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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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fallen und denke
    darüber nach, was mich ausmacht und mich
    bewegt. Viel mehr als die Überlegung, dass
    meine Jugend trotz Weltschmerz, nerviger
    Eltern und falscher Freunde viel wert ist,
    kommt allerdings nicht dabei heraus. Punkt.
    - 99 -

    Ansonsten stockt es in mir. Ich will zwar
    unbedingt meine psychologischen Geheimnisse
    entdecken, weiß aber nicht wirklich, wie und wo
    ich anfangen soll. Das liegt daran, dass ich in
    Wahrheit viel zu unzufrieden mit mir bin, um
    den Mut aufzubringen, mich selbst zu
    analysieren. Da ist irgendeine Sperre in
    meinem Kopf, die verhindert, dass ich mich
    beim Schopf packen kann. Ich merke, wie ich
    selbst mich immer wieder meiner tieferen
    Betrachtung entziehe, wie ein Virus, das
    resistent ist.
    Als ich das letzte Mal bei meinem Vater war
    und von einem Spaziergang zurückkam, hat er
    mich gefragt, was ich gemacht habe. Auf meine
    Antwort, ich habe nachgedacht, hat er nur
    gelacht, als wäre man in meinem Alter noch gar
    nicht in der Lage nachzudenken.
    Meine Selbstanalyse beginnt mich schnell zu
    langweilen. Ich greife zu Illuminatus , lege es aber bald wieder beiseite, das Buch wird mir
    langsam echt zu wirr. Merkwürdiges Teil.
    Wieder klingelt das Telefon.
    «He Monsen, Markus hier. Die Aktion bei
    Petra war echt langweilig. Wir hätten derbe
    Bock, nochmal zu kiffen. Können wir zu dir
    kommen?»
    «Markus, ich muss dich zu dieser Idee
    beglückwünschen, genau daran habe ich auch
    gerade gedacht», sage ich voller Enthusiasmus.
    «Lasst aber bloß Dirk zu Hause, den Spacken!»
    - 100 -

    «Okay, wird gemacht, bis gleich!»
    Nach einer Viertelstunde stehen Markus, Jan
    und Florian vor der Haustür. Wieder setzen wir
    uns zu viert auf das Sofa und sehen zu, wie
    Florian den Joint dreht. Mir geht’s bestens: Ich
    bin Dirk los, und gleich gibt’s was zu kiffen. Wir
    bestellen uns Pizza, und bei einem zweiten
    Lieferservice bestelle ich eine Anchovis-Salami-
    Tsatsiki-Pizza für Dirk. Der wird schon sehen,
    was er von seinem Verhalten hat.
    «Okay, Jungs, das ist ’ne andere Sorte als
    letztes Mal. Macht gut breit und gleichzeitig
    wird man müder davon, also genau das
    Richtige, wenn wir nachher den Ghettofilm
    Menace II Society gucken.»
    Markus nimmt einen Extrazug. Er denkt, wir
    würden das nicht mitbekommen, weil wir
    gerade zu dritt die Rückseite der Videokassette
    studieren. «This is the truth, this is what’s real»
    steht dort.
    Derjenige, der gerade dran ist und seine drei
    Züge nehmen darf, ist immer voll auf sich und
    den Joint konzentriert und kümmert sich nicht
    darum, was die anderen machen. Der Joint wird
    angeschaut, man nimmt einen tiefen Zug, es
    wird vorsichtig abgeascht, und man lehnt sich
    entspannt zurück. Wir machen schließlich
    gerade unsere ersten Erfahrungen mit dem
    heiligen Gral und gehen noch behutsam und
    ehrwürdig damit um. Er ist unsere Eintrittskarte
    in eine andere Welt mit besonderen Ritualen
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    und ganz eigenen Regeln, die wir erforschen
    wollen.
    Florian hat im Moment die absolute Macht,
    denn ist er der Einzige, der bauen kann. Wir
    anderen üben zwar fleißig, aber gegen Florians
    Präzisionskeulen kommen unsere Tabakjoints
    nicht an. Noch nicht, schließlich wollen wir
    unbedingt auch Bauer sein, denn wie gesagt:
    Bauer ist Hauer, und der Hauer kann eine
    Türkenrunde ausrufen. Dann darf jeder nur ein
    Mal ziehen, muss aber, bis er den Joint wieder
    bekommt, den Rauch in der Lunge behalten.
    Sonst setzt er eine Runde aus.
    Wir alle sind, genau wie letztes Mal, total
    aufgedreht und hibbelig. Es ist ein Gefühl wie
    früher, kurz vor Weihnachten, wenn man
    wusste, dass man endlich die tollen Geschenke
    bekommt, die man sich schon lange gewünscht
    hatte. Nur, dass wir Weihnachten jetzt öfter im
    Jahr feiern können. Und dass wir uns statt über
    das Spielzeug über den Rausch freuen.
    Der Joint kommt zu mir. Mir fällt wieder ein,
    wie ich beim letzten Mal meiner Phantasie
    freien Lauf gelassen habe und so ungewöhnlich
    zufrieden mit den Farben in meinem Kopf
    gewesen bin, weit weg von dieser rohen Welt.
    Und so nehme ich voller Vorfreude einen langen
    Zug. Florian sagt, im Vergleich zu richtigen
    Kiffern rauchen wir nur Minimengen an Gras
    und Maximengen an Tabak, doch das ist auch
    gut so. Wir sind nicht enttäuscht von unserem
    - 102 -

    Gefühl, es hat etwas Stimulierendes und
    überaus Außergewöhnliches, überhaupt nicht
    mit Alkohol vergleichbar. Mit Alkohol ist man
    nur aufgedreht, einem wird

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