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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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über die Jungs
    und das Kiffen. Das passt nicht zu ihm und
    gehört hier nicht hin. Nur einmal spricht Michael
    mich beim Boulespielen drauf an.
    «Du und deine Homies. Ich weiß ja nicht, ob
    das alles so gut ist.»
    «Ach, so schlimm sind die gar nicht. Die
    Jungs sind echt locker, und später hör ich dann
    ja sowieso auf mit dem Kiffen.»
    «Na ja, wenn du meinst! Ich find das
    jedenfalls ganz schön heftig, was du so
    erzählst.»
    Heftig ist für ihn im Gegensatz zu uns kein
    Kompliment. Aber es ist mir egal, das Thema
    ist damit beendet. Michael lebt in seiner Welt
    und ich in meiner. Übrig bleibt ein Gefühl der
    Überlegenheit ihm gegenüber, denn meine Welt
    ist von Rausch geprägt.
    Zurück in Hamburg, gehört zu den ersten
    Dingen, die ich tue, einen Kopf zu rauchen.
    Sofort weiß ich wieder, was mir gefehlt hat,
    auch wenn die Zeit mit Michael in Italien
    - 173 -

    wirklich nett war: die Intensität, das gute
    Gefühl.
    Der Wunsch, weniger zu kiffen, und die Lust,
    immer mehr zu kiffen, führen ein munteres
    Wechselspiel in meinen Gedanken. Natürlich
    vermisst man den klaren Verstand, die wache
    Intelligenz, die man besitzt, wenn man nicht
    kifft. Aber so weit zu gehen, deshalb das Kiffen
    zu lassen, kommt für mich nicht in Frage.

Verpasste Chancen und verkiffte Aktionen
    Zur ersten Theaterprobe nach den Ferien kann
    ich nicht hingehen, weil ich krank bin. Ich
    ärgere mich halb tot, weil ich unbedingt die
    Hauptrolle kriegen will. Aber auch bei der
    zweiten Probe bin ich nicht dabei. Dieses Mal,
    weil ich breit und faul mit den Jungs rumhänge
    und mich nicht aufraffen kann hinzugehen.
    Jetzt ist der Zug abgefahren; ich kann nicht
    mehr mitspielen.
    Für einen Moment gewinnt wieder die
    Vernunft Oberhand: Es muss sich etwas
    Gravierendes in meinem Leben ändern – und so
    beschließe ich, weniger zu kiffen. Ich verbringe
    fünf Stunden damit, mein Zimmer in einen
    Zustand perfekter Ordnung zu versetzen, und
    mache damit mich und nebenbei sogar auch
    noch meine Mutter glücklich. Heute weiß ich
    genau, wer ich bin: Ich bin Amon, und ich habe
    das ordentlichste Zimmer auf der Welt. Den
    - 174 -

    Gedanken, dass das Zimmer spätestens in einer
    Woche wieder einem Schlachtfeld ähneln wird,
    schiebe ich weit weg. Ich nehme mir fest vor,
    ab jetzt mein Leben besser auf die Reihe zu
    kriegen, und so rufe ich Michael an und
    überrede ihn, mit mir zum Karate zu gehen.
    Schon am nächsten Tag melde ich uns an –
    meine Familie ist begeistert.
    Als ich den Jungs davon erzähle, machen sie
    sich erwartungsgemäß darüber lustig.
    «Monsen, das Sportass, beim Karate. Na, das
    kann ja heiter werden.»
    Das Gerede lässt mich aber ziemlich kalt,
    denn die Bewegung tut mir gut. Ich laufe in
    dieser Zeit auch ein paar Mal um die Alster und
    kiffe sehr viel weniger als sonst, gelegentlich
    sogar nur am Wochenende. Ich bin richtig stolz
    auf mich. Niemand weiß, dass ich zu Hause
    noch eine kleine Menge Gras in meiner
    holzgeschnitzten indischen Box habe. Meine
    Notration.
    Genau in jener Zeit stirbt unerwartet meine
    Großtante Else. Ein bisschen traurig bin ich
    schon, denn auch wenn ich sie nur selten
    gesehen habe, mochte ich sie doch gerne. Ich
    streite mich mit meiner Schwester um Tante
    Elses Fernseher. Katharina will ihn zwar nicht
    haben, ist aber auch dagegen, dass ich ihn
    bekomme, weil ich ihrer Meinung nach sowieso
    schon zu viel Zeit vor der Glotze verbringe. Ich
    - 175 -

    setze mich durch. Meine Mutter erlaubt mir
    alles, wenn ich nur hartnäckig genug bin.
    Am nächsten Tag kaufe ich mir gleich noch
    einen Videorekorder dazu. Jetzt kann ich auch
    nachts das Erotikangebot des deutschen
    Fernsehens genießen. Meine Ersparnisse sind
    dadurch allerdings auf ein Minimum gesunken.
    Ich habe im Lauf der Zeit, mal abgesehen von
    den letzten Wochen, immer mehr Geld für Gras
    ausgegeben, bis zu hundertfünfzig Euro im
    Monat. Mein Taschengeld reicht hinten und
    vorne nicht. Da ich Horst nicht ständig
    anpumpen kann, bediene ich mich seit einiger
    Zeit aus dem Portemonnaie meiner Mutter.
    Irgendwann wird selbst ihr das auffallen. Eine
    neue Geldquelle muss her, und da kommt mir
    das Sparbuch meiner Großtante Else ganz
    recht. Eigentlich soll ich es erst mit achtzehn
    bekommen – aber warum warten?
    Ich weiß genau, dass meine Mutter es in
    ihrem Sekretär aufbewahrt. Ohne zu zögern,
    klaue ich es. Sie wird es schon nicht merken,
    bestimmt hat sie längst vergessen, wo sie es
    hingelegt hat. Ich weiß

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