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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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es sich
    wünscht. Dafür ist mein Schmerz zu groß.
    Zu meinem Glück wechselt Katrin noch vor
    den großen Ferien auf eine andere Schule.

Altes Gras
    Endlich Sommerferien! Nur langsam habe ich
    mich von dem ebenso traurigen wie
    erbärmlichen Liebesgeplänkel mit Katrin erholt.
    Was für ein dummer Junge ich doch bin. Mache
    Telefonstreiche bei wehrlosen Frauen und gebe
    mich zwei Monate einer Beziehung zu einem
    Mädchen hin, das ich eigentlich gar nicht geliebt
    habe. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich
    mir meine Gefühle für Katrin die ganze Zeit nur
    eingebildet.
    Aber jetzt schöpfe ich neuen Lebensmut und
    bin voller Tatendrang. Es geht mir wieder
    richtig gut. Der peinliche Amon von gestern,
    der sich benimmt wie ein Kindergartenkind, laut
    und dumm, ist Geschichte. Dadurch, dass ich
    die Sache mit Katrin verarbeitet habe, fühle ich
    mich viel erwachsener, erfahrener. Ich
    beschließe, mir nicht mehr alles gefallen zu
    lassen, sondern endlich mein Ding
    durchzuziehen. Ich will ein emanzipierter,
    cooler Hip Hopper werden, meine Kreativität in
    die richtigen Bahnen lenken. Ich will nicht mehr
    stumpfsinnig meine Tage vor dem Computer
    verbringen. Ich will mehr. So wie die Älteren
    - 68 -

    aus meiner Schule will ich sein, souverän,
    lässig. Indem ich mitleidig auf den Amon
    heruntergucke, der ich vor kurzem noch
    gewesen bin, glaube ich, mich von allen
    Schwächen und Unsicherheiten befreien zu
    können. Die Ereignisse der letzten zwei Monate
    kommen mir vor, als wären sie bereits zwei
    Jahre her.
    Ich fühle mich wie eine Schlange, die ihre
    alte Haut abwirft.
    Das, was man Jugend nennt, wird jetzt
    richtig losgehen, das weiß ich. Ich werde mir
    bessere oder zumindest andere, richtige
    Freunde suchen, schöne Mädchen küssen und
    so viel trinken, bis ich nicht mehr kann. Diese
    Ferien werden großartig, berauschend und wild,
    da bin ich mir sicher.
    Doch welch zum Himmel stinkende
    Ungerechtigkeit! Was für eine Enttäuschung!
    Ich werde den Startschuss zu meinem neuen
    Leben verpassen, weil ich sechs Wochen in
    einem großen Haus mit einem riesigen Garten
    eingesperrt sein werde, während meine Mam
    sich als gärtnernde Wühlmaus betätigt und
    meine Großmutter den ganzen Tag Kuchen
    backt. Meine Mutter zwingt mich, in den Ferien
    mit nach Wilster aufs Land zu fahren.
    Scheiße, ich will nicht weg aus der Großstadt.
    Da verpasse ich die besten Partys! In den
    Sommerferien erleben die anderen immer die
    geilsten Geschichten, fahren gemeinsam in den
    - 69 -

    Urlaub, treffen sich an der Alster oder auf dem
    Kiez. Schon nach den letzten Ferien musste ich
    mir voller Neid die besten Storys anhören.
    «Bitte, Mam, doch nicht gerade jetzt», flehe
    ich sie an. «Die wichtigsten Partys meines
    Lebens warten auf mich. Ich will genau wie die
    anderen meine Jugend genießen. Das ist doch
    ganz normal. Sei nicht so unfair zu mir. Die
    sind doch eh schon alle viel weiter als ich.
    Bitte!»
    «Nein, wir fahren nach Wilster, das habe ich
    so beschlossen, und du kommst mit. Du kannst
    ja die letzten beiden Wochen zu deinem Vater
    fahren. Außerdem brauche ich deine Hilfe im
    Garten, und deine Großmutter wäre auch sehr
    enttäuscht, wenn du nicht mitkämst.»
    «Ich bin zu alt für Ferien auf dem Bauernhof,
    Mam! Das ist doch echt 'ne beschissene
    Nummer.»
    Doch diesmal ist alle Widerrede zwecklos. Ich
    werde wohl oder übel vier Wochen lang nichts
    weiter sehen als Kühe, Schafe und Senioren,
    die Fahrrad fahren.
    «Du kannst dir ja einen Freund einladen. Was
    ist denn mit Christian? Von dem hast du schon
    lange nichts mehr erzählt. Was macht der
    eigentlich?»
    «Sicher keine Ferien auf dem Bauernhof.»
    Es kommt, wie es kommen muss. Meine Mutter
    macht mir zwar ständig Vorschläge für Ausflüge
    - 70 -

    und will mich zu Wattwanderungen und was
    weiß ich überreden, aber ich wimmle sie ab. Am
    Abend beschwert sie sich dann immer, dass ich
    den ganzen Tag vor dem Fernseher oder dem
    Computer hocke. Sie sagt, ich soll mein
    bleiches Gesicht in die Sonne halten. Die frische
    Luft und das traumhafte Wetter tun auch
    meinen Pickeln gut. Selbst wenn ich nur einen
    einzigen Pickel habe, macht sie mich sofort
    darauf aufmerksam, indem sie erst lange
    daraufstarrt und dann anfängt, mein Gesicht zu
    befummeln. Natürlich nehmen wir uns auch oft
    in den Arm, aber diese Pickelfummelei ist echt
    erniedrigend.
    Im Moment habe ich viele Pickel, und Mam
    überredet mich, im Dorf zur Kosmetikerin zu
    gehen.

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