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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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mit ihm gesprochen zu
    haben. Es wäre toll, sie wieder zu sehen. Wir
    kommen an einer der kultigsten Locations für
    Hip Hop an, einer großen Halle in der Nähe des
    Hauptbahnhofs. Auf der engen Metalltreppe
    drängen sich die Menschen, rauchen, reden und
    beäugen sich gegenseitig. Manchmal wird dort
    - 183 -

    auch gefreestylt. Ich freue mich schon auf die
    große Vorhalle, in die man gelangt, nachdem
    man über eine Art Brücke zum Haupteingang
    kommt, wo einem der Kartenabreißer einen
    fetten aussagekräftigen Stempel auf die Hand
    drückt.
    Gleich links neben dem Eingang findet man
    einen großen Essstand mit Pizza, Süßigkeiten
    und anderen Späßen. Die Decke wird von vielen
    Metallsäulen getragen.
    Erst habe ich hier die Kiffer nur beobachtet,
    jetzt sitze ich selbst hier, in großen oder kleinen
    Gruppen, drehe alleine oder auch zu zweit
    einen Joint, beobachte die Menschen und
    tausche Eindrücke über das Konzert aus,
    inhaliere tief und träume. Was für ein Ort der
    Freiheit: Aus der Halle dröhnen der Bass und
    Stimmengewirr, man hört lautes Lachen. Solche
    Momente genieße ich total. Dank des
    wunderschönen Gefühls, das ich nur aus der
    Tasche holen, klein machen und rauchen muss.
    Ich bin Teil dieses geheimnisvollen Etwas, das
    sich Hip-Hop-Kultur nennt. Ich bin nicht allein.
    Große Enttäuschung. Das Konzert ist
    ausverkauft. Gerade als wir weiter Richtung
    Kiez gehen wollen, steht sie direkt vor mir: das
    Mädchen, von dem ich so oft geträumt habe.
    Ich spreche sie an, erzähle ihr, dass es keine
    Karten mehr gibt, und versuche dabei, meine
    Freude über unser Wiedersehen nicht zu sehr
    zu zeigen. Aber ich bin absolut begeistert. Sie
    - 184 -

    scheint der heiterste Mensch auf diesem
    Planeten zu sein, ist dabei cool, ohne hart zu
    wirken, und bezaubernd schön. Silke.
    «Was macht ihr denn jetzt?», fragt sie
    Christian und mich.
    «Kommt doch einfach mit zu uns», schlage
    ich ihr und ihrer Schwester vor.
    Sie sagt ja. Ich kann mein Glück kaum
    fassen. Eine halbe Stunde später sitzen wir bei
    mir, ich rauche einen Kopf, Silke bewundert
    meinen Plattenspieler, wir reden über Musik
    und die Konzerte, auf denen wir in letzter Zeit
    so waren. Leider muss sie schon früh wieder
    gehen, weil sie außerhalb von Hamburg wohnt,
    aber sie lässt mir ihre Mailadresse da.
    Nach dieser Nacht entwickelt sich zwischen
    Silke und mir ein reger Mailkontakt. Wir
    schreiben uns nichts Weltbewegendes, doch ich
    habe das Gefühl, dass wir langsam Freunde
    werden. Schon bald haben wir uns zu viert,
    Silke, ihre Schwester, Christian und ich, auf
    dem Kiez verabredet.
    Silke hat im Internet zwei coole Locations für
    heute rausgesucht. Wir pendeln zwischen dem
    Tiefenrausch und dem Golden Pudel Club . Die Straßen hier haben einen großartigen,
    unverwechselbaren Style. Jedes Mal, wenn wir
    an einer Graffitiwand vorbeikommen, geben wir
    zu viert ein kleines Trommelkonzert.
    - 185 -

    Ich habe den ganzen Abend nur Augen für
    Silke.
    Wir besuchen in der nächsten Zeit zusammen
    ein paar Konzerte, aber ich bin viel zu
    schüchtern, um mich richtig an sie
    ranzumachen. Außerdem habe ich zu große
    Angst, sie zu verlieren: Denn wenn man einmal
    aufs Ganze geht und jemandem seine Liebe
    gesteht, dann kann man es nicht wieder
    rückgängig machen. Ich erinnere mich an die
    Episode mit Nicole während der Skifreizeit.
    Gott, war ich da peinlich.
    Mir fällt es schwer einzuschätzen, was Silke
    für mich empfindet. Sie ist so schön und so
    begehrenswert, dass es mir töricht erscheint,
    mir Hoffnungen zu machen – sie ist das Beste,
    was mir hätte passieren können. Silke vereint
    für mich alles, was auch ich anstrebe: Sie ist
    cool, aber nicht oberflächlich, interessiert sich
    für viele Dinge, ohne bloß dumm rumzulabern.
    Man kann hervorragend mit ihr feiern, aber
    wenn es um Drogen geht, hält Silke alles in
    Maßen. Sie raucht selten, kifft nur ab und zu
    und trinkt nur gelegentlich mal mehr Alkohol,
    als man eigentlich trinken sollte. Noch nie zuvor
    war ich so glücklich, einen Menschen kennen
    gelernt zu haben.
    Einmal stelle ich sie stolz Jan und den Jungs
    vor, und wir verbringen einen Abend
    - 186 -

    miteinander. Kiffen, reden, hören Musik. Als sie
    weg ist, frage ich erwartungsvoll: «Und?»
    «Mann, sieht die scheiße aus. Was willste
    denn mit der, Monsen?», sagt Jan.
    «Halt’s Maul, du hast ja keine Ahnung!»,
    antworte ich. Und rede mit den Jungs nicht
    mehr über Silke.
    Christian hat mir

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