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Kehle häuslich einrichtet und quakt:
»Nein, nichts Ernstes, Herr Ministerpräsident. Ein Magenproblem. Vielleicht ein Virus.«
Ausgelöst durch Dambowyn, ist sie versucht hinzuzufügen, davon bekommt man verlässlich für die Dauer einiger Stunden die Scheißerei, morgen früh wird sie noch unpässlich sein und morgen Nachmittag aus dem Rennen, weil du mich dann so lieb gewonnen hast, dass du Frau Abramovitch gar nicht mehr sehen willst.
Plötzlicher Beichtzwang versetzt ihre Zunge in Zuckungen.
Oh Gott, was tue ich hier?
Zittern ihre Hände?
Warum bloß hat er nicht gesagt, was soll der Scheiß, neues Gesicht? Ich fand die Abramovitch aber Hammer, megageil, Spitzenklasse, ichwill meine Abramovitch zurück! Warum hat er nicht irgendwas in der Art gefragt wie, wer zum Teufel sind Sie denn?
Nein, er hat sich den Namen der guten Rivka gemerkt.
Macht sich Gedanken um ihr Wohlergehen.
Und du hörst jetzt mal auf, dir Gedanken zu machen.
Arik betrachtet sie. Große, braune Augen, die etwas nach außen zu schielen scheinen, was daher rührt, dass seine Lider an den Seiten erschlafft sind, überschüssige Haut, die das Weiße verdeckt. Ein bisschen verleiht ihm das die gutmütige Ausstrahlung eines Labradors.
Falsch! Dieser Mann ist nicht gutmütig !
»Ein Virus? Ich schwöre, ich bin unschuldig. Ich hab zwar ein Problem im Kopf, aber –« Er tätschelt seinen Bauch. »– die Schlacht gegen meinen Magen hat bislang noch jedes Virus verloren.«
Sie erwidert das Lächeln. Würgt den Frosch runter. Ihr Herz hat wieder die Arbeit aufgenommen, schnelles Stakkato, als wolle es die versäumten Schläge nachholen.
»Kahn«, sagt sie. »Yael Kahn. Vielleicht erinnern Sie sich?«
In Ariks Gesicht arbeitet es. Sein Lächeln bekommt etwas Sinnendes, die Mundwinkel zucken.
»Ein Freund von mir hieß Kahn. Ein sehr guter –« Schüttelt ungläubig den Kopf. »Yael? Jehudas Enkelin?«
»Genau die«, strahlt sie.
»Das ist nicht zu fassen.« Jetzt lacht er. »Was für eine wunderschöne Überraschung.«
Er freut sich wirklich.
Oh ja, denkt sie, es ist eine Überraschung. Nur von wunderschön kann keine Rede sein.
»Ich konnte es kaum erwarten«, sagt sie mit aller Herzlichkeit, die sie aufzubringen in der Lage ist.
Und auch das stimmt in gewissem Sinne.
»Jehuda.« Ariks Blick bekommt etwas Wehmütiges. »Es hat mich so sehr geschmerzt, als ich von seinem Tod erfuhr. Sehr hart getroffen, Yael. Weißt du eigentlich, dass er auf dem Weg zu mir – entschuldige, ich darf dich doch Yael nennen, oder?«
Schon der Zweite, der sie das innerhalb von 24 Stunden fragt.
»Natürlich.«
»Auf dem Weg zu meinem Büro. Wie tragisch. Ich war so froh, ihn wiederzusehen. Wir hatten leider nicht viel Kontakt in den letzten Jahren. Ich hatte ein paar Vorschläge für ihn und Phoebe, wo sie hinziehen könnten – ein paar wirklich schöne Plätze –«
»Phoebe lebt jetzt in Efrat. Bei meiner Tante.«
»Bei Miriam?«
»Ja.«
»Die kleine Miriam.« Er nickt versonnen. Schaut Yael wieder an. »Du siehst gut aus. Du erinnerst mich an Rachel. Deine Urgroßmutter.«
»Sie haben auch Rachel gekannt?«
»Gut sogar. Sehr gut. Vera, meine Mutter, und Rachel waren befreundet, die Freundschaft unserer Familien reicht lange zurück.«
In seinen Augen schimmert das pure Glück.
Das Glück der Erinnerung.
»Na ja.« Breitet die Arme aus. »Wie schön. Jetzt liegt meine Gesundheit also in deinen Händen.«
Worauf du dich verlassen kannst.
»Also tun wir mal was dafür.« Lächelnd öffnet sie ihren Rucksack, holt die Spritzen und die Box mit den Tabletten heraus. »Wenn Sie bereit sind, Herr Ministerpräsident.«
»Arik. Sag Arik.«
Sie zögert. »Ich kann doch den Ministerpräsidenten Israels nicht einfach duzen.« Hört ihr Herz klopfen.
Er macht eine wegwerfende Handbewegung.
»Als liefe ich von morgens bis abends durch die Gegend und sagte, ich bin Ministerpräsident. Das ist mein Privathaus. Ich war damals Arik für dich und bin es auch heute.«
»Also – gerne.« Yael lächelt. »Wollen wir, Arik?«
Und sie gibt ihm ein Bluthochdruckmedikament, das in Wirklichkeit seine Thrombozyten angreift, drei weitere Bluthochdruckmedikamente, die in Wirklichkeit Placebos sind, und spritzt ihm Clexane in viel zu hoher Dosierung.
Ihr Herz dröhnt in ihren Ohren.
Stell nie infrage, was du da tust – nie währenddessen!
Leider hat Yael in den beiden darauffolgenden Tagen kaum Zeit, weil sie ja immer sofort zurück ins Hospital
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