Breit - Mein Leben als Kiffer
nicht, wieso ich
überhaupt keine Skrupel habe, meinen Eltern
irgendwas wegzunehmen, seien es Bücher oder
Geld. Vielleicht weil ich mich fühle, als hätten
sie mir durch ihre Trennung auch etwas
Wichtiges weggenommen, nämlich ein normales
Leben. Zum Vorwurf mache ich ihnen das nicht
– schließlich fällt die Liebe hin, wo sie hinfällt.
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Und Geld brauche ich nun mal, um mir die
Dinge kaufen zu können, die ich will. Da fällt
mir ein, dass Dirk mir immer noch
fünfundzwanzig Euro schuldet. Arschloch! Auch
wenn wir nicht mehr viel miteinander zu tun
haben, wurmt es mich doch, ihn jeden Tag in
der Schule zu sehen und zu wissen, dass ich
das Geld immer noch nicht zurückbekommen
habe.
Die Zeit ist reif für einen kleinen Denkzettel.
Ich telefoniere ein bisschen durch die Gegend,
um herauszufinden, wo Dirk sich so rumtreibt.
Nach ein paar Anrufen weiß ich Bescheid,
schnappe mir Markus und Florian und fahre mit
ihnen zu einem Park in der Nähe. Ich stecke
meine kleine Erbsenpistole samt Munition ein.
Eine Soft Air hat in der Regel genug Druck, um
jemandem wehzutun, wenn man aus zehn
Metern Entfernung auf ihn schießen würde.
Dirk sitzt mit einem Kollegen im Park auf
einer Bank und grinst mir höhnisch entgegen.
Als ich mein Geld zurückfordere, lacht er nur
laut auf.
«Ich schulde dir gar nichts», blafft er, steht
auf und geht einfach weg. Als ich ihn das erste
Mal mit der Soft Air am Bein treffe, schreit er
laut auf. Ich schieße nochmal. Jetzt rastet Dirk
richtig aus, zückt sein Taschenmesser und
rennt auf mich zu. Ich habe paar Einkäufe
dabei, und um ihn und das Messer von mir fern
zu halten, greife ich in meine Tüte und bewerfe
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ihn mit einem Becher Sahne. Treffer! Der
Becher platzt, und Dirk ist voller Sahne. Laut
lachend schwingen Markus, Florian und ich uns
aufs Fahrrad und fahren nach Hause. Mein Geld
habe ich zwar immer noch nicht wieder. Aber
dafür Dirk ganz schön blamiert. Dirk, den
dicken, stinkenden Käse.
Wie erbärmlich wir doch sind. Aber dann
tröste ich mich damit, dass mein Verhalten im
Grunde ganz normal ist.
Manchmal glaube ich allerdings, dass ich den
Verstand verloren habe. Weggekifft. Als Markus
mich am nächsten Morgen anruft und mir
vorschlägt, mit ihm zusammen bei Jan
einzubrechen, um ihm ein paar Moneten zu
klauen, sage ich sofort, dass ich mit von der
Partie bin. Wie erwähnt, Geld kann ich immer
gebrauchen.
«Wenn wir erwischt werden, behaupten wir
einfach, es wäre um Hausaufgaben gegangen.»
Auf eine so dämliche Ausrede kann auch nur
ein Kiffer kommen.
Gegen Abend kommt Markus bei mir vorbei.
Wir warten ab, bis es ganz dunkel ist, gehen zu
Jans Wohnung und hebeln das Toilettenfenster
auf, das halb offen steht.
«Scheiße!» Ich bin mit dem Arm an die
Toilettenlampe gekommen, daraufhin ist die
Birne auf den Boden gefallen und geplatzt. Erst
als ich die Scherben sehe, wird mir klar, was für
eine riesige Scheiße wir hier gerade bauen. Wir
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brechen tatsächlich bei Jan ein! Bei einem
unserer besten Freunde! Auch Markus bekommt
Schiss. Schnell beseitigen wir die Scherben und
klettern wieder raus.
Ein Wunder, dass uns niemand gesehen hat.
Ich schäme mich.
Ein paar Tage später fahren Jan, Florian,
Markus und ich Tretboot. Nach einer Weile gehe
ich kurz an Land, um Eis für uns zu holen. Als
ich zurück zum Steg komme, sind die drei
wieder auf die Alster hinausgefahren und wollen
sich schier ausschütten vor Lachen, als sie mich
mit dem Eis hilflos am Steg stehen sehen. Mir
platzt der Kragen, ich renne zur nächsten
Hauptstraße und fahre mit einem Taxi zum
Bootsverleih. Dort nehme ich aus Rache erst
mal Florians Rucksack an mich und
verabschiede mich bei dem Tretbootvermieter
mit den Worten: «Ich nehme den schon mal für
die Jungs mit, die bezahlen dann, wenn sie
zurückkommen. Tschüs!»
Als ich zu Hause bin, packt mich die Neugier,
und ich gucke in Florians Rucksack, um zu
sehen, was so drin ist. Mir fallen fast die Augen
aus dem Kopf: Obenauf liegt Tante Elses
Sparbuch. Dreihundert Euro sind abgehoben
worden. Die Sache wird ein Nachspiel haben,
Freunde.
Als wir uns am nächsten Tag in der Schule
sehen, sind die Jungs, auch Florian, weder
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eingeschnappt noch sonderlich sauer, was mich
ziemlich verblüfft. Ich hatte gedacht, dass sie
nie mehr mit mir reden werden. Stattdessen
habe ich das Gefühl, mir durch mein Verhalten
mehr Respekt
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