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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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alles
    Schlechte. Wir unterhalten uns über Gott und
    - 193 -

    die Welt. Ich erzähle ihr alles. Die Erlebnisse in
    der Schule, von den Konzerten, zu denen sie
    ausnahmsweise nicht mitgekommen ist, und
    von allerlei anderen witzigen Dingen. Sie ist die
    Frau meiner sehnsüchtigsten Südseeträume,
    einfach perfekt. Ich versinke regelrecht in
    meinem Glück. Manchmal will ich gar nichts
    anderes, denn ich bin schon dankbar genug
    dafür, dass ich sie als Freundin habe. Sie ist
    meine erste große Liebe, doch ich ahne bereits,
    dass wir nie zusammenfinden werden.
    Wir essen ein Eis, und dann muss sie leider
    auch schon gehen. Sie trifft sich noch mit ihrer
    Mutter zum Einkaufen. Ganz benebelt von dem
    schönen Gefühl, Silke begegnet zu sein, mache
    ich mich auf den Rückweg.
    Als ich nach Hause komme, ist meine Mutter
    bereits auf dem Land. Fear and Loathing in Las
    Vegas ist angesagt, und endlich werden Jan,
    Markus, Florian und ich mal wieder gemeinsam
    die Nacht zum Tage machen. Carpe Noctem.
    Ein nur aus Saufen, Rauchen und
    Fernsehgucken bestehendes Wochenende liegt
    vor uns. Ein Salut an die Freiheit und das
    Glück. Dieses Gefühl ist schwer einzufangen:
    absolute Zeitlosigkeit, keine Verpflichtungen –
    außer die, high zu werden.
    Der Film geht los. Man merkt schnell, dass es
    um zwei etwas durchgeknallte Hippies geht, die
    durch Zufall an einen journalistischen Auftrag
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    gekommen sind und sich auf einen Drogentrip
    nach Las Vegas begeben:
    «Der Kofferraum unseres Wagens sah aus
    wie ein mobiles Labor des Rauschgiftdezernats.
    Wir hatten zwei Beutel Gras, fünfundsiebzig
    Kügelchen Meskalin, fünf Löschblattbögen
    extrastarkes Acid, einen Salzstreuer halb voll
    mit Kokain und ein ganzes Spektrum
    vielfarbiger Upper, Downer, Heuler und Lacher
    … sowie eine Flasche Tequila, eine Flasche
    Rum, einen Karton Budweiser, einen halben
    Liter unverdünnten Äther und zwei Dutzend
    Knick und Riech dabei.»
    Der Film ist um vier Klassen kultiger als
    Trainspotting und Pulp Fiction zusammen. Er leitet eine großartige Zeit ein und zieht uns in
    rasender Geschwindigkeit in seine Welt. Der
    Film und die Realität werden für mich eins. Es
    geht in dem Streifen um den schrillsten,
    verrücktesten und buntesten Drogentrip, den
    man sich vorstellen kann, und
    dementsprechend beeindruckt er uns sehr. Wir
    rauchen abwechselnd Bong, während wir die
    Szenen genießen. Dieser Abend bestärkt mich
    wieder in dem Wunsch, später selbst einmal
    Filme zu machen. Solche wie Fear and Loathing
    sollen es sein, die alle Normalität über Bord
    werfen.
    Anschließend drücke ich Florian die Bibel in
    die Hand und sage ihm, er soll sie irgendwo
    aufschlagen: «Und sie sprachen: So lasst uns
    - 195 -

    auf sein und bauen! Und ihre Hände wurden
    gestärkt zum Guten.» Florian und ich
    amüsieren uns lange darüber, dass diese Stelle
    so wunderschön zum Kiffen passt. Irgendwie
    macht es mir aber auch ein bisschen Angst.
    «Ist euch mal aufgefallen, dass wir zu
    richtigen Extremkiffern geworden sind?», frage
    ich, um mich von diesem Gedanken
    abzulenken.
    Niemand antwortet. Doch tatsächlich sind wir
    inzwischen eine so eng verschworene
    Rauchgruppe geworden, dass man uns mit der
    Clique in Trainspotting vergleichen könnte. Wir sind wahre Kifferprofis geworden, wissen alles
    über Beschaffung, Preise und Qualität, wir
    wissen, mit welchem Tipp und welcher Technik
    man den perfekten Joint dreht, und wir können
    uns unterwegs mit einem Kugelschreiber und
    einer Plastikflasche eine Bong bauen. Wir sind
    die Gras-McGyvers und richtige Insider, wenn
    es um THC-Konsum geht.
    Es gibt einen unvorstellbar großen Markt für
    Drogenzubehör. Das Wichtigste ist jedoch, über
    das Rauchen und die Wirkung genau Bescheid
    zu wissen. Maximaler THC-Wert im Blut und
    perfekte Unterhaltung durch Film und Musik.
    Wir schwelgen in unserem Leben und haben
    noch immer nicht die Motivation verloren, über
    alles Mögliche zu lachen.
    Unsere Beziehung zueinander verändert sich
    ständig. Unsere Freundschaft erlebt Höhen und
    - 196 -

    Tiefen. Mal sitzen wir in trauter Einigkeit vor
    dem Fernseher und kiffen, dann bescheißen wir
    uns, und die Jungs plündern wieder mal den
    gesamten Speiseschrank oder backen komische
    Brote aus ekelhaftem Klebeteig, der dann den
    ganzen Herd verdreckt. Wir sind jung, und
    außer dass wir bekifft sein wollen, haben wir
    keine anderen Ansprüche an das Leben. Also
    holen wir den Stoff, sorgen dafür, dass

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