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ihn, als der Morgen graute und sie endlich begriff, worum es sich bei dem deformierten Etwas handelte, nur mit Gewalt herunterbekam.
Am Ende erkannte sie ihn an seinem Ring.
Sie helfen, wo sie können.
Spenden Trost.
Immer noch züngeln Flammen aus den Ruinen, wabert Glut hinter knackender Rinde, kokeln die Äcker vor sich hin. Schalom ist wütend auf Rachel, dass sie den Zwillingen gestattet hat, mitzukommen. Als er sie im Begriff sieht, zu dem Baum hinüberzurennen, an dem Manin sein Ende gefunden hat, dirigiert er sie in die entgegengesetzte Richtung und trägt ihnen auf, obdachlos gewordene Arbeiter mit wärmenden Decken und Tee zu versorgen.
Murrend kommen sie der Aufforderung nach.
Im Haupthaus bereiten die Frauen Essen vor, er geht zusammen mit Samuel und anderen daran, aus den Trümmern der Schuppen und Stallungen zu retten, was die Flammen nicht gänzlich vernichtet haben. Einzig die Pferde konnten fliehen, für Ziegen und Kühe hingegen haben sich die Verschläge als Todesfallen erwiesen. Zwischen den qualmenden Überresten stechen ihre verbrannten Beine in die Luft, die Hitze hat ihre Bäuche platzen lassen, es riecht wie nach einem außer Kontrolle geratenen Barbecue – im einen Moment verlockend, im nächsten Brechreiz erregend.
Schalom will gar nicht erst wissen, wie der alte Manin riecht.
Beklommen stolpern sie zwischen den verschmorten Leibern von Hühnern umher, und Samuel flucht auf die Araber.
Auf ALLE .
Ohne Ausnahme. Ohnehin ist er Revisionist, ganz Palästina den Juden, nicht aus religiösen, aus politischen Gründen. Jetzt aber spricht der Hass aus ihm, und Schalom ertappt sich dabei, einzustimmen.
Nein, denkt er.
Genau das wollen die doch.
Den Hass schüren.
Jede Verständigung unmöglich machen.
Tatsächlich bilden Banditen die Ausnahme. Immer noch lehnen Araber wie Juden Gewalt mehrheitlich ab, setzen auf gute Nachbarschaft oder wenigstens Koexistenz. Die einen hier, die anderen da. Jedem sein Platz, und ansonsten lässt man einander in Ruhe. Wenn gar nichts mehr hilft, umgibt sich der Jischuw halt mit einer Mauer. Ein riesiges Getto für anderthalb Millionen Juden, und jenseits dessen können die Araber dann machen, was sie wollen.
Hauptsache, niemand muss mehr sterben.
Die Militanten sind nicht repräsentativ, ruft er sich ins Gedächtnis, die Irgun-Bomber nicht die Juden, das Pack von letzter Nacht nicht die Araber. So schwer es fallen mag in all der Wut und Trauer, ist Schalom entschlossen, keinem der Mörder auf den Leim zu gehen.
Als er Samuel gegenüber eine entsprechende Bemerkung fallen lässt, schüttelt der nur entgeistert den Kopf.
Und lässt ihn stehen.
Das Thema kehrt zu ihm zurück in Gestalt Jehudas, wenig später, als sie noch mitten in den Aufräumarbeiten stecken.
»Ja? Was gibt’s?«
Jehuda druckst herum, fasst sich endlich ein Herz.
»Warum sind wir mit Arabern befreundet?«
Schalom runzelt die Stirn.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Tufik as-Azuri ist doch dein Freund, oder?«
Ist Tufik as-Azuri sein Freund? Er ist der Mann, bei dem er in Tel Aviv seine Zigaretten kauft. Ein palästinensischer Araber, dessen Familie in Hebron bewundernswerte Dinge getan hat.
»Ich mag ihn.«
»Aber warum? Die Araber sind doch unsere Feinde. Sie sind alle grausam, alle Mörder.«
»Wer sagt das?«
Jehuda schaut stumm über die verbrannten Felder.
Schalom seufzt. Wie bequem wäre es, ihm die Antwort zu geben, die er hören möchte. Ja, die Araber sind unsere Feinde, nein, wir wollen nichts mit ihnen zu tun haben, da hat Samuel recht (der zu verbreiten pflegt, Schalom sei ein Araberfreund).
Es wäre so einfach, sie alle als Feinde zu betrachten.
»Hör mal.« Er geht vor Jehuda in die Hocke. »Als du noch sehr klein warst, sind hier in Palästina schlimme Dinge passiert. Du hast wahrscheinlich noch nichts vom Massaker von Hebron gehört –«
»Doch, klar«, sagt Jehuda etwas hochnäsig.
»So? Wo denn?«
»Ariks Mutter hat davon erzählt.«
Vera. Klar. Hätte er sich denken können.
»Na gut. Und weißt du auch, was damals geschehen ist?«
»Die Araber haben alle Juden umgebracht.«
»Nicht alle.«
»Ariks Mutter hat –«
»Die meisten Juden, die zu der Zeit in Hebron wohnten, haben überlebt. Hat Vera dir das auch erzählt?«
Jehuda schüttelt den Kopf.
»So war es aber«, sagt Kahn. »Sie haben überlebt, weil ihre arabischen Nachbarn sie versteckt haben. Und zwar unter Einsatz ihres Lebens. Diese Araber haben alles riskiert, um
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