Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
Vom Netzwerk:
ins Bett steige.
    Bruce und Maude schnarchen immer noch. Song liegt mit offenem Mund da wie eine Leiche. Dorian hat mir den Rücken zugekehrt.
    »Quinn meint, Bea und Jazz sind in Schwierigkeiten«, sage ich.
    »Jazz ist noch am Leben?«, fragt Silas.
    »Vor einigen Tagen war sie’s noch.«

BEA
    Oscar und ich sitzen in aufgeplatzten Ledersesseln unter einer dicken Schicht aus Decken, Schals und Mänteln auf dem Balkon des ehemaligen Bahnhofsrestaurants. Die Ruinen ringsum verstellen uns den Sonnenaufgang. Oscar zeigt mir ein verschwommenes Foto auf seinem Pad. »Möchtest du nicht lieber ein scharfes Bild?«, frage ich. Ich schraube am Ventil meiner Sauerstoffflasche herum. Es wäre deutlich schlauer, mich weiterhin ans Solargerät zu halten und Luft zu sparen, aber das Riesenteil hat einfach nicht durch die schmale Balkontür gepasst.
    »Mir geht’s nur um die Farben. Ich bearbeite es dann, wenn ich zurück bin.« Er zögert. »Darf ich auch eins von dir machen?«
    »Wofür?«
    »Damit ich’s ans Ministerium weiterleiten und die Belohnung einsacken kann. Du bist ein guter Fang.« Er lacht, aber der wahre Kern dahinter lässt mich automatisch wegschauen. Da ist es allerdings schon geschehen.
    »Lösch das wieder!« Ich versuche, ihm das Pad zu entreißen.
    »Nein«, sagt er.
    »Was, wenn das wer sieht und mich wiedererkennt?«
    »Das ist genauso unscharf wie das andere. Und außerdem interessiert sich keine Sau für Künstlerfotos.« Er mustert das Foto, dann mich in Fleisch und Blut. »Warum bist du im Ödland, Bea?«, fragt er.
    »Weil dein Vater mich in die Finger kriegen wollte, tot oder lebendig, schon vergessen?«
    »Aber warum bist du überhaupt den Rebellen beigetreten? War’s für Seconds in der Kuppel echt so unerträglich?«, fragt er. Typisch Premium. Wie blind und selbstzentriert muss man sein, um gar nicht zu bemerken, wie die restlichen fünfundneunzig Prozent von uns leben?
    »Warst du überhaupt jemals in Zone Drei?«
    »Ein paarmal«, sagt er verschämt.
    »Wenn ich von innen heraus irgendwas hätte bewirken können, dann hätte ich das getan«, sage ich.
    Er schweigt eine ganze Weile lang, in seine Fotos versunken. »Es muss doch einen Weg geben, allen gerecht zu werden. Na ja, nichts ist unmöglich«, meint er schließlich.
    » Du kannst versuchen, in der Kuppel was zu erreichen. Ich setz da nie wieder einen Fuß rein. Und außerdem warte ich auf jemanden.« Quinn habe ich immer noch nicht erwähnt. Das Ministerium hält ihn für tot und niemand sollte etwas anderes vermuten.
    Oscar starrt in die Ferne und schließt dann die Augen.Seine Lider zucken, Schlaf lullt ihn ein. Doch dann klappt er ein Auge auf und richtet es auf mich. »Schläfst du auch oder willst du mir nur zugucken?«
    Meine Wangen werden heiß. »Hier draußen? Es ist unter null Grad.«
    Er fasst nach unten, zieht eine leichte Decke aus seinem Rucksack und wirft sie mir zu. »Versuch’s mal mit der.« Ich zieh sie mir übers Kinn und schiebe mir die Füße unter den Hintern. »Besser?«, fragt er. Ich nicke und lasse meine Augen zufallen.
    Oscar rüttelt mich wach. »Bea, steh auf«, flüstert er. »Bea.« Ich gähne.
    »Wie lang hab ich geschlafen?«
    »Völlig egal jetzt. Beweg dich!«
    »Was ist los?« Ich will erst mal auf die Beine und mich strecken, aber er hält mich um die Hüfte gepackt und so wird nichts draus.
    »So können die dich sehen«, sagt er.
    Ich rutsche vom Sessel auf den Balkonboden. »Sind die vom Ministerium?«
    Oscar schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung, wer das ist. Die müssen uns entdeckt haben.«
    Plötzlich ist mir weniger kalt. Meine schmerzenden Glieder werden leichter. Das müssen Quinn und Alina und irgendwer aus Sequoia sein, um mich zu retten. »Da sind sie ja endlich«, sage ich und versuche, einen Blick auf die Straße zu erhaschen.
    »Jede Wette, dass die nicht die Richtigen sind«, sagt er. »Da lang.« Widerstrebend gleite ich hinter ihm durch die Balkontür ins Restaurant, in dem Dutzende weiterer Sesselherumstehen. »Halt den Kopf unten«, sagt er, selbst ebenfalls in Duckhaltung. Wir nähern uns einem Fenster.
    »Wartest du etwa auf die da ?«, fragt er. Durch die verdreckte Scheibe kann man kaum was erkennen. Ich wische mit dem Ärmel drüber und drücke mein Gesicht dran. Drei bärtige, zerlumpte Männer durchstöbern den Bahnhof. Alle tragen Waffen: eine Mistgabel, ein Baseballschläger und der dritte ein fettes Metallrohr. Auf dem Rücken schleppen sie riesige Solar-Atemgeräte.

Weitere Kostenlose Bücher