Breit - Mein Leben als Kiffer
Leider
habe ich mich verschätzt und fange heftig an zu
husten.
«Da hast du aber Glück gehabt, mehr Husten
bedeutet mehr Flash. Leider funktioniert das bei
mir aber schon nicht mehr», sagt Florian.
«Wisst ihr, Leute, für mich ist das schon
Routine. Meine Güte, wenn ich mich
zurückerinnere, wie viele Joints ich schon
geraucht habe», äfft Jan Florian nach.
«Ich mein’ doch nur wegen der Ziesen, musst
ja nicht gleich übertreiben, Jan.»
Ich habe inzwischen meinen dritten und, weil
die anderen abgelenkt waren, schnell noch
heimlich einen vierten Zug genommen.
«Es wird alles größer, Leute, dieses
angenehme Gefühl zieht sich von meinen
Zehenspitzen bis in meinen Kopf. Merkt ihr das?
Das, genau das hat Bob Marley und 2Pac ihre
Texte schreiben lassen. Fühlt ihr das? Spürt ihr,
was ich spüre?»
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Die drei sind in meinem Sofa versunken und
nehmen nicht gerade viel Anteil an dem, was
ich ihnen nahe zu bringen versuche.
«Wir wissen genau, was du meinst, Monsen»,
murmelt Jan, dabei ist offensichtlich, dass er
gar nicht richtig hingehört hat.
Ist mir aber auch egal. Wir liegen
zurückgelehnt da, träumen vor uns hin und
genießen den Flash. Nach einer Weile richtet
Markus sich auf, weil er gelbe Post-its auf
meinem Tisch entdeckt hat, und fängt an, sie
sich überall ins Gesicht zu kleben. Wir alle
müssen laut losprusten vor Lachen, und ich
merke dabei, wie die Anspannung, die sich in
den Sommerferien mit meiner Mutter
aufgestaut hat, langsam von mir abfällt. Ich
lache mich aus der Welt und fühle mich leicht
und schwer zugleich. Leicht komme ich mir vor,
weil meine Gedanken unaufhaltsam und wie
Federn von einem Ort zum anderen fliegen
können und ich mich an viele schöne Dinge
erinnere, zum Beispiel geile Hip-Hop-Konzerte.
Schwer komme ich mir vor, wenn ich auf
meinen Körper achte, der mit mir bequem auf
dem Sofa sitzt. Mir wird schlagartig bewusst,
dass ich mir noch viel mehr vorstellen könnte,
die Farben und Orte vor meinem inneren Auge
noch viel leuchtender und detailreicher sein
könnten. Ich könnte mit offenen Augen
träumen und die großartigsten Dinge sehen und
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erleben, ohne mein Sofa zu verlassen, wenn ich
mehr kiffen würde.
«Amon, lass mal jetzt eine von den
Chinokkensuppen fraatzen.»
«Na, haste ’n Fressflash, du alter Profikiffer?»
«Ja, geht klar. Bleibt einfach hier, ich bring
den Scheiß her.»
Irgendwer dreht die Musik lauter. Ich
erschrecke ein bisschen, als ich aufstehe und
merke, wie unsicher mein Gang geworden ist.
Der Raum scheint riesiger und riesiger zu
werden. Der Eindruck wirkt verstärkt durch die
vielen Spiegel, die hier überall hängen. Es gibt
sie in allen Größen, kleine und große Kacheln
und auch mannshohe Spiegel.
Neben dem Spiegelschrank, in dem das
Silber von meiner Großmutter liegt, führt eine
Treppe zu einer kleinen Empore, wo meine
Mam schläft. Von dort oben kann man auf alle
runtergucken. Am Geländer hängen zwei große
weiße Engel. Ich setze das Wasser auf und
blättere ein bisschen in den Zeitschriften und
Büchern meiner Mutter, die auf der Treppe
rumliegen. Plötzlich habe ich das Gefühl, als
hätte ich genau diesen Moment mit den Engeln,
dem Wasser und der Treppe schon einmal
erlebt oder ihn schon einmal genau so
geträumt.
«Was für ein geiler Flash», sage ich laut.
Ich glaube, mir ist noch nie aufgefallen, wie
schön die Spiegel in diesem großen, weißen,
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hellen Zimmer wirken. Sie erzeugen den
berühmten Blick in die Unendlichkeit. Ich
schlage ein Gartenbuch auf. Wie cool, dass mir
gerade dieser Band in die Hände gefallen ist.
Ich entdecke darin das Bild einer zehn Meter
hohen Pflanzenskulptur aus Büschen in Form
eines Gesichts, aus dessen Mund Wasser
spritzt. Die Büsche schillern in psychedelischen
Farben. Vor allem die zackigen Haare des
Pflanzengesichts leuchten besonders eigenartig,
berauschend. Ich starre darauf und fange an zu
träumen, stelle mir vor, wie mir das Wasser aus
dem Mund des Pflanzenclowns auf den Kopf
sprudelt…
Klack. Das Wasser hat gekocht.
«Hier, Jungs.»
Während die anderen noch immer laut und
hektisch über deutschen Hip Hop diskutieren,
lehne ich mich zurück und träume weiter.
Endlich ist es passiert. Endlich weiß ich, wie es
ist, breit zu sein oder, wie Florian sagen würde,
stoned. Ich habe es mir ein bisschen extremer,
ekstatischer vorgestellt, aber eigentlich bin ich
ganz
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