Breeds: Harmonys Spiel (German Edition)
Fähigkeiten, um Beweise zu finden und die Schuldigen vor Gericht zu bringen. Es gibt Gerechtigkeit, Baby. Wenn du das Gesetz zu deinem Vorteil nutzt.«
»Während Kinder sterben.«
»Während du lebst, um so viele Verbrecher wie möglich hinter Gitter zu bringen«, schrie er zurück. »Verdammt noch mal, was wirst du auch nur einem einzigen Kind nützen, wenn du tot bist?«
»Ich rette so viele, wie ich kann.« Sie schüttelte verzweifelt den Kopf.
»Blödsinn!« Er ließ sie ebenso schnell los, wie er sie gepackt hatte. »Du weißt selbst, dass das keinen Zweck hat, Harmony. Es richtet dich nur zugrunde.«
»Ich weiß nicht, was ich sonst machen soll«, rief sie wütend. »Ich kann es nicht ertragen, Lance. Ich kann es nicht ertragen, den Schmerz in den Augen misshandelter Kinder zu sehen. Ich kann es nicht ertragen zu wissen, dass ich erschaffen und dafür benutzt wurde, auch nur einen der Menschen zu töten, die sie hätten retten können.«
Sie schlug sich die Hand vor den Mund und drehte sich von ihm weg, als Verständnis in seinem Gesicht aufblitzte.
»Die Morde, die du als Kind ausführen musstest«, sagte er hinter ihrem Rücken. »Du versuchst noch immer, sie wiedergutzumachen, stimmt’s?«
Ihre Brust war so sehr von Schmerz zusammengeschnürt, dass sie kaum atmen konnte. Eine Kältewelle überrollte ihren Körper, und sie fühlte, wie das Eis ihre Seele gefrieren ließ.
»Bei den Tötungen, die ich als Kind begangen habe, kämpften die Opfer immer für Kinder und für ihre Rechte«, flüsterte sie und schüttelte den Kopf über die Sinnlosigkeit, überhaupt daran zu denken. »Jedes einzelne. Sie waren mustergültige Eltern, und sie kämpften für Kinder, die keine Eltern hatten, die diese Bezeichnung verdienten.«
»Und glaubst du, sie würden es befürworten, dass du den Kampf, den sie begonnen haben, auf diese Weise fortsetzt?« Er legte die Arme um sie, als wüsste er von den dunklen, kalten Dingen, die sie quälten. »Wenn du irgendetwas über ihr Leben weißt, weißt du auch, dass sie das nicht gewollt hätten.«
Harmony kämpfte darum, ihren Atem unter Kontrolle zu bringen, die Sturzbäche unter Kontrolle zu bringen, die ihre Augen überfluteten. Sie war müde, geschafft von der Erregung und all den Emotionen, die sie einfach nicht mehr verstand.
»Sie starben für ihre Überzeugung«, flüsterte sie. »Sie hatten einen Verdacht, dass das Council uns heranzüchtete. Mehrere Male waren Informationen aus den Labors geschmuggelt und ihnen zugetragen worden. Bevor sie irgendeinen von uns retten konnten, wurden sie getötet. Ich habe sie getötet.«
Sie versuchte, sich von ihm loszureißen, versuchte, Distanz zwischen sich und den Mann zu bringen, der sie aus ihrem Inneren heraus schwächte.
»Du wurdest belogen und benutzt«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Das weißt du ebenso gut wie ich. Genauso wie du weißt, dass du im Begriff warst, dich selbst von innen heraus zu töten wegen des Blutes, das du vergossen hast, bevor Jonas dich erwischte. Sonst hätte er dich nämlich niemals finden können.«
»Das ist nicht wahr …«
»Es ist wahr, Baby.« Er hielt sie fest in den Armen. »Deswegen hast du das Spiel mitgemacht, das er spielt. Du hast das, was er sucht – was immer es auch ist –, gut versteckt und versucht, die Morde zu sühnen. Du weißt ebenso gut wie ich, dass du am Ende warst.«
War sie am Ende gewesen? Hatte sie irgendwie unbewusst gewollt, dass Jonas sie fand?
»Was ist es, Harmony, das Jonas sucht? Was will er so sehr, dass er dich dafür opfern würde?«
Harmony wusste genau, worauf Jonas es abgesehen hatte und was sie ihm niemals geben würde: die Informationen, die sie am Tag ihrer Flucht aus den Labors gestohlen hatte. Der letzte noch bestehende Beweis, dass der erste Katzen-Breed, der vor fast hundert Jahren erschaffen worden war, vor zehn Jahren noch gelebt hatte.
»Jonas will Rache.« Das war ein Teil der Wahrheit. »Rache für den Tod seiner Mutter.«
»Jonas ist ein kluger Mann.« Er ließ sie langsam los, sodass sie sich umdrehen konnte. »Und er ist klug genug, inzwischen die Wahrheit erkannt zu haben. Er kann ebenso gut lesen wie ich, und die Berichte der Wissenschaftler aus den anderen Labors über Dr. LaRue waren ziemlich überzeugend. Also noch einmal, was will Jonas von dir?«
Sie ließ den Blick durch die schwach erleuchtete Diele, das im Dunkeln liegende Wohnzimmer und die Küche schweifen und schluckte.
»Das kann ich dir nicht sagen«,
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