Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
Vom Netzwerk:
erklären,
    aber ihre Meinung ist mir manchmal wichtiger
    als die von Mam. Vielleicht weil sie als meine
    große Schwester immer auch mein Vorbild war.
    «Amon, ich kenn dich. Mach das mal nicht.
    Das ist echt für Doofe.»
    «Okay.»
    Langsam bin ich genervt.
    «Man liegt nur breit in der Ecke rum, lallt
    peinlich vor sich hin und lacht über ’nen
    trockenen Furz. Du kannst ja alles machen,
    sauf dich von mir aus mal richtig zu, aber Kiffen
    ist echt für Doofe.»
    «Ja doch, ich hab’s verstanden.»
    «Ich meine es ernst!»
    - 121 -

    «Jahaa!»
    «Versprich mir, dass du kein Kiffer wirst.»
    «Okay.»
    «Wirklich!»
    «Ja, ich verspreche dir, dass ich kein Kiffer
    werde.»
    Ich habe echt keine Lust auf solche
    Gespräche und mache mich früher als geplant
    auf den Weg zu einer Flirt-Party, obwohl ich so
    etwas eigentlich scheiße finde. Der Partyraum
    liegt direkt unter einer S-Bahn-Brücke, die
    Location ist für eine Flirt-Party ziemlich düster.
    Natürlich bin ich viel zu früh da und sehe
    keinen, den ich kenne. Gegen zehn wird es
    endlich voller, und kurz darauf kommt auch
    Markus mit seinen Freunden. Ich weiß nicht, ob
    es nun Sprayer, Kleingangster oder einfach nur
    eine Gruppe heftiger Kollegen sind, aber sie
    sehen ziemlich Respekt einflößend aus. Das
    liegt weniger an ihren Lederjacken oder ihrer
    Körpergröße. Es ist die Art, wie sie reden,
    rauchen, in der Mitte des Raumes stehen:
    selbstbewusst, mit einem Gesichtsausdruck, der
    einem nahe legt, lieber nichts Falsches zu
    sagen.
    Jan und Florian sind auch da. Wir sitzen zu
    zehnt in einer Ecke und rauchen Kette. Als ich
    zur Bar gehe, um mir ein weiteres Bier zu
    bestellen, sehe ich, dass ich eine Flirt-Nachricht
    bekommen habe. «Ich finde dich geil», steht
    auf dem Zettel von der Nummer 42.
    - 122 -

    «Schön wär’s», murmele ich vor mich hin
    und schaue verstohlen zu meinen Leuten. Nach
    einiger Zeit hab ich den Absender entdeckt.
    Irgendwer hat mich verarschen wollen, denn
    Nummer 42 ist ein bärtiger, schwul
    aussehender Streber von einer katholischen
    Schule, den jeder kennt, weil er so peinlich ist.
    Bis vor kurzem fand ich es immer blöd, wenn
    die Jungs irgendwen als schwul beschimpft
    haben. Jetzt nenne ich den Typen selbst so, als
    ich den anderen von dem Streich erzähle.
    Irgendwann gehe ich mit Jan und Florian
    nach draußen, um zu kiffen. Markus trinkt
    heute lieber, er sagt, beides zusammen
    bekommt einem nicht gut. Ich bin auch schon
    ordentlich angetrunken und freue mich auf die
    besondere Wirkung, die THC in Verbindung mit
    Alkohol haben soll.
    «Wieso kann auf diesen Scheißpartys nicht
    mal was Spannendes passieren? Es ist immer
    dasselbe: Musik, Saufen und sonst nichts.»
    «Hättest ja nicht zu kommen brauchen.
    Kennst du eigentlich Annette von unserer
    Schule? Lass der mal was in den Ausschnitt
    kippen, die hat so geile Titten», schlägt Florian
    vor.
    Wir rauchen schnell den Joint zu Ende und
    gehen das Projekt an. Zuerst wird geknobelt,
    wer die Aktion ausführen muss, und leider ziehe
    ich den Kürzeren. Ich nehme also eine Dose
    Redbull, suche Annette, stelle mich ihr in den
    - 123 -

    Weg, und als sie an mir vorbeigeht, tue ich so,
    als wäre ich gestolpert, und kippe ihr den Inhalt
    der Dose komplett in den Ausschnitt. Dabei
    kann ich mir das Grinsen nur schwer
    verkneifen.
    Sie merkt sofort, dass es Absicht war, und
    fängt an, mich mit ihrer Handtasche zu
    schlagen. Ich flüchte schnell und erlebe wieder
    mal, wie befreiend es ist, vor Lachen nicht
    mehr reden und gehen zu können. Das will ich
    öfter haben: THC, Alkohol und Lachen. Am
    besten sollte bald noch Sex dazukommen.
    Der DJ spielt gerade «Nordisch by Nature»,
    eines meiner Lieblingslieder, als mich ein dicker
    Asiate von hinten an der Schulter packt.
    «Yo Digger, jetzt hast du aber ordentliche
    Probleme.»
    «Was willst du denn?»
    «Was hast du mit meiner Freundin gemacht?
    Bist du behindert? Wir treffen uns in fünf
    Minuten draußen, Alter. Sei bloß da, sonst hol
    ich dich raus!»
    «Alles klar, Mann. Ich bin da.»
    Nach außen lasse ich mir nichts anmerken,
    aber ich habe derbe Schiss vor dem Typen.
    Gegen den habe ich nicht die geringste Chance.
    Ich gucke mich um, ob ich irgendeinen anderen
    Ausgang finde, und sehe Markus’ Kollegen an
    der Theke stehen. Wenn es stimmt, was Markus
    sagt, helfen die sich immer untereinander. Und
    mich kennen sie schließlich über Markus. Ich
    - 124 -

    gehe zu ihnen und schildere dem Anführer

Weitere Kostenlose Bücher