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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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wir
    irgendwo ungestört sein können, und chillen.
    Wir folgen einfach unserem Instinkt und gehen
    dem Mysterium Spaß nach. Ich denke nicht,
    dass es irgendjemanden gibt, der keinen Spaß
    haben möchte. Und wir wissen eben, was uns
    am meisten Spaß macht.
    «Natürlich ist das gut, was ich hier mache.
    Ich kiff mir halt die Birne weg. Da ist doch
    nichts dabei», sagt Florian gerade ironisch.
    «Oh ja, es ist großartig, die Nachmittage vor
    dem Fernseher zu verbringen, kiloweise Weed
    wegzubartzen und sich ins Koma fallen zu
    lassen», stimme ich ihm zu.
    «Ich weiß ja nicht, Jungs, ich glaub, kiffen is’
    nich’ so schlimm, wenn man es irgendwie in
    Maßen hält», meint Markus.
    «Hast du irgendein Problem?», frage ich ihn.
    Ich weiß gar nicht, wieso er auf einmal so
    schlechte Laune hat und einen auf moralisch
    machen muss.
    - 197 -

    «Ihr sabbelt und sabbelt den ganzen Tag und
    sagt dann, ihr hättet richtig gechillt – ihr wisst
    doch gar nicht, was chillen ist, Jungs!»
    Wir schweigen daraufhin und hören vier
    Stunden das La Boom -Tape, sitzen da und
    machen nichts. Es ist zehn nach vier, und wir
    alle sind hellwach. Wir hören auf die Musik und
    schweigen, ganz wie Markus es empfohlen hat.
    Es herrscht eine Atmosphäre der Ruhe und
    Versunkenheit in meinem Zimmer.
    «Lass uns noch ein paar Schädel rauchen und
    noch einmal Fear and Loathing gucken, der Film ist der hammermäßige Oberburner», sagt
    Florian in unser Schweigen.
    Wir rauchen erst noch einen Joint und kehren
    dann vor den Fernseher zurück, um den Film
    ein zweites Mal zu sehen und weiter Köpfe zu
    rauchen. Irgendwann während des Films wird
    es dunkel um mich herum. Ich schließe die
    Augen und gleite in einen anderen Zustand. Es
    hört sich so an, als hätte ich einen
    Hubschrauber in meinem Kopf, er vibriert.
    Meine Vibes werden langsam unangenehm, und
    vor meinem inneren Auge sehe ich abwechselnd
    düstere und hellere Farben, die mich an diese
    Traumwelt fesseln.
    Die Jungs unterhalten sich über irgendwas,
    während ich langsam die Kontrolle verliere und
    ins Koma falle, jenen Zustand beim Kiffen, in
    dem man weder wach ist noch schläft, sondern
    in einer Art Wachtraum gefangen ist. Alles
    - 198 -

    dreht sich, jede Gehirnzelle scheint
    davonzuschwimmen, ich kann keine
    Zusammenhänge mehr herstellen zwischen
    dem Raum, den Leuten, die da sitzen, und mir
    selbst. Nichts ergibt Sinn. Gleichzeitig ist das
    erleichternd. Endlich muss etwas keinen Sinn
    haben. Der Raum dehnt sich und dreht sich,
    eine vierte Dimension kommt hinzu, ich scheine
    auf einmal einen erweiterten Blickwinkel zu
    haben. Wow! Schwebe über meinem Körper
    und spüre gleichzeitig jede seiner Zellen.
    Simultanexistenz.
    Irgendwann gegen sechs Uhr morgens wache
    ich als irgendjemand irgendwo auf. Ich weiß
    weder, wer ich bin, noch wo ich bin. Panik. Ich
    schaue mich um. Zwei Jugendliche kommen auf
    mich zu. Sie nennen mich Monsen und stellen
    mir Fragen, die ich nicht verstehe. Erst nach
    quälenden zehn Sekunden dämmert mir, dass
    das Markus und Jan sind, die da vor mir stehen.
    Langsam kehre ich in diese Welt zurück. Ich
    habe so etwas nach dem Bongrauchen schon
    mal erlebt, doch noch nie für einen so langen
    Zeitraum. Völlig paralysiert erzähle ich den
    anderen, was gerade mit mir passiert ist. Je
    länger ich das Erlebte beschreibe, desto mehr
    verliert es an Brisanz. Bis es sich schließlich
    nahtlos in die anderen Flashgeschichten einreiht
    und zu einer weiteren Kiffertrophäe wird, die
    man bei passender Gelegenheit hervorholt und
    stolz den anderen zeigt.
    - 199 -

Hauptbahnhofhasch
    Zwei Monate später wird Rick hochgenommen.
    Wahrscheinlich kriegt er aber nur eine
    Bewährungsstrafe. Fest steht jedenfalls, dass er
    erst mal raus ist aus dem Grasgeschäft, was für
    mich bedeutet, dass ich auf dem Trockenen
    sitze. Vor einer Woche haben überraschender
    Weise alle drei Coffeeshops zugemacht, die wir
    kannten und als Ass im Ärmel bei Bedarf
    hervorzaubern konnten. Was für eine miese
    Situation: keine Möglichkeit, an Stoff zu
    kommen. Ich suche in allen möglichen Kisten,
    Ritzen, Tütchen und Schubladen nach
    Grasresten und Krümeln. Nach einer halben
    Stunde habe ich gerade mal genug für einen
    Minijoint oder drei bis vier Köpfe. Ich muss
    irgendwie eine neue Quelle auftun.
    Dass das Verlangen nach THC so intensiv
    sein kann, wie der Trip gut ist, hätte ich nicht
    gedacht. Ich bin ziemlich down, und mein
    Minijoint schafft es nur schwer,

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