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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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verschafft zu haben. Ich habe
    mich wohl in ihrer Sprache mit ihnen
    verständigt.
    Nach der Schule gebe ich Florian den
    Rucksack zurück.
    «Habt ihr mir was zu sagen?»
    «Nö, wieso?»
    Ich ziehe das Sparbuch aus der Jackentasche
    und verlange das Geld zurück. Florian und
    Markus lachen verlegen.
    «Ey Monsen, nun reg dich mal ab, Alter. War
    doch nur’n Scherz, wir hätten es dir schon
    zurückgegeben», wollen sie mich
    beschwichtigen. Erst als ich drohe, die Polizei
    anzurufen, lenken sie ein und fahren nach
    Hause, um das Geld zu holen.
    Die nächste Zeit herrscht absolute Funkstille
    zwischen mir und den beiden. Doch nur einen
    Monat später hänge ich wieder mit ihnen rum.
    Gras löscht viele Erinnerungen aus, auch die
    negativen. Es macht nicht vergesslich, indem es
    das Gehirn schädigt, sondern indem es das
    Gehirn so überstimuliert, dass die alten
    Erinnerungen einfach überschrieben werden.
    Trotzdem werde ich den Gedanken nicht los,
    dass zwei meiner besten Freunde mir mein
    Sparbuch aus der Schreibtischschublade
    - 180 -

    geklaut haben und das Geld ganz für sich
    kassieren wollten. Mit solchen Leuten gebe ich
    mich jetzt wieder ab. Mit falschen Freunden.
    Meine Großmutter sagt immer: «Wenn du viele
    Freunde hast, dann hast du keine.»
    Andererseits – ich brauche Markus, Jan und
    Florian auch. Andere Freunde habe ich nicht.
    Okay, Michael vielleicht. Aber der ist eben –
    anders. Höchstens Christian noch, aber mit
    dem kann ich schließlich auch nicht jeden Tag
    rumhängen. Außerdem: Was bin ich selbst denn
    für ein Freund? Mich unterscheidet nichts von
    Markus, Jan oder Florian. Ich bin bei Jan
    eingebrochen, um ihm Geld zu klauen. Auch
    wenn ich es letztlich nicht getan habe, die
    Absicht reicht.
    Unsere Grasressourcen sind das ganze Frühjahr
    über voll im grünen Bereich, denn der
    Coffeeshop in der Schanze, den wir kürzlich
    aufgetan haben, ist eine zuverlässige Quelle.
    Für bestimmte Momente ist Gras wirklich etwas
    Tolles. Immer dann, wenn du nichts
    unternehmen willst, ist es wunderbar
    befriedigend. Musst du aber was erledigen, hast
    du plötzlich Probleme. Du bekommst kaum
    mehr was auf die Reihe, weil du dich nicht
    richtig konzentrieren kannst und nicht wach
    genug bist. Beim Karate war ich jetzt schon seit
    drei Wochen nicht mehr, weil ich immer zu
    stoned gewesen bin. Michael hat noch ein paar
    - 181 -

    Mal versucht, mich mitzuschleifen, es dann aber
    aufgegeben. Ich glaube, er geht inzwischen
    auch nicht mehr hin. Habe lange nicht mit ihm
    gesprochen.
    Wir treffen uns jetzt öfter zu zweit, in
    wechselnden Konstellationen, ohne den
    anderen Bescheid zu sagen – dann gibt es
    keine Probleme mit dem Aufteilen, und die
    Atmosphäre ist entspannter. Als ich angefangen
    habe zu kiffen, habe ich mir immer gesagt,
    dass das nur eine Phase ist und ich schon bald
    wieder aufhören werde. Doch seit Anfang des
    Jahres kiffe ich täglich.
    Der Übergang vom Gelegenheits- zum
    Dauerkiffer war gar kein großer Schritt. Ich
    habe Durst, also trinke ich, ich habe Lust zu
    kiffen, also kiffe ich. Ich brauche inzwischen
    keinen Anlass mehr dazu. Kiffen ist zu einem
    Teil meiner Identität geworden. Ich bin ein
    Kiffer.
    Ich weiß, dass es destruktiv ist. Ich weiß,
    dass ich mich selbstzerstörerisch verhalte,
    immer wieder gegen meine guten Vorsätze
    verstoße. Aber ich genieße dieses Fatalistische
    auch, das Gefühl, sich in das Destruktive zu
    versenken. Das darin Schwelgen hat etwas
    unheimlich Faszinierendes. Es ist das Curt-
    Cobain-Syndrom.
    - 182 -

    «lch war stolz auf meine
    Aggressivität» – Härtere Zeiten
    Breite Tage, träge Sicht und große Liebe
    Der Entschluss, weniger zu kiffen, hält leider
    nicht sonderlich lange an. Allerdings gehen mir
    die Jungs gerade auf die Nerven, und so rufe
    ich Christian an, denn ich brauche mal wieder
    anderen Input. Wir beschließen, gemeinsam auf
    ein Hip-Hop-Konzert zu gehen.
    Auf einem dieser unzähligen Konzerte habe
    ich sie getroffen. Ich gehe oft alleine zu
    Konzerten. Zum einen, weil ich als einer der
    wenigen aus meinem Freundeskreis deutschen
    Hip Hop höre, aber vor allem, weil ich unter der
    Woche lange wegbleiben darf und meist genug
    Geld habe, um den Eintritt zu bezahlen. An
    einem dieser Abende stand ich wieder mal in
    der ersten Reihe, als mir ein Mädchen auffiel,
    das genauso begeistert wie ich jede Zeile
    mitsang. Wir grinsten uns an. Ich wusste gar
    nicht, dass man sich in jemanden so sehr
    verlieben kann, ohne

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