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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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aufgelegt.«
     
    Vom Hunger nach etwas anderem getrieben als dem, was sie aus der Minibar geholt haben, wagen die Zwillinge sich aus ihrem Zimmer. Ein wenig bang gehen sie zuerst zum Zimmer ihrer Mutter und klopfen an die Tür. Keine Reaktion, doch Alice klopft erneut, worauf Adam noch einmal klopft, und zwar mit beiden Händen.
    »Mom?«, sagt Alice.
    »Wir holen uns was zu essen«, sagt Adam, die Hände als Schalltrichter an den Mund gelegt.
    Noch immer erfolgt keine Reaktion, man hört nicht das leiseste Geräusch aus dem Zimmer. Die Zwillinge zucken die Achseln und marschieren zum Aufzug.
    Sie hoffen, nicht wie Kleinkinder auszusehen, halten sich jedoch automatisch an der Hand, als sie durch die kalten Straßen dieser unergründlich fremden Stadt gehen. Wo sie hingehen, wissen sie nicht, wollen sich jedoch nicht zu weit vom Hotel entfernen, um zurückzufinden. Am allerwenigsten wollen sie jemanden nach dem Weg fragen. Nein, eigentlich wollen sie am allerwenigsten auf ihre Mutter treffen. Wenn die ihr Zimmer verlassen hat und nun durch die Stadt streift, würden die beiden sie lieber nicht sehen und auch lieber keine Ahnung haben, was sie im Sinn hat.
    Euro haben sie massenhaft, weshalb sie lediglich ein Lokal finden wollen, wo es etwas zu essen gibt. Am Ufer des Flusses finden sie eine Pizzeria mit im Freien stehenden Tischen, die von einer dunkelgrünen Markise geschützt und von großen Heizstrahlern gewärmt werden. Es ist irgendwie leichter, sich an einen dieser Tische zu setzen, statt ein Lokal zu betreten. Adam und Alice sind erleichtert, dass niemand ihre Anwesenheit beanstandet. Es kommt sogar gleich eine Kellnerin mit in orangefarbene Papierservietten gewickeltem Besteck und zwei farbenprächtigen Speisekarten in Drachenform an. Zur weiteren Erleichterung der Zwillinge hat sie irgendwie erraten, dass es sich bei ihnen um Amerikaner handelt, und Karten auf Englisch mitgebracht. Die beiden wollen nicht, dass die Kellnerin sich ärgert, weil nur Kinder an einem ihrer Tische sitzen, weshalb sie jeweils eine Pizza, einen grünen Salat und eine Limo bestellen. Während sie alles aufschreibt, sagt Adam zu ihr: »Wir geben Trinkgeld.«
    Während die beiden auf ihr Essen warten, sprechen sie fast gar nicht miteinander. Sie sind wie Menschen, die auf einem zugefrorenen See sitzen und fürchten, jeden Moment könnte das Eis ächzen, knirschen und brechen, und wenn sie wagten, auch nur einen Schritt zu machen, würde das ihr Ende sein.
    Zusammen mit dem Salat und den Getränken bringt die Kellnerin einen mit einer rot-weißen Papierserviette bedeckten Brotkorb. Die beiden greifen im selben Augenblick danach, weshalb ihre Finger sich berühren.
    »Knoblauchbrot«, sagt Adam schnuppernd.
    »Wie Dad es macht.«
    »Ja.«
    »Ich muss einfach immer an ihn denken«, sagt Alice.
    »Klar«, sagt Adam. »Ich vermisse ihn auch.«
    »Oft war er ja nett.«
    »Ja, mehr oder weniger.«
    »Weißt du noch, als er …«
    Adam hält sich die Ohren zu. »Nicht jetzt«, sagt er.
    »Ich sage bloß, er hat auch viele nette Sachen gemacht.«
    »Nicht jetzt. Okay?« Adam wendet den Blick ab. Obwohl kein gutes Wetter herrscht, spazieren viele Leute am Fluss entlang, Familien, Paare, ein dürrer weißhaariger Typ, der Leggings und einen pelzgefütterten Umhang trägt und eine Krone auf dem Kopf hat wie ein verrückter alter König. Ohne sich dessen bewusst zu sein, reibt Adam sich die Brust.
    »Denk nicht darüber nach«, flüstert Alice.
    »Was wird aus uns, wenn es Mom nicht bessergeht?«, fragt er.
    »Das wird schon«, sagt Alice.
    »Wie sollen wir denn zu diesem Doktor kommen? Wir sind nicht angemeldet, wir wissen nicht mal, wo er ist.«
    Alice nickt. »Du wirst schon sehen.«
    Adam blickt auf sein Messer, und nachdem er sich vergewissert hat, dass niemand ihn beobachtet, lässt er es in seiner Jacke verschwinden.
    »Was machst du da?«, flüstert Alice.
    »Für alle Fälle«, sagt Adam.
    »Das bringt überhaupt nichts. Es ist ein Buttermesser.«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Ist doch egal. Es bringt trotzdem nichts.«
    »Was ist, wenn ich es ihr in den Hals steche?« Er fasst sich mit den Fingern an die Mulden seines eigenen Halses.
    Alice blickt ihn voller Entsetzen und Abscheu an.
    »Was sollen wir denn tun?«, fragt Adam. »Es einfach zulassen?«
    »Aber es … es ist doch Mom. Wer wird uns dann lieb haben?«
    »Ich hab ja gesagt, für alle Fälle. Meinst du, ich will so etwas tun?«
    »Sie wird uns nicht wehtun.«
    »Sie wird es nicht

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