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Breed: Roman (German Edition)

Breed: Roman (German Edition)

Titel: Breed: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chase Novak
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in Ljubljana eine Hochsaison gibt, ist die definitiv nicht im November –, und es sei kein Problem, den dreien zwei Zimmer direkt nebeneinander zu geben.
    »Vielleicht ist es besser, wenn wir ein wenig … Platz hätten«, sagt Leslie. »Haben Sie auch ein Zimmer, das einen Stock höher oder tiefer als das andere ist?«
    Falls der Angestellte diese Frage ein wenig merkwürdig findet, kaschiert er das gekonnt, und wenige Augenblicke später sind die Zwillinge in Zimmer 404 , während Leslie Zimmer 511 betritt. Durch ihr Fenster blickt man auf einen öffentlichen Platz, wo eine Bühne und mehrere Tribünen aufgestellt worden sind und nun leer und verlassen im kalten Morgenregen stehen. Von den Laternenpfählen schälen sich alte Plakate, die Gustav Mahler zeigen.
    »Ach, Alex, Alex, Alex«, sagt Leslie, sinkt vor dem Fenster auf die Knie und drückt sich den Saum des langen Vorhangs ans Gesicht. Zum ersten Mal seit seinem Tod lastet sein Verlust mit vollem Gewicht auf ihr, und das fühlt sich an, als würde eine riesige Hand sie zu Boden pressen, unsichtbar, unerbittlich, erbarmungslos.
     
    Im Raum riecht es noch leicht nach Zigaretten, obwohl das Zimmermädchen die Fenster offen gelassen hat. Die Wände sind weiß getüncht mit einem türkisfarbenen Zierstreifen, und es gibt nur ein Bett für beide Kinder. Auf dem Fernsehgerät liegt eine Visitenkarte für einen örtlichen Nachtclub, auf der eine Zeichnung von tanzenden Mädchen mit einem extravaganten Kopfputz aus Straußenfedern prangt. Adam nimmt die Karte in die Hand, betrachtet sie, lässt sie aus den Fingern fallen und sieht zu, wie sie zu Boden flattert.
    »Also, wenn wir Teenager werden«, sagt er.
    »Ja, genau«, sagt Alice. »Oder Pubertät haben oder wie das heißt. Das Wort mag ich sowieso nicht. Es hört sich eklig an.«
    »Wenn wir so werden wie die …«, sagt Adam. Er öffnet die Minibar und holt eine kleine Packung Toblerone heraus, die er Alice zuwirft; den Mars-Riegel behält er für sich selbst. An der Innenseite der Tür findet er Pfefferminzbonbons, ein Kartenspiel und einen Korkenzieher mit Flaschenöffner, den er nimmt und in die Gesäßtasche steckt.
    »Soll der Doktor nicht auch was für uns haben?«, fragt Alice.
    Adam zuckt die Achseln. »Wenn bloß Mr. Medoff unser Vater wäre.«
    »Der ist so tot wie Dad.«
    »Was immer passiert, Alice – wir bleiben zusammen.« Er hebt den Arm, als wollte er auf die Armbanduhr schauen, und blickt daran entlang.
    »Was machst du da?«
    »Ich schaue, ob da schon Haare wachsen.«
    »Das ist so krank, was mit den Leuten passiert«, sagt Alice. »Selbst wenn es mit uns nicht passiert, wird mir irgendwie schlecht davon.«
    Es klopft an der Tür. »Kinder?«, sagt Leslie. »Es ist Zeit zu gehen.«
    »Ich hab Angst«, sagt Alice so leise wie möglich.
    Adam zieht die Kombination aus Korkenzieher und Flaschenöffner aus der Gesäßtasche und zeigt sie Alice.
    »Die soll bloß was versuchen«, flüstert er.
     
    Slavoj fährt die drei zum Burg-Trg. Zu Fuß wäre es nur ein kurzer Spaziergang gewesen, doch mit dem Auto müssen sie auf Einbahnstraßen und Fußgängerzonen Rücksicht nehmen. Trotz der Versuche der Stadtverwaltung, den Fußgängern das Leben zu erleichtern, macht Ljubljana einen verlassenen Eindruck. Niedrige, baguetteförmige graue Wolken rasen von Westen nach Osten; über die Pflastersteine hüpfen sorglos fette, gescheckte Tauben.
    »Da ist es!«, ruft Leslie, als sie endlich den Burg-Trg erreichen. Da steht das Art-déco-Gebäude mit den zwei Statuen, die ihre Schwerter in der Hand halten.
    Die Zwillinge starren auf die Schwerter. Sie erinnern sich an ihren Lehrer und daran, wie sein Leben qualvoll Zentimeter um Zentimeter geendet hat.
    »Ich warte hier«, sagt Slavoj.
    »Es könnte eine Weile dauern«, sagt Leslie.
    »Alles ist ganz ruhig heute«, sagt er und weist mit einer Geste auf die leere Straße. Dann fügt er murmelnd hinzu: »Und in jedem anderen Tag.« Er steigt aus und eilt um seinen Wagen, um Leslie und den Kindern die Tür zu öffnen. »Ich bin hier«, sagt er und grüßt militärisch. Er scheint ein wenig außer Atem zu sein. Während seine Brust sich hebt und senkt, bläht sich das Bild von Marschall Tito auf und schrumpft wieder zusammen.
     
    Es ist, als wären Leslie und Alex erst vor ein paar Wochen oder gestern hier gewesen. Im Lauf der Jahre hat Leslie sich angestrengt, nicht an den Tag zu denken, als sie zu Dr. Kiš gegangen sind, doch nun stürmen die Erinnerungen daran

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