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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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ich einfach, dass mir
    das nicht beim Lernen hilft.
    - 74 -

    Meine Mutter hat ja eigentlich Recht, Sonne
    und blauer Himmel sind schon was Geiles.
    Trotzdem fühle mich leer. Ich sehe den blauen
    Himmel und die Sonne nur, wenn ich am
    Nachmittag in der Dachbodenkammer auf dem
    verstaubten Bett sitze, heimlich rauche und mir
    dabei einen runterhole. Die Kombination von
    Zigaretten und Sex ist im Moment das Beste,
    was ich mir vorstellen kann. Ich habe extra
    zwei Ausgaben des Playboy mitgenommen.
    Auf unserem Dachboden stehen Hunderte
    von Kisten mit alten Spielsachen und den
    verrücktesten Gegenständen. In einer von
    ihnen finde ich eine bunte Jamaikamütze, wie
    sie die Rastafaris tragen. Wahrscheinlich hat sie
    meinem Vater gehört. Ich setze sie auf und
    fühle mich ziemlich cool damit. Später, wenn
    ich mal Geld habe, werde ich die große
    Bodenkammer ausbauen und ein Chiller-Studio
    daraus machen. Mit langen Hängematten,
    einem Hochbett und einer eigenen Küche. Doch
    wer soll da mit mir chillen und Musik machen
    oder Filme schneiden? Ich kenne ja fast nur
    Spacken.
    Und doch ist der Gedanke verlockend, meine
    Träume von einem erfolgreichen Regisseurleben
    weiterzuspinnen. Nach der Schule will ich
    unbedingt auf die Filmhochschule gehen, um
    endlich selbst meine ganzen Ideen zu
    verwirklichen.
    - 75 -

    Nach zwei Stunden Träumerei auf dem
    Dachboden ist mir nach einem Eis, und ich gehe
    in den Keller. Als ich in die Tiefkühltruhe
    schaue, traue ich meinen Augen kaum. Nie
    wieder in meinem ganzen Leben werde ich so
    überrascht sein. Tief unten finde ich nämlich
    kein Eis, sondern einen überdimensionalen
    Beutel mit gefrorenem Gras. Ich fühle mich wie
    in einem dieser Filme, wenn die Hauptfigur
    plötzlich eine große Tüte mit Drogen in die
    Finger bekommt und es erst mal mit der Angst
    zu tun kriegt. Wo zum Teufel kommen diese
    Unmengen von Gras her? Egal. Meine Mutter
    werde ich schon mal nicht fragen, denn dann
    dürfte ich es nicht mitnehmen. Als ich weiter
    rumkrame, entdecke ich noch zwei weitere
    Beutel.
    Wie verflucht viel Schwein muss man
    eigentlich haben, um einen solchen Glücksgriff
    zu landen! Ich kann vor lauter Freude gar nicht
    mehr aufhören zu grinsen und vor mich hin zu
    trällern.
    «Drei supergroße Beutel Gras … dum di dum
    … supergroße Beutel Gras … schubi dubi du wab
    … nur für mich … dab dab … all das Gras, nur
    für mich … schubi duuuuu!»
    Ich nehme einen der Beutel mit nach oben
    und verstecke ihn in meinem Zimmer. Es wäre
    eine Katastrophe, wenn er meiner Mutter oder,
    noch schlimmer, meiner Großmutter in die
    Hände fallen würde. Meine Großmutter nennt
    - 76 -

    mich ja immer noch Amonchen und sieht in mir
    einen ganz anderen Menschen als den, der ich
    wirklich bin.
    Aus Angst, erwischt zu werden, traue ich
    mich nicht, hier schon den Beutel zu öffnen,
    und warte lieber damit, bis ich wieder zu Hause
    in Hamburg bin.
    Die Ferien vergehen nur langsam und trotz
    Internet und Fernseher äußerst zäh. Nachdem
    ich meine Mutter vier Wochen lang weich
    geklopft habe, erlaubt sie mir letztlich doch, die
    letzten vierzehn Tage der Ferien alleine in
    Hamburg zu verbringen. Endlich weg aus der
    Einöde! Ich kann mein Glück kaum fassen.
    Am Hamburger Hauptbahnhof kaufe ich
    meine ersten Blättchen. OCB haben sie nicht,
    also nehme ich Smoking. Ich weiß, worauf es
    ankommt, weil ich schon viel übers Kiffen
    gehört und gelesen habe. Vor allem Florian
    habe ich genau ausgefragt, seit er damals nach
    der Skifreizeit von den «Kopfschüssen» erzählt
    hat.
    «OCB, das sind die besten Blättchen, und als
    Filter nimmt man Partyflyer», hat er bereitwillig
    erklärt. Gekifft wird überall, und jeder, der
    einigermaßen normal ist, kifft regelmäßig,
    gelegentlich oder hat es wenigstens schon mal
    ausprobiert. Man sieht Kiffer im Park und riecht
    das Hasch auf Konzerten, man hört davon in
    Raptexten und kann Kiffer in Filmen
    beobachten, und man bekommt es an der
    - 77 -

    Schule mit, dass die Leute kiffen. Kiffen gehört
    einfach dazu, wenn man jung ist.
    Wieder zu Hause, mache ich mir erst mal
    einen Tee. Keinen normalen natürlich, sondern
    einen Gras-Tee à la carte. Noch im Stehen
    nippe ich ein paar Mal daran und warte. Als ich
    nichts spüre, trinke ich die Tasse in einem Zug
    aus, setze mich auf mein rotes Sofa und warte.
    Lese weiter in Illuminatus und warte. Es
    passiert gar nichts, obwohl ich Unmengen von
    dem Zeug reingetan habe. Also hole ich

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