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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Istiqlal-Lumpen kam eben vorbei. Beschimpften meine Gäste. Feierten seine Mörder als Märtyrer.«
    »Also sind die Angreifer tot?«
    »Wenn es einen gerechten Gott gibt, ja! Sollen ganz junge Kerls gewesen sein.«
    Kerls? Halbe Kinder! Die einen in britischer Uniform, die anderen im Burnus. Und beide brüsten sich, Menschen getötet zu haben, recken mit verständnislosem Dummejungengrinsen ihre Gewehre, und die jüdische Siedlungspolizei ist auch nicht viel besser.
    (Wie weit ist es mit uns gekommen, dass wir Sechsjährige mit Knüppeln herumlaufen lassen?)
    (Sind wir denn alle wahnsinnig geworden?)
    »Schalom«, Carmichael zwirbelt sein Unterlippenbärtchen, »du weißt, ich habe nichts gegen Araber, ich habe arabische Freunde, ich habe jüdische Freunde, jedem das Seine, aber die drehen durch, das kann nur im Chaos enden, geh zu deiner Familie, sofort, schütz deine Familie, an nichts anderes darfst du jetzt denken, geh, aber tu auch nichts Überhastetes, komm schnell noch rüber und trink einen Kaffee, so viel Zeit muss sein, God save the Queen .«
    » King «, sagt Schalom mechanisch.
    Seit 36 Jahren.
    »Ach ja.« Der Brite schüttelt den Kopf. »Komisch. Hatte gerade eine Vision. Egal. Dieses Land bringt einen ganz durcheinander.«
     
    Natürlich trinkt er keinen Kaffee bei Carmichael. Bricht seine Einkäufe in Tel Aviv ab, auch wenn die Gefahr, tagsüber angegriffen zu werden, eher gering ist, noch dazu in der Stadt.

    (Falsch, Schalom, falsch.)
    (Gering war.)
    Treibt seinen alten Klepper an, das Fuhrwerk rumpelt heimwärts, und da wissen sie es natürlich schon, haben Männer mit Gewehren rund um den Moschaw und an den Zufahrten postiert.
    »Gut, dass du kommst«, begrüßt ihn Rachel. »Wir brechen sofort auf.«
    »Wir?«
    »Du, ich, Vera, Samuel, die Seligs, die Milovics. Ich hab ein bisschen was zusammengepackt, bestimmt können sie alles brauchen.«
    »Wo?«
    »In Kfar Manin natürlich. Wo denn sonst?«
    Jehuda und Benjamin bekunden, mitzuwollen.
    »Arik darf nämlich auch!«, lautet die schlüssige Begründung.
    »Einverstanden.«
    »Augenblick«, protestiert Schalom, dem das alles zu schnell geht. Zieht Rachel beiseite, senkt die Stimme. »Was sollen die Kinder bitte schön in Kfar Manin?«
    »Sich ein Bild machen.«
    »Wovon?«
    Sie schaut ihn an. Ihr Blick ist hart und glänzend wie Diamant.
    »Von der Welt, wie sie ist.«
    »Ich halte das für keine gute Idee.«
    »Doch. Wie sie sein sollte , haben wir ihnen jetzt lange genug erklärt.«
     
    Die Welt, wie sie ist, kündigen verbrannte Apfelbäume an. Ein erbärmliches Bild. Vielleicht, weil sie mit ihren verkohlten Armen an Menschen erinnern, die in Todesqualen erstarrt sind.
    Ob Manin noch irgendwo im Geäst hängt?
    Natürlich nicht. Schalom kommt sich vor wie ein Idiot.
    (Das sind doch keine Barbaren.)
    Doch als sich die Pritschenwagen den verstreuten Gebäuden Kfar Manins nähern und auf den Platz vor dem Haupthaus einbiegen, ist er sich dessen auf einmal nicht mehr so sicher. Ein Stück weiter liegt etwas Schwarzes, Verkrümmtes auf dem Boden, Menschen stehen darum herum, lautes Weinen dringt herüber.
    Doch, das sind ohne jeden Zweifel die Überreste des alten Russen.
    Die Welt, wie sie ist –
    Schönen Dank auch, Rachel.
    »Guckt weg«, sagt er zu Benjamin und Jehuda.
    Da starren sie natürlich erst recht rüber.

    Das Haupthaus, so weit Schalom es überblickt, hat keinerlei Schäden davongetragen, von den Stallungen und Scheunen ist hingegen wenig mehr geblieben als eine Ansammlung rauchender Gerippe. Teile der Felder sehen aus wie brandgerodet. Was mal ein Zitronenhain war, Manins ganzer Stolz, taugt allenfalls noch zur Herstellung von Zeichenkohle.
    Zwei Hilfskräfte sind tot.
    Manins ältester Sohn auch. In den Kopf geschossen, nachdem er im Alleingang ein halbes Dutzend Araber liquidiert hat. Erst danach ist es den Arbeitern und Familienmitgliedern gelungen, die Angreifer zurückzutreiben, bis zur Straße zu verfolgen und zur Strecke zu bringen.
    Den letzten hat Manins Frau erledigt.
    Als er schon am Boden lag.
    Hat sich über ihn gestellt, ihm den Lauf der Flinte auf die Stirn gesetzt und ihn nach seinem Namen gefragt.
    »Ahmad.«
    »Du wirst in der Hölle brennen, Ahmad.«
    Und abgedrückt.
    Dann ist sie ihren Mann suchen gegangen.
    Doch selbst als sie ihn schon vor Augen hatte, suchte sie ihn weiter, er unterschied sich nicht mehr sonderlich vom berstenden Skelett des lodernden Baums, mit dem er regelrecht verbacken war, sodass sie

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