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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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die Hände und
    sieht uns kritisch an.
    «Das ist aber ziemlich vernünftig, Klaus.»
    Mit diesem Kommentar macht sich meine
    Mam schnell wieder unbeliebt bei mir, denn
    wenn sie mit meinen Freunden so redet und
    ihnen ständig Komplimente macht, reagiere ich
    allergisch. Zu Florian hat sie sogar mal gesagt,
    dass er gut aussieht. Wie peinlich!
    Zum Abendessen dürfen Klaus und ich eine
    halbe Flasche Wein trinken, also feiern wir ein
    bisschen und gehen dann früh schlafen.
    - 110 -

    «Unser Hobby: uns gegenseitig zu
    verführen» – Das regelmäßige Kiffen
    beginnt

Wasserpfeifen und Partystress
    «Tighter shit, Monsen! Deine Mam ist ja echt
    cool drauf.»
    «Ja, ich weiß. Das ist total krass. Die sind
    echt stylisch, die Teile.»
    «Okay, bin dann in ’ner halben Stunde bei
    dir, ich bring auch Mucke mit, können wir dann
    ja über Kopfhörer hören. Ist schon besser, dass
    wir rausgehen, wenn sie da ist. Bis gleich.»
    «Ja, ich weiß schon, wo wir hinkönnen, bis
    dann.»
    Markus sagt, er sei durch Zufall an Gras
    gekommen, und ich habe den neuen
    Tiefkühlbeutel nochmal unter die Lupe
    genommen und mit viel Mühe einen kleinen
    Rest Blüten zusammengetragen.
    Wir wollen heute die jamaikanischen
    Wasserpfeifen ausprobieren. Es ist Mittwoch,
    und meine Mutter arbeitet heute
    unüblicherweise mal von zu Hause aus. Auch
    wenn Mam mir das Kiffen nicht richtig verboten
    hat, muss ich es doch nicht direkt vor ihrer
    Nase tun. Noch dazu mitten in der Woche!
    Heute ist sie sowieso etwas gereizt, weil wir uns
    - 111 -

    vorhin mal wieder übers Aufräumen gestritten
    haben.
    Bis Markus da ist, mache ich also aus dem
    Chaos in meinem Zimmer ein riesiges Mega-
    Ultra-Chaos. Ich werfe alles auf verschiedene
    Haufen auf den Boden. Um aufräumen zu
    können, muss ich erst noch mehr Unordnung
    veranstalten, sonst würde ich nie aufräumen.
    Erst wenn es wirklich unerträglich wird, weil ich
    ständig auf etwas trete und mich selbst schon
    vor dem ganzen Durcheinander ekele, kann ich
    mich zum Aufräumen aufraffen. Das, was
    meine Mutter Chaos nennt, ist für mich normale
    Unordnung. Wir streiten in letzter Zeit immer
    öfter, vor allem, weil ich mich nicht genug um
    die Schule kümmere und zu spät ins Bett gehe.
    Andererseits weiß ich, dass sie Recht hat. Ich
    sitze bis spät in der Nacht vor dem Computer
    und spiele irgendwelche Ego Shooter. Meine
    Noten sind in allen Fächern schlechter
    geworden. Die Schule kotzt mich an. In den
    Pausen darf ich mir anhören, wer welches Tor
    geschossen hat und wieso BMW einfach die
    geilsten Autos herstellt. In den Stunden schlafe
    ich vor lauter Langeweile und Abneigung
    gegenüber den roboterähnlichen Lehrern fast
    ein. Nur Deutsch und Fächer wie Ethik und
    manchmal auch Geschichte sind ganz cool.
    Liebe Schüler, heute lernen wir etwas über
    Demokratie. Scheindemokratie und
    Scheißdemokratie hätte ich gerne gerufen, das
    - 112 -

    ist doch alles Betrug. Auch wenn ich mit
    achtzehn wählen darf, kann ich nichts, und
    zwar gar nichts wirklich verändern. Würden die
    Politiker über alle Entscheidungen das Volk
    abstimmen lassen, wären die meisten schon
    längst vollkommen frustriert, weil sie ihren
    Machtallüren keinen freien Lauf lassen könnten.
    Und dann erzählen sie uns in der Schule, wie
    toll unsere Demokratie ist.
    Ich schwänze immer öfter und erzähle
    meiner Mutter irgendwas von schrecklichen
    Kopf- und Bauchschmerzen oder zeige ihr das
    Fieberthermometer, das ich vorher gegen die
    Heizung gehalten habe. Wahrscheinlich ahnt
    sie, dass ich ihr etwas vorspiele, will aber nicht
    noch mehr Streit. Ich kann neuerdings sehr
    energisch werden.
    Wenn Katrin mir von ihren
    Minderwertigkeitsgefühlen erzählt hat, habe ich
    mich immer als Psychologe aufgespielt und ihr
    gute Ratschläge erteilt. Ich wollte mir nicht
    eingestehen, dass ich selbst ständig an die
    Jungs denke und daran, was sie wirklich von
    mir halten und was ich ihnen wert bin.
    Andauernd mache ich mir Gedanken darüber.
    Ich will weg. Nicht weg aus Hamburg oder aus
    unserer Wohnung, sondern weg aus der
    begrenzten Landschaft meines Geistes, in der
    ich träge vor mich hinwandele. Wenn LSD legal
    und nicht so gefährlich wäre, würde ich es
    regelmäßig nehmen, um in mir eine ganz neue
    - 113 -

    Welt zu erreichen. Eine Welt, in der ich frei bin
    von all den unwichtigen Gedanken und
    Ängsten.
    Meine Mutter kommt rein.
    «Um Gottes willen, Amon, was machst du
    denn da?»
    «Was denkst du? Ich räume

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