Breit - Mein Leben als Kiffer
die Hände und
sieht uns kritisch an.
«Das ist aber ziemlich vernünftig, Klaus.»
Mit diesem Kommentar macht sich meine
Mam schnell wieder unbeliebt bei mir, denn
wenn sie mit meinen Freunden so redet und
ihnen ständig Komplimente macht, reagiere ich
allergisch. Zu Florian hat sie sogar mal gesagt,
dass er gut aussieht. Wie peinlich!
Zum Abendessen dürfen Klaus und ich eine
halbe Flasche Wein trinken, also feiern wir ein
bisschen und gehen dann früh schlafen.
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«Unser Hobby: uns gegenseitig zu
verführen» – Das regelmäßige Kiffen
beginnt
Wasserpfeifen und Partystress
«Tighter shit, Monsen! Deine Mam ist ja echt
cool drauf.»
«Ja, ich weiß. Das ist total krass. Die sind
echt stylisch, die Teile.»
«Okay, bin dann in ’ner halben Stunde bei
dir, ich bring auch Mucke mit, können wir dann
ja über Kopfhörer hören. Ist schon besser, dass
wir rausgehen, wenn sie da ist. Bis gleich.»
«Ja, ich weiß schon, wo wir hinkönnen, bis
dann.»
Markus sagt, er sei durch Zufall an Gras
gekommen, und ich habe den neuen
Tiefkühlbeutel nochmal unter die Lupe
genommen und mit viel Mühe einen kleinen
Rest Blüten zusammengetragen.
Wir wollen heute die jamaikanischen
Wasserpfeifen ausprobieren. Es ist Mittwoch,
und meine Mutter arbeitet heute
unüblicherweise mal von zu Hause aus. Auch
wenn Mam mir das Kiffen nicht richtig verboten
hat, muss ich es doch nicht direkt vor ihrer
Nase tun. Noch dazu mitten in der Woche!
Heute ist sie sowieso etwas gereizt, weil wir uns
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vorhin mal wieder übers Aufräumen gestritten
haben.
Bis Markus da ist, mache ich also aus dem
Chaos in meinem Zimmer ein riesiges Mega-
Ultra-Chaos. Ich werfe alles auf verschiedene
Haufen auf den Boden. Um aufräumen zu
können, muss ich erst noch mehr Unordnung
veranstalten, sonst würde ich nie aufräumen.
Erst wenn es wirklich unerträglich wird, weil ich
ständig auf etwas trete und mich selbst schon
vor dem ganzen Durcheinander ekele, kann ich
mich zum Aufräumen aufraffen. Das, was
meine Mutter Chaos nennt, ist für mich normale
Unordnung. Wir streiten in letzter Zeit immer
öfter, vor allem, weil ich mich nicht genug um
die Schule kümmere und zu spät ins Bett gehe.
Andererseits weiß ich, dass sie Recht hat. Ich
sitze bis spät in der Nacht vor dem Computer
und spiele irgendwelche Ego Shooter. Meine
Noten sind in allen Fächern schlechter
geworden. Die Schule kotzt mich an. In den
Pausen darf ich mir anhören, wer welches Tor
geschossen hat und wieso BMW einfach die
geilsten Autos herstellt. In den Stunden schlafe
ich vor lauter Langeweile und Abneigung
gegenüber den roboterähnlichen Lehrern fast
ein. Nur Deutsch und Fächer wie Ethik und
manchmal auch Geschichte sind ganz cool.
Liebe Schüler, heute lernen wir etwas über
Demokratie. Scheindemokratie und
Scheißdemokratie hätte ich gerne gerufen, das
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ist doch alles Betrug. Auch wenn ich mit
achtzehn wählen darf, kann ich nichts, und
zwar gar nichts wirklich verändern. Würden die
Politiker über alle Entscheidungen das Volk
abstimmen lassen, wären die meisten schon
längst vollkommen frustriert, weil sie ihren
Machtallüren keinen freien Lauf lassen könnten.
Und dann erzählen sie uns in der Schule, wie
toll unsere Demokratie ist.
Ich schwänze immer öfter und erzähle
meiner Mutter irgendwas von schrecklichen
Kopf- und Bauchschmerzen oder zeige ihr das
Fieberthermometer, das ich vorher gegen die
Heizung gehalten habe. Wahrscheinlich ahnt
sie, dass ich ihr etwas vorspiele, will aber nicht
noch mehr Streit. Ich kann neuerdings sehr
energisch werden.
Wenn Katrin mir von ihren
Minderwertigkeitsgefühlen erzählt hat, habe ich
mich immer als Psychologe aufgespielt und ihr
gute Ratschläge erteilt. Ich wollte mir nicht
eingestehen, dass ich selbst ständig an die
Jungs denke und daran, was sie wirklich von
mir halten und was ich ihnen wert bin.
Andauernd mache ich mir Gedanken darüber.
Ich will weg. Nicht weg aus Hamburg oder aus
unserer Wohnung, sondern weg aus der
begrenzten Landschaft meines Geistes, in der
ich träge vor mich hinwandele. Wenn LSD legal
und nicht so gefährlich wäre, würde ich es
regelmäßig nehmen, um in mir eine ganz neue
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Welt zu erreichen. Eine Welt, in der ich frei bin
von all den unwichtigen Gedanken und
Ängsten.
Meine Mutter kommt rein.
«Um Gottes willen, Amon, was machst du
denn da?»
«Was denkst du? Ich räume
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