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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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hinsetzen. Wir haben
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    bekommen, was wir wollten. Der Auftritt von
    Petras Vater, der ein bisschen aussieht wie Mr
    Bean, war für uns so herrlich wie selten ein
    Telefonstreich. In den nächsten Wochen werden
    wir uns gegenseitig immer wieder an ihn
    erinnern, um uns erneut zu bepissen. Wir
    machen uns auch über Petras Lachen lustig.
    Dirk verarscht sie häufig damit, denn es klingt
    wie ein Pferdewiehern.
    Ich habe inzwischen vollkommen vergessen,
    dass ich noch vor einiger Zeit ein richtig guter
    Freund von Petra gewesen bin und wir uns sehr
    gemocht haben. Auch dass ich mich früher mit
    den anderen Mädchen gut verstanden habe und
    mit meiner Mutter sehr gut klarkam,
    stundenlang abends mit ihr am Esstisch
    zusammen gesessen und geredet habe, ist
    längst vergessen. Kaum vorstellbar, dass ich
    noch vor zwei Jahren die Sommerferien
    glücklich in Wilster verbracht habe und
    höchstens mal heimlich Schokolade aus dem
    Speiseschrank geklaut habe – und das war
    auch schon mein schlimmstes Vergehen.
    Seitdem habe ich mich ganz schön verändert.
    Bei uns Jungs geht es zu wie in einer
    Affenbande. Wir halten zusammen gegen die
    Außenwelt, doch unsere ganze Freundschaft
    besteht aus Angeberei und derben Sprüchen.
    Solange man über die Schwächen anderer
    redet, fühlt man sich selbst prima. Wir finden
    immer jemanden, den wir niedermachen und
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    über dessen «Behindertheit» wir uns amüsieren
    können. In unseren Augen sind wir von Spastis
    und Mongos, Honks und Wichsern umgeben. Ob
    nun Lehrer und Schüler von unserer oder von
    anderen Schulen, ob Brillenträger und Streber
    oder peinliche Möchtegerne – wir zerfleischen
    sie alle. Und das nur, damit wir etwas haben,
    worüber wir reden können. Über Dritte zu
    lästern schweißt zusammen und wertet das
    eigene Ego auf, zumindest scheinbar. Wir
    hassen diese Leute nicht wirklich, sondern
    ziehen nur über sie her, weil die anderen das
    auch tun und jeder sich der Gruppe anpasst. So
    ist zum Beispiel die Deichmann-Marke Victory
    inzwischen ein echter Running Gag geworden.
    Wir sind fast alle von Haus aus so wohlhabend,
    dass wir ständig die neuesten, besten,
    teuersten Schuhe und Klamotten bekommen.
    Leute, die Victory-Schuhe, von uns abfällig
    «Vicys» genannt, bei «Deichi» kaufen, weil sie
    nicht so viel Geld haben, sind in unseren Augen
    erbärmlich. Wir hingegen sehen wie echte Hip
    Hopper aus und tragen weite Hosen, Carhartt-
    Jacken und Marken-Skateboardschuhe.
    Am peinlichsten finden wir deshalb auch die
    Möchtegerne. Die Typen, die es sich zur
    Aufgabe gemacht haben, den deutschen Hip
    Hop zu «representen», und die sich im
    Fernsehen über «Realness» und «tighte Flows»
    unterhalten. Wir sagen zwar auch mal «tight»
    und «real», doch wir stehen irgendwie über
    - 48 -

    allem. Dass wir selbst eigentlich die Peinlichsten
    von allen sind, merken wir nie.
    Ich glaube aber auch, dass uns letztlich die
    Situation in unserem skurrilen Land und auf
    unserer komischen Schule so roh und
    unzufrieden mit dem Leben macht. Wir alle
    haben erfolgreiche Eltern, die versuchen, uns
    zu beeinflussen. Sie haben bestimmt, dass wir
    auf dieses Gymnasium gehen, welches das
    beste Hamburgs sein soll. Wir reden oft
    darüber, wie sehr wir diese Schule hassen.
    Jeden Tag sollen wir früh aufstehen, um in
    diesen riesigen Affenzirkus zu gehen. Dort
    sitzen wir dann den ganzen Tag in einem
    standardisierten, hässlichen Raum und müssen
    uns Sachen anhören, die uns nicht im
    Geringsten interessieren und auch nie
    interessieren werden. Am schlimmsten sind
    aber unsere Mitschüler auf unserer ach so
    ehrwürdigen und traditionsbewussten Schule,
    die sich wie gehirnamputierte Crash-Test-
    Dummies benehmen, weil sie nicht merken,
    welches Spiel sie unfreiwillig mitspielen. Zu
    Hause wollen unsere Eltern ständig mit uns
    über unsere Zukunft reden, denn mit unseren
    Leistungen und mit diesem Verhalten kann es
    ja so nicht weitergehen.
    Natürlich sehen wir ein, dass wir, um in
    dieser Gesellschaft etwas werden zu können,
    Abitur brauchen. Aber das ist doch scheiße! Nur
    die mit Abitur können was werden, die anderen
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    enden als Klempner oder Kfz-Mechaniker? Das
    ist bei uns schon ein geflügeltes Wort
    geworden: «Wenn ich es nicht schaffe, dann
    werde ich eben Kfz-Mechaniker und verdiene
    mir was dazu, indem ich in Talkshows über
    meine Nachbarn ablästere.» Obwohl wir wissen,
    dass unsere Träume von der großen weißen
    Yacht und der

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