Breit - Mein Leben als Kiffer
meine
Blättchen hervor, um mir den ersten Joint
meines Lebens zu drehen. Nach zwanzig
Minuten habe ich außer krummen Bananen, die
sofort wieder auseinander fallen, nichts
zustande bekommen.
Ich brauche Hilfe und greife zum Telefon.
«Ey, moin Florian!»
«Moin Monsen! Was geht?»
«Ich habe aus der Tiefkühltruhe meiner
Mutter einen riesigen Beutel Gras mitgehen
lassen, krieg aber keine Tüte gedreht.»
«Aus der Tiefkühltruhe deiner Mutter? Na ja,
egal, an deiner Stelle würde ich das erste Mal
jedenfalls nicht alleine kiffen. Man weiß nie, was
dabei passieren kann. Was is’n das für Zeug,
was du da hast? Bestimmt vertrocknete
Pferdekacke.»
«Willst du nicht vorbeikommen und uns ’nen
Joint drehen? Ich glaube, das Zeug könnte
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immer noch reinhauen. Sind zwar nur die
Blätter…»
«Hab ich mir doch gedacht, nichts wert. Man
raucht nur die Blüten, Alter, mit den Blättern
kannst du nichts anfangen. Das war wohl
nichts, mein Freund. Nee, Mann, ich hab keine
Zeit, muss zum Buffen. Was machst du
eigentlich in Hamburg? Wolltest du nicht in
Wilster sein?»
«Hab meine Mutter überredet, mich doch
noch nach Hamburg fahren zu lassen. Was liegt
denn so partymäßig an?»
«Was so partymäßig anliegt? Keine Ahnung.
Petra schmeißt zum Ferienende wieder ’ne
Party, aber keiner von uns ist eingeladen;
soviel ich weiß auch du nicht. Ich meld mich die
Tage mal, werd mal mit Fatin wegen dem Gras
sprechen.»
«Alles klar, hau rein, bis dann.»
Fatin ist einer der Gründe, warum wir Florian
alle so cool finden und er in der Gruppe
zusammen mit Markus den Ton angibt. Fatin ist
durch und durch Hip Hopper, kennt die
Absoluten Beginner persönlich und viele andere
Rapper auch. Er ist nicht besonders muskulös
oder so, eher flink und ein wenig verschlagen,
trägt immer eine beige Schirmmütze und
verbringt die Tage damit, Hip-Hop-Beats zu
machen und zu kiffen. Er ist Zivi, was danach
werden soll, weiß er noch nicht. Florian erzählt
ständig von ihm. Ich bin mir nicht sicher, ob
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Fatin wirklich ein Dealer ist oder einfach nur ab
und zu was an Florian verkauft. Auf jeden Fall
wird Florian ihn anrufen – und dann werde ich
endlich den ersten Joint meines Lebens
rauchen.
Im Moment sieht es nämlich nicht so aus, als
ob ich mit dem Zeug hier noch etwas
Ordentliches gebaut bekomme. Etwa zwanzig
Minuten später schaffe ich es, mir einen
krummen, aber einigermaßen rauchbaren Joint
zu drehen. Nach dem Gespräch mit Florian
glaube ich zwar nicht mehr daran, dass ich was
spüren werde, doch so ganz will ich die
Hoffnung noch nicht aufgeben. Ich zünde den
Joint an, inhaliere tief. Zehn Minuten vergehen.
Da bilde ich mir ein, etwas zu merken, und
heuchle mir selbst vor, mich zufriedener zu
fühlen. Das kann ja wohl noch nicht alles
gewesen sein. Ich nehme das Gras noch einmal
unter die Lupe und komme zu dem Schluss,
dass es sich bei meinem Fund bloß um die
Überreste einer richtigen Ernte handelt.
Scheiße. Für heute gebe ich auf und lasse den
Beutel im hintersten Winkel meines Zimmers
verschwinden.
Frische Tüten
Florian hat ein Treffen mit Fatin organisiert, und
jetzt sitzen wir bei ihm zu Hause in seinem
kleinen Zimmer auf einer harten Couch.
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Verstohlen gucke ich mich um. An der Wand
hängen zwei 2Pac- und ein Bob-Marley-Poster.
Überall stehen elektronische Geräte herum, die
Fatin wahrscheinlich zum Freestylen benutzt.
Florian macht den Deal mit ihm klar, und Fatin
geht noch ein Stück mit uns die Eppendorfer
Landstraße entlang.
«He, Florian, komm mal her. Ich muss mit dir
reden», sagt Fatin nach ein paar Metern.
«Was ist denn los?», frage ich.
«Ich muss Florian nur schnell was sagen.»
Die beiden bleiben stehen, reden kurz
miteinander.
«Was habt ihr denn besprochen?»
«Ach, nichts Wichtiges, mach dir keinen Kopf,
Kleiner», meint Fatin abwehrend, als sie zu mir
aufschließen, und verabschiedet sich von uns.
Bis Florian und ich bei mir sind, löchere ich
ihn so, wie ich meine Mutter immer löchere,
wenn ich partout etwas rauskriegen will.
«Was wollte Fatin denn? Komm, nun sag
schon!»
Ich frage so lange, bis Florian irgendwann
aufgibt und mit einem breiten Grinsen im
Gesicht sagt: «Dass ich mit dir nichts rauchen
soll, das ist nicht gut für dich, das hat er dir
angesehen.»
Solche Dinge find ich echt zum Kotzen:
Herabstufungen und Erniedrigungen. Fatin hat
es wohl nicht böse
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