Breit - Mein Leben als Kiffer
machen
nichts, wir spielen hier nur Fußball», und
Markus hat demonstrativ auf den Ball gezeigt,
den er bei sich hatte, weil er nachmittags zum
Training musste. Unverrichteter Dinge ging der
Schulleiter wieder weg. Und wir feixten.
Als ich in der Pause auf die Toilette gehe und
mich im Spiegel betrachte, merke ich, dass ich
aussehe wie ein Penner. Ich habe schwarzen
Ruß vom Rauchen und Zahnpasta im Gesicht.
Meine Hosen sind zerrissen und meine Haare
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ungepflegt. Meine Nägel schwarz. Ich bin ein
abgewrackter Kiffer. Kein Wunder, dass Silke
nichts von mir will. Das Einzige, was mich oben
hält und mich glücklich sein lässt, ist die Musik.
Die höre ich auch im Unterricht, heimlich, über
Kopfhörer in meinem Ärmel.
In Gedanken bin ich bei meinen beiden
Deals, um die ich mich heute Nachmittag
kümmern muss: Ich werde mir ein paar Platten
besorgen und meinen Dealer Rick in Rahlstedt
besuchen, denn mein Stoff wird knapp. Rick
führt ein überaus außergewöhnliches Leben.
Nicht nur, dass er mit allen möglichen Drogen
und illegalen Filmkopien dealt, Heavy Metal hört
und sein Zimmer als indische Opiumhöhle
eingerichtet hat. Als lukratives Nebengeschäft
klaut er außerdem Autos und nimmt mit
getunten Wagen gelegentlich im Ruhrpott an
Wettrennen teil. Rick ist der sonderbarste Typ,
dem ich je begegnet bin. Jedes Mal, wenn ich
zu ihm fahre, treffe ich ihn in der gleichen
Position an: mit einer Bong in der Hand neben
seiner Freundin auf dem Sofa.
Ich bin heute früher als sonst bei ihm, und
wir reden ein bisschen über die Umsätze, die
man mit Gras machen kann. Rick hat, das
behauptet er wenigstens, keine Angst davor,
erwischt zu werden.
«Und wenn die verfluchten Bullen mich doch
mal hochnehmen, dann sollen sie sich einfach
mal dick ins Knie ficken.»
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Ich mag die Polizei auch nicht besonders,
doch so richtig mit ihnen anlegen würde ich
mich nicht, denn im Zweifelsfall holen sie dich
überall raus, um dir das Leben zu retten.
Sicherheitshalber statte ich mich bei Rick
gleich mit zwei Füchsen aus, denn morgen
wollen wir alle bei mir Fear and Loathing in Las
Vegas sehen. Es soll der kultigste Drogenfilm
sein, den es je gegeben hat. Ein Mädchen aus
unserer Klasse hat uns davon im
Kunstunterricht erzählt, während es mir ein
Peace-Zeichen auf meine grüne Armeetasche
gemalt hat. Die grüne Tasche, in die gerade
mal ein Minimum an Schulsachen reinpasst, ist
zu meinem ständigen Begleiter geworden. Sie
schreit förmlich: Ich bin eine Kiffertasche! Ich
bin eine Tasche für Kiffer!
Wenige Minuten später bin ich glücklich,
endlich aus der Heavy-Metal-Wohnung raus zu
sein, und fahre zufrieden mit meinen beiden
Beuteln Gras wieder in Richtung Stadt. Für
einen Zehner habe ich mir auch noch einen
Klumpen Haschisch gekauft.
Beim U-Bahn-Fahren habe ich ein leicht
mulmiges Gefühl, denn ich achte sehr auf die
Gesichter und Persönlichkeiten der anderen
Menschen und fühle mich von ihnen beschattet.
Was sind das für Leute? Woher kommen sie?
Können sie meine Gedanken lesen? Ich
versuche, mich auf die Musik aus meinen
Kopfhörern zu konzentrieren.
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In der Stadt kaufe ich drei deutsche und fünf
amerikanische Rapplatten. Ein kleiner
Großeinkauf. Ich glaube, wenn ich außer vom
Rauchen, von Musik und von Alkohol von noch
etwas abhängig bin, dann vom Kaufen. Ich
gebe ständig eine große Menge Geld aus für
Platten, Bücher, die ich nicht lese, und anderen
Kleinkram.
Mein Handy klingelt.
«Hallo, hier ist Silke, du hast doch gesagt, du
bist heute in der Stadt Platten kaufen. Ich sitz
grad in der U-Bahn und komme gleich beim
Rathaus an. Wollen wir uns nicht treffen? Du
bist doch auch grad da, oder?»
Für zwei Sekunden bekomme ich keinen Ton
raus. «Äh, selbstverständlich, ich meine, na
klar treffen wir uns, ich freu mich, bis gleich!»
Wir verabreden uns beim Plattenladen und
umarmen uns kurz zur Begrüßung. Ausgelassen
ziehen wir durch die Stadt. Ich merke immer
wieder, wie enorm schüchtern ich in Silkes
Nähe bin. Am Telefon kann ich ihr endlos viele
Geschichten erzählen, doch wenn ich ihrer
vollen Schönheit gegenüberstehe, werde ich
eher rot, als dass ich noch viel reden kann. An
diese Traumfrau will ich mich heranmachen?
Gerade ich soll Chancen bei einem Mädchen
haben, auf das alle Jungen scharf sind?
Das Glück, das ich empfinde, seitdem ich
Silke getroffen habe, entschädigt mich für
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