Breit - Mein Leben als Kiffer
erklären,
aber ihre Meinung ist mir manchmal wichtiger
als die von Mam. Vielleicht weil sie als meine
große Schwester immer auch mein Vorbild war.
«Amon, ich kenn dich. Mach das mal nicht.
Das ist echt für Doofe.»
«Okay.»
Langsam bin ich genervt.
«Man liegt nur breit in der Ecke rum, lallt
peinlich vor sich hin und lacht über ’nen
trockenen Furz. Du kannst ja alles machen,
sauf dich von mir aus mal richtig zu, aber Kiffen
ist echt für Doofe.»
«Ja doch, ich hab’s verstanden.»
«Ich meine es ernst!»
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«Jahaa!»
«Versprich mir, dass du kein Kiffer wirst.»
«Okay.»
«Wirklich!»
«Ja, ich verspreche dir, dass ich kein Kiffer
werde.»
Ich habe echt keine Lust auf solche
Gespräche und mache mich früher als geplant
auf den Weg zu einer Flirt-Party, obwohl ich so
etwas eigentlich scheiße finde. Der Partyraum
liegt direkt unter einer S-Bahn-Brücke, die
Location ist für eine Flirt-Party ziemlich düster.
Natürlich bin ich viel zu früh da und sehe
keinen, den ich kenne. Gegen zehn wird es
endlich voller, und kurz darauf kommt auch
Markus mit seinen Freunden. Ich weiß nicht, ob
es nun Sprayer, Kleingangster oder einfach nur
eine Gruppe heftiger Kollegen sind, aber sie
sehen ziemlich Respekt einflößend aus. Das
liegt weniger an ihren Lederjacken oder ihrer
Körpergröße. Es ist die Art, wie sie reden,
rauchen, in der Mitte des Raumes stehen:
selbstbewusst, mit einem Gesichtsausdruck, der
einem nahe legt, lieber nichts Falsches zu
sagen.
Jan und Florian sind auch da. Wir sitzen zu
zehnt in einer Ecke und rauchen Kette. Als ich
zur Bar gehe, um mir ein weiteres Bier zu
bestellen, sehe ich, dass ich eine Flirt-Nachricht
bekommen habe. «Ich finde dich geil», steht
auf dem Zettel von der Nummer 42.
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«Schön wär’s», murmele ich vor mich hin
und schaue verstohlen zu meinen Leuten. Nach
einiger Zeit hab ich den Absender entdeckt.
Irgendwer hat mich verarschen wollen, denn
Nummer 42 ist ein bärtiger, schwul
aussehender Streber von einer katholischen
Schule, den jeder kennt, weil er so peinlich ist.
Bis vor kurzem fand ich es immer blöd, wenn
die Jungs irgendwen als schwul beschimpft
haben. Jetzt nenne ich den Typen selbst so, als
ich den anderen von dem Streich erzähle.
Irgendwann gehe ich mit Jan und Florian
nach draußen, um zu kiffen. Markus trinkt
heute lieber, er sagt, beides zusammen
bekommt einem nicht gut. Ich bin auch schon
ordentlich angetrunken und freue mich auf die
besondere Wirkung, die THC in Verbindung mit
Alkohol haben soll.
«Wieso kann auf diesen Scheißpartys nicht
mal was Spannendes passieren? Es ist immer
dasselbe: Musik, Saufen und sonst nichts.»
«Hättest ja nicht zu kommen brauchen.
Kennst du eigentlich Annette von unserer
Schule? Lass der mal was in den Ausschnitt
kippen, die hat so geile Titten», schlägt Florian
vor.
Wir rauchen schnell den Joint zu Ende und
gehen das Projekt an. Zuerst wird geknobelt,
wer die Aktion ausführen muss, und leider ziehe
ich den Kürzeren. Ich nehme also eine Dose
Redbull, suche Annette, stelle mich ihr in den
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Weg, und als sie an mir vorbeigeht, tue ich so,
als wäre ich gestolpert, und kippe ihr den Inhalt
der Dose komplett in den Ausschnitt. Dabei
kann ich mir das Grinsen nur schwer
verkneifen.
Sie merkt sofort, dass es Absicht war, und
fängt an, mich mit ihrer Handtasche zu
schlagen. Ich flüchte schnell und erlebe wieder
mal, wie befreiend es ist, vor Lachen nicht
mehr reden und gehen zu können. Das will ich
öfter haben: THC, Alkohol und Lachen. Am
besten sollte bald noch Sex dazukommen.
Der DJ spielt gerade «Nordisch by Nature»,
eines meiner Lieblingslieder, als mich ein dicker
Asiate von hinten an der Schulter packt.
«Yo Digger, jetzt hast du aber ordentliche
Probleme.»
«Was willst du denn?»
«Was hast du mit meiner Freundin gemacht?
Bist du behindert? Wir treffen uns in fünf
Minuten draußen, Alter. Sei bloß da, sonst hol
ich dich raus!»
«Alles klar, Mann. Ich bin da.»
Nach außen lasse ich mir nichts anmerken,
aber ich habe derbe Schiss vor dem Typen.
Gegen den habe ich nicht die geringste Chance.
Ich gucke mich um, ob ich irgendeinen anderen
Ausgang finde, und sehe Markus’ Kollegen an
der Theke stehen. Wenn es stimmt, was Markus
sagt, helfen die sich immer untereinander. Und
mich kennen sie schließlich über Markus. Ich
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gehe zu ihnen und schildere dem Anführer
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