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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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Das alles umfassende Bewusstsein
    scheint so etwas Ähnliches wie die Macht in den
    Star-Wars -Filmen zu sein. Ich glaube zwar nicht an Gott, doch immer wieder spüre ich eine Kraft
    in meinem Leben, die im Verborgenen die
    Fäden zu ziehen scheint. Ich gehe auf die
    Suche nach dieser Kraft, indem ich auf das
    achte, was ich erlebe.
    Natürlich habe ich schon von selektiver
    Wahrnehmung gehört: Wenn du daran glaubst,
    von der Zahl dreiundzwanzig verfolgt zu
    werden, dann wirst du auch überall diese Zahl
    finden können. Ich denke an den Film
    Dreiundzwanzig – Nichts ist so, wie es scheint , den ich neulich gesehen habe. Mit der
    Hauptfigur, dem neunzehnjährigen Karl Koch,
    beschäftige ich mich viel. Karl will die
    Hintergründe politischer und wirtschaftlicher
    Macht erforschen und entdeckt Zeichen, die ihn
    an eine weltweite Verschwörung glauben
    lassen. Er wird zum Hacker und spioniert für
    den KGB, schließlich fängt er an, Kokain zu
    nehmen, und leidet unter immer stärker
    werdenden Wahnvorstellungen, die es ihm
    zunehmend schwerer machen, die Grenzen
    zwischen Traum und Realität zu erkennen.
    - 204 -

    Armer Teufel! Manchmal bin ich mir nicht ganz
    sicher, ob ich nicht auch eines Tages als Karl
    Koch enden könnte, der am Ende halb nackt
    zwischen den Autos umherirrt und in eine
    Heilanstalt eingewiesen werden muss.
    Durch das Kiffen habe ich in letzter Zeit oft
    einen quälenden Juckreiz am Rücken. Neulich
    musste ich mich deswegen sogar nachts in die
    Badewanne legen, weil ich es nicht mehr
    ausgehalten habe. Aber das wird schon wieder
    vorbeigehen. Meine Mam hält es für eine
    allergische Reaktion auf irgendwas, ein
    bestimmtes Waschmittel oder so. Vielleicht hat
    sie Recht.
    Wir sind da. Ich wundere mich darüber, wie
    viele Gedanken einem durch den Kopf schießen
    können, während man ein paar Minuten
    Fahrrad fährt. Vor uns befindet sich der Ponton
    der Wasserwerke; eine Barkasse liegt vor
    Anker. Wir klettern auf das Boot und machen
    das Haschisch klein. Es ist zwar ein bisschen
    kühl, doch für einen Wintertag ungewöhnlich
    mild. Bis wir den Joint anzünden, ist es dunkel
    geworden.
    Gleich nach dem ersten Zug merken wir,
    dass dieser Stoff anders ist als jeder andere,
    den wir zuvor in die Lungen bekommen haben.
    Florian und ich können unser Glück kaum
    fassen und pushen uns gegenseitig hoch, indem
    wir von unserem Highsein schwärmen. Wir
    - 205 -

    fragen uns, ob noch andere Drogen beigemischt
    sind – reines Haschisch ist das jedenfalls nicht.
    Der Trip ist einmalig. Ich bin so high, dass
    ich für einen Moment lang glaube, über Wasser
    gehen zu können. Jegliches Gefühl für die
    Realität ist verschwunden und macht einer
    berauschenden Unverwundbarkeit Platz. Ich
    erwarte, dass ich im nächsten Augenblick
    anfangen werde zu fliegen oder kurz davor bin,
    mich aufzulösen. Es ist einer dieser extrem
    intensiven Flashs, bei denen man alles vergisst.
    Euphorie breitet sich in meinem Körper aus,
    schwappt in Wellen von meinen Füßen bis in
    meinen Kopf und wieder zurück, sitzt in jeder
    Zelle meines Körpers. Ich lasse mich reinfallen
    in dieses Gefühl und verliere mich darin.
    Als ich am nächsten Tag aufwache, habe ich
    Nasenbluten. Ich denke sofort an Koks und das
    Hasch vom Hauptbahnhof, von dem ich noch
    einen ganzen Riegel habe. Als ich Florian
    anrufe, bin ich total von den Socken, als er mir
    sagt, dass auch er Nasenbluten bekommen hat.
    Trotz der Nebenwirkung kann ich mich aber
    nicht dazu durchringen, das Hasch
    wegzuschmeißen. Dafür war der Flash zu geil.
    Der Juckreiz, die Schmerzen in der Lunge beim
    Rauchen – Berufsrisiko jedes Kiffers. Ein
    Profisportler hört ja auch nicht mit seinem
    Sport auf, nur weil er sich dabei mal verletzt
    hat.
    - 206 -

    Also rauche ich das Zeug in den nächsten
    zwei Wochen jeden Abend. Es werden die
    intensivsten Drogenwochen meines Lebens. Ich
    hab das Hauptbahnhofhasch ganz für mich
    alleine; niemand will etwas abhaben: Markus
    und Jan haben Angst bekommen, als wir ihnen
    erzählt haben, wie es bei uns gewirkt hat. Bei
    diesem Zeug habe ich das erste Mal das Gefühl,
    dass es mich überhaupt nicht müde macht,
    sondern ganz im Gegenteil wach und aktiv. Ich
    nehme nachts immer wieder Mixtapes auf,
    während ich Bong kiffe. Immer tiefer gleite ich
    hinein in meine innere Traumwelt.
    Ich merke nicht, dass die Droge mich nicht
    nur zum Guten verändert. Das
    Hauptbahnhofhasch tut seine Wirkung. Meine
    Augen fallen oft einfach nur

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