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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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meine
    Blättchen hervor, um mir den ersten Joint
    meines Lebens zu drehen. Nach zwanzig
    Minuten habe ich außer krummen Bananen, die
    sofort wieder auseinander fallen, nichts
    zustande bekommen.
    Ich brauche Hilfe und greife zum Telefon.
    «Ey, moin Florian!»
    «Moin Monsen! Was geht?»
    «Ich habe aus der Tiefkühltruhe meiner
    Mutter einen riesigen Beutel Gras mitgehen
    lassen, krieg aber keine Tüte gedreht.»
    «Aus der Tiefkühltruhe deiner Mutter? Na ja,
    egal, an deiner Stelle würde ich das erste Mal
    jedenfalls nicht alleine kiffen. Man weiß nie, was
    dabei passieren kann. Was is’n das für Zeug,
    was du da hast? Bestimmt vertrocknete
    Pferdekacke.»
    «Willst du nicht vorbeikommen und uns ’nen
    Joint drehen? Ich glaube, das Zeug könnte
    - 78 -

    immer noch reinhauen. Sind zwar nur die
    Blätter…»
    «Hab ich mir doch gedacht, nichts wert. Man
    raucht nur die Blüten, Alter, mit den Blättern
    kannst du nichts anfangen. Das war wohl
    nichts, mein Freund. Nee, Mann, ich hab keine
    Zeit, muss zum Buffen. Was machst du
    eigentlich in Hamburg? Wolltest du nicht in
    Wilster sein?»
    «Hab meine Mutter überredet, mich doch
    noch nach Hamburg fahren zu lassen. Was liegt
    denn so partymäßig an?»
    «Was so partymäßig anliegt? Keine Ahnung.
    Petra schmeißt zum Ferienende wieder ’ne
    Party, aber keiner von uns ist eingeladen;
    soviel ich weiß auch du nicht. Ich meld mich die
    Tage mal, werd mal mit Fatin wegen dem Gras
    sprechen.»
    «Alles klar, hau rein, bis dann.»
    Fatin ist einer der Gründe, warum wir Florian
    alle so cool finden und er in der Gruppe
    zusammen mit Markus den Ton angibt. Fatin ist
    durch und durch Hip Hopper, kennt die
    Absoluten Beginner persönlich und viele andere
    Rapper auch. Er ist nicht besonders muskulös
    oder so, eher flink und ein wenig verschlagen,
    trägt immer eine beige Schirmmütze und
    verbringt die Tage damit, Hip-Hop-Beats zu
    machen und zu kiffen. Er ist Zivi, was danach
    werden soll, weiß er noch nicht. Florian erzählt
    ständig von ihm. Ich bin mir nicht sicher, ob
    - 79 -

    Fatin wirklich ein Dealer ist oder einfach nur ab
    und zu was an Florian verkauft. Auf jeden Fall
    wird Florian ihn anrufen – und dann werde ich
    endlich den ersten Joint meines Lebens
    rauchen.
    Im Moment sieht es nämlich nicht so aus, als
    ob ich mit dem Zeug hier noch etwas
    Ordentliches gebaut bekomme. Etwa zwanzig
    Minuten später schaffe ich es, mir einen
    krummen, aber einigermaßen rauchbaren Joint
    zu drehen. Nach dem Gespräch mit Florian
    glaube ich zwar nicht mehr daran, dass ich was
    spüren werde, doch so ganz will ich die
    Hoffnung noch nicht aufgeben. Ich zünde den
    Joint an, inhaliere tief. Zehn Minuten vergehen.
    Da bilde ich mir ein, etwas zu merken, und
    heuchle mir selbst vor, mich zufriedener zu
    fühlen. Das kann ja wohl noch nicht alles
    gewesen sein. Ich nehme das Gras noch einmal
    unter die Lupe und komme zu dem Schluss,
    dass es sich bei meinem Fund bloß um die
    Überreste einer richtigen Ernte handelt.
    Scheiße. Für heute gebe ich auf und lasse den
    Beutel im hintersten Winkel meines Zimmers
    verschwinden.
    Frische Tüten
    Florian hat ein Treffen mit Fatin organisiert, und
    jetzt sitzen wir bei ihm zu Hause in seinem
    kleinen Zimmer auf einer harten Couch.
    - 80 -

    Verstohlen gucke ich mich um. An der Wand
    hängen zwei 2Pac- und ein Bob-Marley-Poster.
    Überall stehen elektronische Geräte herum, die
    Fatin wahrscheinlich zum Freestylen benutzt.
    Florian macht den Deal mit ihm klar, und Fatin
    geht noch ein Stück mit uns die Eppendorfer
    Landstraße entlang.
    «He, Florian, komm mal her. Ich muss mit dir
    reden», sagt Fatin nach ein paar Metern.
    «Was ist denn los?», frage ich.
    «Ich muss Florian nur schnell was sagen.»
    Die beiden bleiben stehen, reden kurz
    miteinander.
    «Was habt ihr denn besprochen?»
    «Ach, nichts Wichtiges, mach dir keinen Kopf,
    Kleiner», meint Fatin abwehrend, als sie zu mir
    aufschließen, und verabschiedet sich von uns.
    Bis Florian und ich bei mir sind, löchere ich
    ihn so, wie ich meine Mutter immer löchere,
    wenn ich partout etwas rauskriegen will.
    «Was wollte Fatin denn? Komm, nun sag
    schon!»
    Ich frage so lange, bis Florian irgendwann
    aufgibt und mit einem breiten Grinsen im
    Gesicht sagt: «Dass ich mit dir nichts rauchen
    soll, das ist nicht gut für dich, das hat er dir
    angesehen.»
    Solche Dinge find ich echt zum Kotzen:
    Herabstufungen und Erniedrigungen. Fatin hat
    es wohl nicht böse

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