Brechreizend - Die fiesesten Reiseziele der Welt
Alter entfernen jegliche Körperbehaarung, waschen sich mit unparfümierter Seife, legen sich auf einen Tisch und gestatten Köchen, sie mit Sushi, Seetang und einigen strategisch platzierten Blüten zu bedecken. Anschließend wird das Arrangement in einen Bankettsaal gerollt, wo die jungen Damen stundenlang ausdruckslos die Decke anstarren, während die Gäste ihre Körper bewundern und sie mit Essstäbchen pieksen. In Restaurants mit besonders strengen Hygienevorschriften – ganz zu schweigen von interessanten Interpretationen dessen, was man unter Erotik versteht – werden die Models in Frischhaltefolie gewickelt.
Einem Außenstehenden mag nyotaimori als Spielart der Sitophilie erscheinen – der sexuellen Erregung durch Lebensmittel. Wahre Fans jedoch schwören, dass es den Geschmack der Speise beeinflusst. Wenn das Thunfischröllchen eine halbe Stunde auf dem Körper einer Frau liegt, so argumentieren sie,nimmt es deren Körpertemperatur an. Ihrer Logik nach entfaltet dies nicht nur die Aromen, sondern verhindert auch den unangenehmen Schauder, der entsteht, wenn der Fisch zu kalt ist. Natürlich könnte man dem entgegenhalten, dass ein Nabel nicht gerade die effizienteste Wärmequelle ist – warum hätte Gott sonst Heizlampen erfunden? –, doch der eigentliche Anreiz ist wohl weniger die Temperatur denn der pikante Kitzel. Na schön, werden die nyotaimori -Anhänger sagen, je weniger Leute, desto besser die Sicht.
Das aus Japan stammende nyotaimori wurde in China wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verboten. Daher breitete es sich in östlicher Richtung aus. Nyotaimori -Bars gibt es in Los Angeles, Chicago, New York und – Sie werden sich wundern – in Minneapolis. In einigen amerikanischen Restaurants gibt es auch »nantaimori«, auf einem nackten Mann servierte Sushi.
Aller fragwürdigen Moral und hygienischen Bedenken zum Trotz ist nyotaimori nicht das unfeinste japanische Gericht in der westlichen Welt. Diese Ehre gebührt dem »wakame sake«. Übersetzen könnte man den Ausdruck als »Seetang Sake«. Für diese Delikatesse liegt ein nacktes Model auf dem Rücken und presst ihre Schenkel so zusammen, dass eine Art dreieckiges Behältnis entsteht. Dann wird Sake über die Haut des Mädchens in die Einbuchtung gegossen. Je mehr diese sich füllt, desto mehr beginnt sich das Schamhaar der Frau sanft in der warmen Flüssigkeit zu wiegen – eine Bewegung, die Dichternaturen mit dem Wogen von Seetang vergleichen. Und schließlich beugt sich ein betrunkener Geschäftsmann über ihren Schritt und trinkt ihn leer.
Köstlich.
26. Der Orgelpfeifenkaktus- Nationalpark
D er über 1300 Quadratkilometer große Orgelpfeifenkaktus-Nationalpark liegt als Teil der Wüste Sonora in Arizona an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Er ist bekannt für seine Tier- und Pflanzenwelt – und als Grenzübergang für Drogendealer. US -amerikanische Park Ranger kürten ihn zum gefährlichsten Nationalpark der Vereinigten Staaten, und die Zeitschrift National Geographic beschrieb ihn als einen Ort, an dem die Parkbediensteten »Tarnkleidung tragen, Sturmgewehre mitführen und Drogenschmuggler quer durch die glühende Wüste jagen«.
»Die Ranger befinden sich an vorderster Front eines brutalen Grenzkampfes«, schreibt das Magazin, »und sie verlieren die Schlacht.« Im Jahr 2002 erlitt ein achtundzwanzigjähriger Ranger eine tödliche Schussverletzung bei dem Versuch, die Grenzbeamten bei der Ergreifung zweier des vierfachen Mordes verdächtigte Männer aus dem Drogenmilieu zu unterstützen. Im selben Jahr fanden die Aufseher im Park 140 Zentner Marihuana – ein Drittel der in allen Nationalparks insgesamt gefundenen Menge.
Doch das hält kaum jemanden von einem Besuch ab. Der Orgelpfeifenkaktus-Nationalpark liegt mit deutlichem Abstand an der Spitze der Liste der ortsfremden Übernachtungsgäste. Natürlich sind die meisten dieser Besucher illegal über die beinahe fünfzig Kilometer lange Grenze des Parks zu Mexiko gekommen. (Die Parkaufseher geben Touristen sogar Hinweise für den Umgang mit Leuten, die in Not geraten sind und um Wasser und Lebensmittel betteln.) Wenn sie aber doch bereit sind, eine Tagestemperatur von 45 Grad in der Wüste zu ertragen, und sich weder vor Giftschlangen fürchten noch von Spinnen, Skorpionen und Tausendfüßlern abschrecken lassen – ganz zu schweigen von den Drogenkurieren –, dann finde ich es nur fair, sie in den USA übernachten zu lassen.
27. Times Square am
Weitere Kostenlose Bücher