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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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fragte, wie er seinen Tee am liebsten mag?«
    »Bin gespannt.«
    »Kalt, gelb, zwölf Jahre gezogen.«
    Bug überlegt eine Sekunde. »Oh.« Seine Miene hellt sich auf. »Er meinte Whisky?«
    »Auf jeden Fall sind Sie nicht schwer von Kapee.«
    Er lächelt versonnen. Gibt so viel Zucker in seinen Espresso, dass Yael vom Hinsehen schlecht wird.
    »Okay. Wie kann ich helfen?«
    »Ach ja. Unser Doping. – Nun, ich will offen sein, Yael – ich darf doch Yael sagen?«
    »Klar.«
    »Ich weiß, was Jehuda zugestoßen ist.«
    Unerwartet wie ein Dolchstoß. Yael schweigt. Beobachtet interessiert, wie die Zitrone in ihrem Tee Schlieren zieht.
    Lady sings the blues –

    »Fühlen Sie sich bitte nicht bedrängt, ich –« Bug knetet seine Hände. »– wollte Ihnen nur sagen, dass es mir leidtut. Sehr leid.«
    »Wie haben Sie davon erfahren?«
    »Aus der Zeitung. Sie wissen ja, wenn irgendwas diesen Sommer die Medien beherrscht hat –«
    War es der Abzug, stimmt. Samt allen Folgeerscheinungen, nur dass Yael sich beim besten Willen nicht erinnern kann, auch nur eine einzige Zeile über Jehudas Unfall gelesen zu haben.
    »Kannten Sie meinen Va – meinen Großvater gut?«
    »Schon, ja.«
    »Er hat nie Ihren Namen erwähnt.«
    Bug nickt, als sei ihm das klar. »Wenn Sie mich fragen, hat Scharon in Gaza noch größere Scheiße gebaut als in Jamit.«
    Wieder so eine aus der Hüfte geschossene Bemerkung. Yael zögert. Eigentlich verspürt sie keine Lust, über Gaza zu sprechen. Noch dazu mit einem praktisch Fremden. Außerdem irritiert es sie, dass Bug nicht endlich wegen seines Meetings zur Sache kommt.
    Aber vielleicht geht es gar nicht um das Meeting.
    Der da fühlt sich genauso hilflos wie du, denkt sie. Unaufgearbeitete Wut. Braucht einfach jemanden, mit dem er reden kann.
    Na gut, ein paar Minuten.
    »Wohnte Ihre Familie noch in Dugit, als Gaza geräumt wurde?«
    »Ja«, sagt er. »Jetzt fristet sie ihr Dasein in einem Caravan. Ziemlich marodes Teil.«
    »Mhm.« Sie nickt. »Das haben sie mit vielen versucht. Meine wollten sie auch in so einem Ding verschimmeln lassen.«
    »Und?«
    »Sie haben es vorgezogen, nach Yad Mordechai zu gehen.«
    »In die Zeltstadt?«
    »Ja.«
    Bug streicht verlegen über seinen Schnurrbart. »Entschuldigung, Yael, ich weiß, ich sollte Ihre Zeit nicht über Gebühr beanspruchen, es ist nur – diese Räumung hat so viel Leid verursacht – persönliches Leid – und Scharon tut nichts. Versagt auf der ganzen Linie.«
    Sie starrt in ihr Glas. Noch vor Kurzem hätte sie sich bereitwillig in dem Thema gesuhlt, doch ihr eigenes Gejammer ist ihr leid geworden. Regelrecht zuwider.
    »Hören Sie, Schimon –«
    »Auch strategisch Wahnsinn.« Bug nestelt an einem Zuckertütchen herum. »Abbas hat die Extremisten nicht im Griff. Seit der Räumungschießen sie noch mehr Raketen rüber, und wissen Sie, wer genau das vorausgesagt hat?«
    Yael seufzt. »Arik, vermute ich.«
    Das Tütchen reißt auf, braune Kristalle schießen wie eine Ladung Schrot über die Tischplatte.
    »Da war er jung, sprach über die Westbank. Über die Gefahrenlage für Israel, wenn wir uns aus Judäa und Samaria zurückzögen. Weit ernstzunehmender als ein Abzug aus Gaza, und jetzt schauen Sie sich an, was passiert. Die funktionieren den Gazastreifen in eine Abschussbasis um.« Beginnt fahrig, die Kristalle zusammenzustreichen. »Ich meine, was soll das? Wir haben ihnen ihre Autonomie gegeben, und sie bekämpfen uns trotzdem weiter.«
    »Es macht halt keinen Unterschied«, sagt Yael. »Ob wir ihr Land besetzen oder nicht.«
    »Und nun stellen Sie sich vor, wir räumen die Westbank. Was blüht uns dann? Raketen auf Tel Aviv?«
    Seine halb geöffnete Hand verharrt schwebend in der Luft. Als wisse er nicht, wohin jetzt mit dem Zucker.
    »Schimon, ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber –«
    »Und das wird er tun.«
    »Vielleicht, ja.«
    »Vielleicht? Ich weiß es.«
    »Woher?«
    »Ariel und Ma’ale Adumim, daran hält er fest. Den ganzen Rest wird er räumen. Wenn Kadima erst die Wahlen gewonnen hat –«
    »Das ist bloße Spekulation.«
    »– ist auch Efrat schnell Geschichte.«
    Übergangslos scheint die Raumtemperatur um einige Grad gefallen zu sein. Yael spürt, wie es ihr die Luft abschnürt. Nicht, dass der Gedanke so neu für sie wäre, es ist die Art, wie er es sagt –
    Sie starrt ihm in die Augen.
    Doch Schimon Bug ist verschwunden. Der sympathisch verschusselte Mann, der noch vor wenigen Stunden in ihrem Büro mit

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