Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
Vom Netzwerk:
mein
    Schlüsselbein ist gebrochen.»
    Torsten stiert mich nur an; er ist nicht in der
    Lage, irgendwie darauf zu reagieren. Meine
    Schulter schmerzt tierisch, und ich muss ihn
    loslassen. Er kotzt ein weiteres Mal. Bleibt
    einfach liegen, mit seinem Gesicht mitten in der
    Kotze. Mich kümmert das nicht, denn ich
    bekomme langsam Panik wegen meiner
    Schulter. Gott sei Dank habe ich viel Alkohol
    intus, sonst wäre der Schmerz bestimmt noch
    schlimmer.
    Ich halte Ausschau nach einem Taxi. Ein
    Streifenwagen hält an. Die beiden Polizisten
    wollen wissen, ob wir Alkohol getrunken haben.
    Was für eine Frage! Ich weiß nicht, wieso ich so
    dämlich bin, Torsten in ein Taxi zu setzen und
    mir von den Polizisten einen Krankenwagen
    bestellen zu lassen. Das ist wohl so ein Muster:
    Wenn du dir was gebrochen hast, brauchst du
    einen Krankenwagen. Ich stecke Torsten mein
    letztes Geld in die Tasche, denn er hat seins
    komplett versoffen, und lasse mich ins
    Krankenhaus fahren.
    Tatsächlich habe ich mir das Schlüsselbein
    gebrochen. Schmerzmittel wollen sie mir nicht
    geben, wegen des Alkohols. Scheiße! Nachdem
    mir die Ärzte einen Stützverband verpasst
    haben, darf ich endlich nach Hause. Nicht ohne
    - 166 -

    Ermahnungen, in Zukunft besser auf mich
    aufzupassen.
    Um sechs Uhr morgens falle ich schließlich
    todmüde ins Bett. Als ich meiner Mam alles
    erzähle, sagt sie nur: «Wirklich, Amon. Du
    sollst doch nicht so viel trinken. Am besten
    solltest du gar keinen Alkohol trinken, du siehst
    ja, wohin das führt.»

Neue Quellen und wieder abgezockt
    In einer Seitenstraße kommt mir ein
    mittelgroßer, kräftiger Typ mit einem Pitbull
    entgegen. Keine Ahnung, wieso ich auf die Idee
    komme, ihn nach einer Zigarette zu fragen.
    Vielleicht weil ich Angst vor ihm habe.
    «Paradoxe Intervention» hat das meine
    Mutter mal genannt: «Wenn dich jemand
    anrempelt, dann lenk ihn ab und frag ihn nach
    der Uhrzeit.»
    Der Typ heißt Kerim, und schon nach kurzer
    Zeit sind wir bei meinem
    Standardgesprächsthema, dem Kiffen,
    angelangt. Es stellt sich heraus, dass Kerim
    Leute kennt, die dealen. Er selbst verkauft auch
    ab und zu Gras. Was für ein Glücksfall
    angesichts unserer schwierigen
    Versorgungslage!
    Es fängt an zu regnen, und wir gehen über
    die Hauptstraße in den Park, in dem wir
    während der Pausen immer kiffen. Ich habe
    - 167 -

    echt Angst vor solchen Hunden wie Kerims
    Pitbull. Vor Kerim auch, doch er wirkt sehr
    freundlich, wahrscheinlich, weil er Geschäfte
    machen will. Trotzdem ist es kalt und
    ungemütlich an seiner Seite.
    «Komm heute Abend um sieben hierher, und
    ich kann dir ’nen Beutel klarmachen.»
    «Okay, Kerim, ich bin da.»
    Um sechs mache ich mich ziemlich aufgeregt
    auf den Weg zu dem Park, denn ich habe Angst,
    dass der Kerl mich übers Ohr hauen will. Aber
    mir bleibt nichts anderes übrig. Wir brauchen
    dringend wieder was zu kiffen.
    Als ich ihn nach dem Gras frage, vertröstet er
    mich. Wir müssen noch auf seine Kollegen
    warten, die in den Park kommen wollen. Dann
    tanzen die beiden endlich an, und ich werde
    langsam echt misstrauisch. Die Jungs sehen
    ziemlich finster aus. Auf jeden Fall nicht wie
    normale Schulkids. Eher wie Typen, die auf den
    falschen Film gekommen sind und sich für
    krasse Dealer halten. Ich schaue mir den Beutel
    genau an und erinnere mich an Dirk, dem
    angeblich jemand mal angemalte Pappe
    verkauft hat.
    «Ey Jungs, ist das auch keine angemalte
    Pappe?», nehme ich all meinen Mut zusammen.
    Das hätte ich lieber nicht fragen sollen. Der
    Typ, der während des Deals mit einem Überfall
    auf eine Spielhalle prahlt, wird auf einmal
    ziemlich ungemütlich.
    - 168 -

    «Das ist keine Pappe, du Mongo! Das is
    krasses Ott, Alter, musste ma’ dran riechen.»
    Tatsächlich, wie peinlich. Als die Typen
    endlich abhauen und ich mich verabschiede,
    kommt der eine ganz dicht zu mir her.
    «Alles klar diesmal, aber merk dir, Digger,
    komm nie wieder mit dieser angemalten
    Pappenscheiße, kapiert?»
    Ich nicke schnell – nichts wie nach Hause.
    Kerim rät mir, mich besser nicht mit denen
    anzulegen, das würde nicht gut für mich enden.
    Endlich zu Hause. Endlich der wohlverdiente
    Joint. Ich habe den Gashahn wieder aufgedreht.
    Kurze Zeit später stehen plötzlich Markus, Jan,
    ein Typ, den ich nicht kenne, und Serdar, der
    mir beim Weihnachtsbasar die
    Luftschlangensprays abgezogen hat, vor der
    Tür.
    «Hey Monsen, Alter, wir waren gerade so in
    der Gegend und dachten,

Weitere Kostenlose Bücher