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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Verringerung des Rezidivrisikos.« Sie spreizt die Finger. »Aber bitte, sollen sie ihn operieren.«

    Er scheint ihre Worte zu verarbeiten. Dann sagt er: »Was die Klinik nicht kommuniziert, ist, dass Scharon an CAA leidet.«
    Yael runzelt verblüfft die Brauen.
    Cerebrale Amyloidangiopathie?
    Befall der Blutgefäßwände im Hirn. Ablagerungen, die das Risiko einer Blutung deutlich steigern.
    »Und dennoch wird er bis zur Operation mit Clexane therapiert.«
    Blutverdünner. Niedermolekulares Heparin.
    Erhöht die Risiken um ein weiteres.
    Da trauen sie sich einiges, denkt Yael. Aber gut, als Vorbereitung auf die Operation – offenbar wird Arik Opfer des VIP -Syndroms. Bete, dass du als Prominenter nie in die Hände von Medizinern fällst. Jeder will glänzen, keiner sich sagen lassen, er hätte irgendeine Therapie nicht angewandt. Sie therapieren dich im Kreis herum.
    Woher kennt Bug bloß alle diese Einzelheiten?
    Wenn die Klinik mit dem CAA -Befund hinterm Berg hält, heißt das, die Daten unterliegen strengster Geheimhaltung. Aus gutem Grund, wie ihr im selben Moment klar wird. Kein potenzieller Kadima-Wähler soll zu dem Schluss gelangen, der Spitzenkandidat befinde sich in akuter Gefahr einer Hirnblutung. Die Opposition würde das Thema ausschlachten wie Hannibal Lecter einen unvorsichtigen Bewacher.
    »Der Punkt ist, Scharon will bis zur OP nicht in Jerusalem bleiben«, sagt Bug. »Er will partout auf seine Farm.«
    »Sein Problem.«
    »Also fährt jetzt zweimal täglich eine Oberschwester in den Negev und verabreicht ihm dort seine Medikamente. Morgens und abends Clexane 0,4, außerdem verschiedene Blutdrucksenker.«
    »Die nimmt er doch sowieso.«
    »Ja, aber sie haben alles neu aufeinander abgestimmt. Die Schwester überwacht die Medikation.«
    »Wird schon gut gehen«, sagt Yael lustlos. »In der Dosierung bleibt das Blutungsrisiko überschaubar.«
    Bug schaut auf die Uhr.
    »Etwa jetzt dürfte die Schwester rausgefahren sein. In einer Stunde kehrt sie zurück. Morgen früh dann wieder –«
    »Jaaa, und morgen Nachmittag –«
    »Nein, da kommt ihr was dazwischen. Jemand springt ein.«
    »Woher willst du das so genau –«
    Dumme Frage, Yael.
    Er weiß es.

    »Diese andere Person wird Scharon bis zur Operation übernehmen«, sagt Bug. »Ganz regulär die Medikamente an der Ausgabe abholen und sie jedes Mal vor Fahrtbeginn gegen andere austauschen. Unbemerkt, versteht sich. Subkutane Clexane, allerdings 0,8 statt 0,4. Damit wäre das Eiweißsystem der Gerinnung außer Kraft gesetzt, sowie ein Prasugrel-Präparat, um die Thrombozyten anzugreifen –«
    Yaels Mund öffnet sich und bleibt offen.
    Wie bitte? Clexane 0,8 plus Thrombozyten-Hemmer?
    Damit verdünnen sie sein Blut zu einer Wassersuppe.
    »Außerdem stoppen wir die Blutdrucksenkung«, fährt Bug in aller Seelenruhe fort. »Er bekommt weiterhin seine vier Medikamente, nur werden es Placebos sein. Das zusammen sollte reichen –«
    Für eine Hirnblutung, denkt Yael.
    Und eine Hirnblutung würde mit definitiver Sicherheit das Ende der Ära Scharon zur Folge haben.
    Koma, Schwerstbehinderung, Tod.
    Ihre Finger schließen sich um das Teeglas. Sie spürt die Wärme ihre Handfläche durchdringen, trinkt in kleinen Schlucken, zögert die unvermeidliche Frage hinaus.
    »Und wer – ist diese andere Person?«
    Bug lächelt.
    »Du.«
     
    Rivka Abramovitch trinkt ihren Kaffee dünn wie Abwaschwasser.
    Dafür in verlässlichen Mengen.
    So weit also kein Problem, ihr unbemerkt was beizumischen, nur durchschmecken darf es nicht.
    Erste Anforderung.
    Die zweite liegt darin, Uhrzeit und Dosierung so zu wählen, dass der Effekt verzögert, dann aber innerhalb eines eng gefassten Zeitfensters eintritt.
    Idealerweise zwischen 15:30 und 16:30 Uhr.
    Zur Not früher.
    Aber keinesfalls später.
    Das alles schränkt die Zahl der Möglichkeiten erheblich ein, doch bislang hat sich im Weltarzneischrank noch für jeden Zweck das passende Mittel aufstöbern lassen. Yael ist schnell fündig geworden. Das Präparat, Dambowyn, ist geschmacksneutral und entfaltet seine Wirkung mit einer Latenz von acht bis neun Stunden, knifflig nur, dass die Fixierung auf den Wirkeintritt die Zeitspanne einengt, in der sie Abramovitch das Zeug in den Kaffee schütten kann. Gegen sieben wird die Schwester auf der Station erscheinen, den ersten Becher runterkippen, zur Medikamentenausgabe marschieren, sich für ihre Vormittagsmission eindecken, Empfang quittieren, zweite Ladung Koffein auf die

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