Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
die Stadt zu lenken.
Der Tourismus hatte gerade Hochsaison in Broken Butte. Die Wüste, die Canyons und Höhlenformationen vor der Stadt machten die Gegend zu einem beliebten Reiseziel für Sommerurlauber. Die Stadt selbst strahlte ein Wild-West-Flair aus, von den Boutiquen, Cafés und Spezialitätenläden an der Hauptstraße bis zu den Bars, Restaurants und Hotels, die den Stadtrand säumten.
Auf der einen Seite der Stadt gab es ein Krankenhaus und ein Ärztezentrum, und in den westlichen Ausläufern befanden sich außer einem kleinen Industriegebiet die Ranches der Viehzüchter.
Es war ein charmantes Städtchen, musste sie zugeben, als sie durch das Industriegebiet fuhr, das ihr für die Streife zugeteilt worden war. Dort in den Außenbezirken gab es ein paar Einfamilienhäuser, eine Wohnwagensiedlung sowie ein paar Apartmentkomplexe, aber sie hatte von den anderen Hilfssheriffs gehört, dass dieser Teil als der ruhigste der Stadt galt.
Ihr war sterbenslangweilig, aber sie tröstete sich mit der Tatsache, dass mit zunehmender Entfernung vom Stadtzentrum die Wahrscheinlichkeit sank, dass sie H . R. Alonzo über den Weg lief. Oder dass sie sich noch mehr Ärger einhandelte.
Reverend Alonzo würde so lange weiter provozieren, bis irgendein beherzter Breed beschloss, dass sie sich seine Propaganda nun lange genug angehört hatten, und ihm eine Kugel in den Kopf jagte.
Er war die Geißel der Breed-Gemeinschaft und scharte Gruppierungen von Rassisten und Blut-Puristen um sich, um gegen jeden Fortschritt zu protestieren, den die Breeds in der Gesellschaft machten. Im Moment versuchte er wieder einmal, eine Genehmigung dafür zu bekommen, gegen Megan Arness’ Ranch und das Breed-Ausbildungszentrum zu demonstrieren, das man dort aufgebaut hatte.
Megan Arness war ein weiteres Problem, und Harmony wollte mit der Empathin und ihrem Breed-Ehemann möglichst nichts zu tun haben. Letztes Jahr in Frankreich hatten die beiden sie beinah eingeholt. Weshalb sie die Verfolgung schließlich aufgaben, hatte Harmony nie erfahren, denn kurz zuvor war sie noch der Meinung gewesen, es sei aussichtslos, ihnen entkommen zu wollen.
Megan Arness konnte Harmonys Geheimnisse schneller als jeder andere auf der Welt offenlegen, wenn sie nur nahe genug an sie herankam. Harmony wusste, dass ihre Schutzschilde stark waren, aber sie kannte auch die Gerüchte um die Macht dieser Frau, Emotionen und Geheimnisse aufzudecken. Und Harmony besaß zu viele Geheimnisse.
Und dann kam noch dazu, dass Touristen manchmal einfach merkwürdig waren. Am Vortag hatte Harmony einen Diebstahl verhindert – die Rauferei mit dem kleinen Bastard, der einer jungen Mutter das Portemonnaie geklaut hatte, war verdammt lästig gewesen. Er stand unter Drogen und war stärker als normal. Sie war gezwungen gewesen, sein Gesicht in den Asphalt zu drücken, um ihn außer Gefecht setzen und festnehmen zu können.
Leider hatte sie ihm dabei die Nase gebrochen. Unabsichtlich. Verdammt, sie war es nicht gewohnt, beim Kampf Samthandschuhe zu tragen. Der kleine Dreckskerl konnte froh sein, dass er noch lebte. Stattdessen hatte er sie wegen Körperverletzung im Dienst angezeigt. Deswegen waren ihr nun die Außenbezirke der Stadt zugeteilt worden.
»Harmony, dein Navi blinkt schon wieder.« In Lance’ Stimme, die durch die Freisprechanlage des Raiders kam, schwang ein Hauch von Ärger mit. »Hast du daran rumgespielt?«
Sie verdrehte die Augen. Im Gegenteil, sie hatte es repariert.
»Ich hab’s nicht angefasst, Sheriff«, erwiderte sie, während sie mit einer Hand auf das Display des Navis tippte. »Bei mir scheint es ganz normal zu funktionieren.«
Sie warf einen Blick über die Schulter, fuhr dann auf einen leeren Parkplatz und justierte den GPS-Sender neu.
»Fang bloß nicht an, daran rumzufummeln.« Lance’ Ärger war jetzt klar und deutlich hörbar. »Wenn du zurück bist, bring es zu Davy in die Werkstatt. Sag ihm, ich will, dass er es überprüft.«
»Davy hat schon mal versucht, es in Ordnung zu bringen«, informierte sie ihn, während sie ihren Gurt löste und sich zur Seite beugte, um sich die Drähte unter dem Armaturenbrett anzusehen. »Ich könnte es mit nach Hause nehmen und es selbst reparieren.«
»Kommt überhaupt nicht infrage«, antwortete er. »Bring es in die Werkstatt. Und hör auf, an den Drähten rumzuspielen.«
Schuldbewusst zog sie die Hand unter dem Armaturenbrett hervor und starrte auf den Funkempfänger.
»Wenn das Navi aus ist, siehst du
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