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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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davon aber nicht abhängig,
    oder?», fragt Markus.
    Ich weiß genau, dass Markus bereits alles
    Wissenswerte übers Kiffen im Internet gelesen
    hat, und jetzt tut er mal wieder so, als hätte er
    keine Ahnung.
    «Ich meine keine körperliche Abhängigkeit
    wie bei Koks oder Heroin, oder? Ich meine,
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    wenn wir jetzt ab und zu einen bartzen, enden
    wir nicht automatisch als Junkies, oder?»
    «Natürlich macht das abhängig, was glaubst
    du, warum die in Jamaika alle so drauf sind?»,
    antwortet Florian.
    «Markus will wissen, ob man danach so
    geflasht ist, dass man alles dafür tun wird, um
    wieder zu kiffen», wirft Jan ein.
    «Jungs, haltet doch einfach mal alle die
    Klappe, damit wir uns den wirklich wichtigen
    Dingen im Leben widmen können: Drugs, Sex
    and Rock ’n’ Roll», sage ich mit möglichst
    bedeutungsschwangerem Unterton.
    «Ich hab zwar schon gebartzt, aber Sex
    würde ich immer noch vor Drugs stellen», wirft
    Florian ein.
    «Schluss mit dem Gelaber, nun gib mal her
    das Teil und lass es mich anzünden», sagt
    Markus.
    Schon bei unserem ersten Joint verkündet
    Florian eine der Regeln, die uns unsere
    gesamte Kifferzeit begleiten werden: Bauer ist
    Hauer. Derjenige, der den Joint gebaut hat,
    bestimmt die Anzahl der Züge, die jedem
    zustehen. Von dieser Regel wird es nie eine
    Ausnahme geben.
    Markus, Jan und ich schauen alle wie gebannt
    auf Florians Mund, wo sich der große, pralle
    Joint befindet. Für uns hat er in diesem Moment
    eine enorme Bedeutung, unser gesamtes Glück
    hängt davon ab. Von dieser harmlos
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    aussehenden Substanz erhoffen wir uns
    Entspannung und Ablenkung vom quälenden
    Schulalltag mit all seinen in unseren Augen
    erniedrigenden Pflichten und Unerfreulichkeiten.
    Wir werden frei und glücklich sein wie Bob
    Marley oder die Hippie-Generation und so
    inspiriert wie 2Pac oder die Beginner.
    Womöglich rechnet der eine oder andere von
    uns auch gar nicht mit alldem, sondern will es
    nur ausprobieren und weiß, dass es kein alles
    ermöglichendes Wunderkraut ist. Ich jedenfalls
    erwarte viel.
    Florian zieht lange und kräftig am Joint.
    Wahrscheinlich will er uns beeindrucken. Als er
    hustet, muss ich grinsen.
    «Gib mal gleich weiter», drängt Markus.
    «Boahhhh! Ich glaube, das ist der heftigste
    Joint, an dem ich je gezogen hab, ich hab auch
    richtig viel reingetan.»
    «Und, bist du breit?», fragt Jan ihn.
    «Nee, Mann, ich bin ganz schön high, breit
    sagt man nur, wenn man gealkt hat.»
    «Ich finde, man kann sagen, was man will.
    Wenn ich besoffen bin, bin ich besoffen und
    nicht breit», erwidere ich.
    «Scheiß drauf, Leute, lasst uns die Bude auf
    den Kopf stellen, wir sind jung und haben hier
    einen kleinen Beutel voll mit grünen
    Glücksbringern am Start», sagt Florian, gibt
    den Joint an Markus weiter und stößt einen
    Freudenschrei aus.
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    «Digger, du darfst aber auch nur dreimal
    ziehen, so wie Florian», sage ich.
    «Nein, zweimal, ein Zug geht fürs Anmachen
    drauf.»
    Markus zieht, hustet und zieht in schneller
    Abfolge gleich noch dreimal, während Jan und
    ich auf ihn einschreien, dass er den Joint
    weitergeben soll.
    «Das waren doch nur ganz kurze, is’ ja gut,
    ich geb ihn euch ja schon. Ihr seid ja wie die
    wilden Tiere.»
    Markus’ Gesichtsausdruck verändert sich
    schnell, das Gras tut seine Wirkung. Er sieht
    sofort bekifft aus. Jan raucht schon etwas
    länger Zigaretten und hustet nicht, während er
    zieht.
    «Es ist wirklich ein echt derbe cooles
    Gefühl», murmelt Markus mit halb
    geschlossenen Augen vor sich hin.
    «Ich dachte immer, dass es beim ersten Mal
    nicht richtig wirkt, doch es ist echt derbe cool.»
    «Ich merk noch nichts», meint Jan.
    «Das is’ vielleicht, weil Markus gehustet hat,
    dann haut es mehr rein, weil sich die
    Kapillargefäße öffnen.»
    «Ach nee, hört euch den Profikiffer an.»
    «Ihr seid euch aber sicher, dass das Zeug
    nicht…»
    «Ach, halt die Fresse», sagt Jan zu Markus
    und reicht endlich den Joint an mich weiter. Ich
    will mir nicht die Blöße geben und anfangen zu
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    husten, deshalb ziehe ich besonders vorsichtig.
    Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich den
    Geschmack von brennenden Hanfblüten im
    Mund. Er ist streng und schwer, aber
    gleichzeitig interessant und vollkommen neu
    und anders. Es riecht ein bisschen so wie ein
    Lagerfeuer, nachdem man Blätter reingeworfen
    hat. Ich merke, ich vertrage das Zeug ganz gut,
    und nehme einen zweiten, tieferen Zug.

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