Breit - Mein Leben als Kiffer
davon aber nicht abhängig,
oder?», fragt Markus.
Ich weiß genau, dass Markus bereits alles
Wissenswerte übers Kiffen im Internet gelesen
hat, und jetzt tut er mal wieder so, als hätte er
keine Ahnung.
«Ich meine keine körperliche Abhängigkeit
wie bei Koks oder Heroin, oder? Ich meine,
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wenn wir jetzt ab und zu einen bartzen, enden
wir nicht automatisch als Junkies, oder?»
«Natürlich macht das abhängig, was glaubst
du, warum die in Jamaika alle so drauf sind?»,
antwortet Florian.
«Markus will wissen, ob man danach so
geflasht ist, dass man alles dafür tun wird, um
wieder zu kiffen», wirft Jan ein.
«Jungs, haltet doch einfach mal alle die
Klappe, damit wir uns den wirklich wichtigen
Dingen im Leben widmen können: Drugs, Sex
and Rock ’n’ Roll», sage ich mit möglichst
bedeutungsschwangerem Unterton.
«Ich hab zwar schon gebartzt, aber Sex
würde ich immer noch vor Drugs stellen», wirft
Florian ein.
«Schluss mit dem Gelaber, nun gib mal her
das Teil und lass es mich anzünden», sagt
Markus.
Schon bei unserem ersten Joint verkündet
Florian eine der Regeln, die uns unsere
gesamte Kifferzeit begleiten werden: Bauer ist
Hauer. Derjenige, der den Joint gebaut hat,
bestimmt die Anzahl der Züge, die jedem
zustehen. Von dieser Regel wird es nie eine
Ausnahme geben.
Markus, Jan und ich schauen alle wie gebannt
auf Florians Mund, wo sich der große, pralle
Joint befindet. Für uns hat er in diesem Moment
eine enorme Bedeutung, unser gesamtes Glück
hängt davon ab. Von dieser harmlos
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aussehenden Substanz erhoffen wir uns
Entspannung und Ablenkung vom quälenden
Schulalltag mit all seinen in unseren Augen
erniedrigenden Pflichten und Unerfreulichkeiten.
Wir werden frei und glücklich sein wie Bob
Marley oder die Hippie-Generation und so
inspiriert wie 2Pac oder die Beginner.
Womöglich rechnet der eine oder andere von
uns auch gar nicht mit alldem, sondern will es
nur ausprobieren und weiß, dass es kein alles
ermöglichendes Wunderkraut ist. Ich jedenfalls
erwarte viel.
Florian zieht lange und kräftig am Joint.
Wahrscheinlich will er uns beeindrucken. Als er
hustet, muss ich grinsen.
«Gib mal gleich weiter», drängt Markus.
«Boahhhh! Ich glaube, das ist der heftigste
Joint, an dem ich je gezogen hab, ich hab auch
richtig viel reingetan.»
«Und, bist du breit?», fragt Jan ihn.
«Nee, Mann, ich bin ganz schön high, breit
sagt man nur, wenn man gealkt hat.»
«Ich finde, man kann sagen, was man will.
Wenn ich besoffen bin, bin ich besoffen und
nicht breit», erwidere ich.
«Scheiß drauf, Leute, lasst uns die Bude auf
den Kopf stellen, wir sind jung und haben hier
einen kleinen Beutel voll mit grünen
Glücksbringern am Start», sagt Florian, gibt
den Joint an Markus weiter und stößt einen
Freudenschrei aus.
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«Digger, du darfst aber auch nur dreimal
ziehen, so wie Florian», sage ich.
«Nein, zweimal, ein Zug geht fürs Anmachen
drauf.»
Markus zieht, hustet und zieht in schneller
Abfolge gleich noch dreimal, während Jan und
ich auf ihn einschreien, dass er den Joint
weitergeben soll.
«Das waren doch nur ganz kurze, is’ ja gut,
ich geb ihn euch ja schon. Ihr seid ja wie die
wilden Tiere.»
Markus’ Gesichtsausdruck verändert sich
schnell, das Gras tut seine Wirkung. Er sieht
sofort bekifft aus. Jan raucht schon etwas
länger Zigaretten und hustet nicht, während er
zieht.
«Es ist wirklich ein echt derbe cooles
Gefühl», murmelt Markus mit halb
geschlossenen Augen vor sich hin.
«Ich dachte immer, dass es beim ersten Mal
nicht richtig wirkt, doch es ist echt derbe cool.»
«Ich merk noch nichts», meint Jan.
«Das is’ vielleicht, weil Markus gehustet hat,
dann haut es mehr rein, weil sich die
Kapillargefäße öffnen.»
«Ach nee, hört euch den Profikiffer an.»
«Ihr seid euch aber sicher, dass das Zeug
nicht…»
«Ach, halt die Fresse», sagt Jan zu Markus
und reicht endlich den Joint an mich weiter. Ich
will mir nicht die Blöße geben und anfangen zu
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husten, deshalb ziehe ich besonders vorsichtig.
Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich den
Geschmack von brennenden Hanfblüten im
Mund. Er ist streng und schwer, aber
gleichzeitig interessant und vollkommen neu
und anders. Es riecht ein bisschen so wie ein
Lagerfeuer, nachdem man Blätter reingeworfen
hat. Ich merke, ich vertrage das Zeug ganz gut,
und nehme einen zweiten, tieferen Zug.
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