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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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dann die Kinder betrachtet.
    »Als wir gekommen sind, war es leer. Wir haben gepachtet, wissen Sie.«
    »Ich suche nach einem Dr. Kiš«, sagt Leslie. »Dr. Slobodan Kiš.«
    »Keine Doktors hier. Dies ist ein Ort für …« Die Frau blickt zur Decke, als würde der richtige Ausdruck direkt über ihr an einem Faden hängen. »Erleuchtung. Geist und Spiritus. Keine Invasion von sogenannter Westmedizin.«
    Leslie lächelt – zumindest will sie lächeln, wenngleich die Reaktion der Frau ausdrückt, dass Leslie es lediglich geschafft hat, ihr die Zähne zu zeigen.
    »Sie wollen mich doch nicht verarschen, oder?«, fragt Leslie mit leiser Stimme.
    »Mom«, sagt Alice.
    Die Augen der Frau weiten sich, als sie sich klarmacht, was sie gerade gehört hat.
    »Tut mir leid, aber …«, sagt die Frau. Sie sieht aus, als würde es ihr plötzlich Mühe machen, ihre Yogamatte und ihre Teetasse festzuhalten.
    »Klar tut es Ihnen leid«, sagt Leslie. »Über so was weiß ich Bescheid.«
    »Mom«, sagt Alice. Sie legt die Hand auf den Rücken ihrer Mutter, mehr oder weniger zwischen die Schulterblätter.
    »Gehen wir, Mom«, sagt Adam. »Hier ist der Doktor nicht.«
    Leslie dreht sich zu ihm um und nickt. In ihren Augen steht Fassungslosigkeit, ihre Arme hängen schlaff herab. Als sie sich wieder umdreht, um etwas zu der Frau mit den orangefarbenen Haaren zu sagen, sieht sie, dass die Tür geschlossen worden ist. »Na gut. Wir können …« Sie deutet auf die Treppe, wobei sie mit der Hand einen unregelmäßigen Kreis beschreibt. »Gehen«, sagt sie schließlich.
     
    Slavoj erwartet die drei. Er hat sich eine Limo und eine Schachtel Cracker gekauft, und er liest eine slowenische Ausgabe von
Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen
. Als er Leslie und die Zwillinge kommen sieht, steigt er eilig aus, um sie zu begrüßen und die hintere Tür zu öffnen.
    »Sehr schnell«, sagt er.
    »Er war nicht da«, sagt Leslie.
    »Er ist fort«, fügt Alice hinzu.
    »Oh, tut mir leid, das«, sagt Slavoj.
    »Vielleicht kennen Sie ihn«, sagt Adam. »Dr. Kiš?«
    »Bitte?«, sagt Slavoj und runzelt die Stirn.
    »Slobodan Kiš«, sagt Leslie. Als sie den gesamten Namen nennt, huscht ein skeptischer Ausdruck über Slavojs Gesicht.
    »Nicht hier«, sagt er und schüttelt traurig den Kopf. »Sehr berühmt.« Er reibt zwei Finger an seinem Daumen, das universelle Zeichen für Geld. »Aber was dann? Viele Probleme. Die Richter anerkennen seine Beweise nicht. Und darum …« Er stößt einen leisen Pfiff aus und macht eine wellenförmige Handbewegung, um anzudeuten, dass der Arzt untergetaucht ist.
    »Verfluchte Scheiße«, sagt Leslie und blickt auf ihre Kinder. »Tut mir leid.«
    »Wir haben viele gute Doktors hier in Ljubljana«, sagt Slavoj. »Sie brauchen für …« Er klopft sich aufs Herz. »Oder für …« Er tätschelt sich den Bauch.
    »Wir brauchen Kiš«, sagt Leslie.
    Alice zuckt zusammen, so scharf ist der Tonfall ihrer Mutter. »Wie können wir ihn finden?«, fragt sie.
    Slavoj tippt sich mit dem Finger ans Kinn. »Vielleicht ich kann finden. Meine Schwester arbeitet bei Gericht von Stadt. Vielleicht da ist geschrieben, wo er …« Wieder dieser leise Pfiff, die wellenförmige Handbewegung.
     
    Slavoj braucht Zeit, um die benötigten Informationen zu besorgen, weshalb er Leslie, Adam und Alice wieder ins Hotel fährt, wo sie auf seinen Anruf warten sollen. Zur Sicherheit bleibt Leslie in ihrem Zimmer. Die Zwillinge gehen in ihr eigenes Zimmer und haben die strenge Anweisung, niemandem die Tür zu öffnen. Egal, was geschieht.
    Gegen vier Uhr nachmittags läutet bei den Zwillingen das Telefon. Sie haben abwechselnd dösend auf dem Bett gelegen und im Fernseher Musikvideos angeschaut, die ausgesehen haben, als wären sie in einem Alternativuniversum produziert worden. Die Musiker ähneln den aktuellen amerikanischen Popstars, sind den Zwillingen aber dennoch unbekannt. Adam dreht sich auf dem Bett um und nimmt ab. Es ist Leslie. »Slavoj sagt, er kommt morgen früh um … um …«, sagt sie und verstummt.
    »Wann? Um wie viel Uhr?«, fragt Adam.
    »Was kommt nach sieben?«, fragt Leslie. »Tut mir leid. Ich glaube, ich bin wirklich müde.«
    »Acht«, sagt Adam.
    »Ach ja. Und dann?«
    »Neun.«
    »Genau. Er hat gesagt, er kommt um neun.«
    »Okay. Das ist gut.«
    »Ja, das ist gut. Also … bis morgen dann. Um neun.«
    »Was ist?«, fragt Alice, als sie den Ausdruck auf dem Gesicht ihres Bruders sieht.
    »Sie hat einfach

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