugen Sie sich, nichts ist auf den CD s, alles, was Sie auf meinem Computer finden werden, sind Fälschungen –«
    »Natürlich ist nichts auf den CD s.«
    »Es gibt keine Quelle!«
    »Herr Hagen.« Sein Gegenüber seufzt. »Wir stehen unmittelbar vor der Verrichtung eines großen Werkes. Sie müssen uns schon verstehen. Ist Yael Ihre Quelle?«
    »Nein«, fleht Yael. »Ich hab nichts –«
    »Er kann für sich selbst antworten«, fährt ihr der Bärtige ins Wort. »Können Sie doch, oder?«
    Hagen nickt.
    »Wer ist Ihre Quelle? Was wissen Sie über uns? Was hat Cox Ihnen erzählt?«
    »Nichts, wir –«
    Die zweite Nadel bohrt sich unter den Fingernagel.
    Auch diesmal beißt er die Zähne zusammen. Versucht, nicht zu schreien. So ein winziges Stück Metall. Solcher Schmerz.
    Yael

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