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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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auf.»
    «Das sah aber vor einer Stunde noch
    ordentlicher aus.»
    «Lass nur, Mam, das würdest du eh nicht
    verstehen.»
    Es klingelt an der Tür.
    «Ciao Mam, ich fahr mit Markus zu Karstadt,
    wir wollen uns da Computerspiele angucken.»
    «Tschüs Amon. Ich bin nachher beim
    Elternabend, vielleicht komme ich etwas später
    zum Abendbrot.»
    Scheiße! Der Elternabend. Den hatte ich ja
    total vergessen. Mir ist ziemlich mulmig
    zumute, wenn ich an meine vielen Fehlstunden
    und all die nicht gemachten Hausaufgaben
    denke. Meine Mutter ahnt, glaube ich, was,
    aber wenn sie erfährt, wie häufig ich tatsächlich
    in letzter Zeit geschwänzt habe, kann ich mich
    wieder auf stundenlange Gespräche einstellen.
    Ich weiß ja, dass sie im Grunde genommen
    Recht hat. Dass Bildung wichtig ist und ich mein
    Abi schaffen muss. Aber ich finde den
    Unterricht einfach quälend langweilig. Das gibt
    mit Sicherheit Stress. Nur nicht dran denken.
    Schnell nehme ich den Rucksack, in dem ich die
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    zwei Bambuspfeifen und die Tiefkühlpollen
    verstaut habe, und gehe nach draußen.
    «Moin, Markus!»
    «Jubska, Jubska.»
    Wir schieben unsere Fahrräder die Straße
    runter.
    «Meine Mam denkt, wir fahren zu Karstadt.»
    «Ich habe erzählt, wir würden zusammen
    Hausaufgaben machen.»
    «Heute ist ja Elternabend. Gehen deine
    Eltern da auch hin?»
    «Nee, die können nicht.»
    «Hast du ein Schwein, Alter. Ich habe ja so
    keinen Bock auf das Gelaber hinterher.»
    «Ach, wird schon schief gehen!»
    Schweigend schlendern wir weiter in
    Richtung Alster.
    «Da vorne ist doch ein guter Platz, hinter
    dem Häuschen da.»
    Eigentlich passen zu jamaikanischen
    Wasserpfeifen Sonne, gute Laune und Reggae,
    doch es ist nass und kühl, und ich bin frustriert,
    weil ich jemand bin, der ich nicht sein will.
    Ich habe keine eigene Meinung, bin ein
    Mitläufer. Ich bin und denke destruktiv.
    Verbringe meine Zeit mit Leuten, mit denen ich
    eigentlich nicht viel teile außer den
    Musikgeschmack und die Lust am Chillen und
    Kiffen. Gleichzeitig ist es mit ihnen so schön
    einfach. Wir treffen uns nach der Schule an der
    Kreuzung, grinsen uns an und wissen: Kiffen ist
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    angesagt. Man muss sich nicht groß um was
    kümmern, nichts Besonderes unternehmen,
    nichts planen, sich nichts ausdenken. Das
    Programm steht fest und ändert sich nie: Wir
    schlagen gemeinsam mit unserer
    Bequemlichkeit die Zeit tot.
    Mir ist jetzt eher nach hartem Rock zumute.
    «Yo Monsen, da hast du uns ja ’n chilliges
    Plätzchen ausgesucht. Gute Sitzmöglichkeiten,
    vor fremder Leute Blicken geschützt und gute
    Aussicht. Gleich drei Wünsche auf einmal
    erfüllt.»
    In Wirklichkeit sitzt man hier auf feuchter
    Erde, jeder verfluchte Fußgänger kann von der
    Brücke auf uns runtergucken, und wir starren
    direkt auf die grüne Rückwand des
    Belüftungshäuschens.
    «Ja, ist Scheiße hier, aber was soll’s. Reich
    mal die Mucke rüber.»
    Ich nehme mir einen von Markus’ Kopfhörern
    und packe die beiden Pfeifen aus. Markus hört
    2Pac und amerikanischen Underground-
    Hardcore-Hip-Hop. Die harten Beatlines und
    derben Bässe jagen mir das Adrenalin durch
    den Körper. Ich packe die anderen Utensilien
    aus. Eine Wasserflasche zum Auffüllen,
    Drehtabak, den Beutel mit den Pollen und die
    Rastamütze von meinem Vater.
    «Wo hast du die denn her?», fragt Markus
    verwundert.
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    «Scharfes Teil, oder? Hab ich auf dem
    Dachboden in Wilster gefunden. Hat wohl mal
    meinem Vater gehört.»
    Ich setze sie auf und versuche, mich wie ein
    bekiffter Rasta zu bewegen und zu reden.
    Markus Diskmann spielt gerade «Insane in the
    Brain» von Cypress Hill.
    «Gib mal her!»
    Er wischt mir die Mütze vom Kopf und
    versucht, einen Rasta zu imitieren.
    «Yu know, it is a gift. It is a gift from Jah and
    we should give thanks to Jah an sing for him
    and give all de trust into Jah guidance. But he
    will only guide us when we will smoke de
    weed.»
    Scheiße, eine der Pfeifen leckt.
    Wir hauen einfach in die andere alles an
    Weed rein, was wir dabeihaben und eigentlich
    für mindestens zwei Joints gereicht hätte.
    Zuerst müssen wir minutenlang husten. Der
    Rauch kommt zu allen Seiten aus der Pfeife
    raus und schmeckt kalt und rau. Markus hat
    immer noch die Mütze auf und zieht sie sich,
    während er hustet, bis zum Kinn. Er nimmt
    noch einen Zug, hustet diesmal nicht, aber
    verzieht krampfhaft das Gesicht.
    «Das is ja derbe, Monsen, man wird sofort
    breit.»
    «Na, dann

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