Breit - Mein Leben als Kiffer
Das alles umfassende Bewusstsein
scheint so etwas Ähnliches wie die Macht in den
Star-Wars -Filmen zu sein. Ich glaube zwar nicht an Gott, doch immer wieder spüre ich eine Kraft
in meinem Leben, die im Verborgenen die
Fäden zu ziehen scheint. Ich gehe auf die
Suche nach dieser Kraft, indem ich auf das
achte, was ich erlebe.
Natürlich habe ich schon von selektiver
Wahrnehmung gehört: Wenn du daran glaubst,
von der Zahl dreiundzwanzig verfolgt zu
werden, dann wirst du auch überall diese Zahl
finden können. Ich denke an den Film
Dreiundzwanzig – Nichts ist so, wie es scheint , den ich neulich gesehen habe. Mit der
Hauptfigur, dem neunzehnjährigen Karl Koch,
beschäftige ich mich viel. Karl will die
Hintergründe politischer und wirtschaftlicher
Macht erforschen und entdeckt Zeichen, die ihn
an eine weltweite Verschwörung glauben
lassen. Er wird zum Hacker und spioniert für
den KGB, schließlich fängt er an, Kokain zu
nehmen, und leidet unter immer stärker
werdenden Wahnvorstellungen, die es ihm
zunehmend schwerer machen, die Grenzen
zwischen Traum und Realität zu erkennen.
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Armer Teufel! Manchmal bin ich mir nicht ganz
sicher, ob ich nicht auch eines Tages als Karl
Koch enden könnte, der am Ende halb nackt
zwischen den Autos umherirrt und in eine
Heilanstalt eingewiesen werden muss.
Durch das Kiffen habe ich in letzter Zeit oft
einen quälenden Juckreiz am Rücken. Neulich
musste ich mich deswegen sogar nachts in die
Badewanne legen, weil ich es nicht mehr
ausgehalten habe. Aber das wird schon wieder
vorbeigehen. Meine Mam hält es für eine
allergische Reaktion auf irgendwas, ein
bestimmtes Waschmittel oder so. Vielleicht hat
sie Recht.
Wir sind da. Ich wundere mich darüber, wie
viele Gedanken einem durch den Kopf schießen
können, während man ein paar Minuten
Fahrrad fährt. Vor uns befindet sich der Ponton
der Wasserwerke; eine Barkasse liegt vor
Anker. Wir klettern auf das Boot und machen
das Haschisch klein. Es ist zwar ein bisschen
kühl, doch für einen Wintertag ungewöhnlich
mild. Bis wir den Joint anzünden, ist es dunkel
geworden.
Gleich nach dem ersten Zug merken wir,
dass dieser Stoff anders ist als jeder andere,
den wir zuvor in die Lungen bekommen haben.
Florian und ich können unser Glück kaum
fassen und pushen uns gegenseitig hoch, indem
wir von unserem Highsein schwärmen. Wir
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fragen uns, ob noch andere Drogen beigemischt
sind – reines Haschisch ist das jedenfalls nicht.
Der Trip ist einmalig. Ich bin so high, dass
ich für einen Moment lang glaube, über Wasser
gehen zu können. Jegliches Gefühl für die
Realität ist verschwunden und macht einer
berauschenden Unverwundbarkeit Platz. Ich
erwarte, dass ich im nächsten Augenblick
anfangen werde zu fliegen oder kurz davor bin,
mich aufzulösen. Es ist einer dieser extrem
intensiven Flashs, bei denen man alles vergisst.
Euphorie breitet sich in meinem Körper aus,
schwappt in Wellen von meinen Füßen bis in
meinen Kopf und wieder zurück, sitzt in jeder
Zelle meines Körpers. Ich lasse mich reinfallen
in dieses Gefühl und verliere mich darin.
Als ich am nächsten Tag aufwache, habe ich
Nasenbluten. Ich denke sofort an Koks und das
Hasch vom Hauptbahnhof, von dem ich noch
einen ganzen Riegel habe. Als ich Florian
anrufe, bin ich total von den Socken, als er mir
sagt, dass auch er Nasenbluten bekommen hat.
Trotz der Nebenwirkung kann ich mich aber
nicht dazu durchringen, das Hasch
wegzuschmeißen. Dafür war der Flash zu geil.
Der Juckreiz, die Schmerzen in der Lunge beim
Rauchen – Berufsrisiko jedes Kiffers. Ein
Profisportler hört ja auch nicht mit seinem
Sport auf, nur weil er sich dabei mal verletzt
hat.
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Also rauche ich das Zeug in den nächsten
zwei Wochen jeden Abend. Es werden die
intensivsten Drogenwochen meines Lebens. Ich
hab das Hauptbahnhofhasch ganz für mich
alleine; niemand will etwas abhaben: Markus
und Jan haben Angst bekommen, als wir ihnen
erzählt haben, wie es bei uns gewirkt hat. Bei
diesem Zeug habe ich das erste Mal das Gefühl,
dass es mich überhaupt nicht müde macht,
sondern ganz im Gegenteil wach und aktiv. Ich
nehme nachts immer wieder Mixtapes auf,
während ich Bong kiffe. Immer tiefer gleite ich
hinein in meine innere Traumwelt.
Ich merke nicht, dass die Droge mich nicht
nur zum Guten verändert. Das
Hauptbahnhofhasch tut seine Wirkung. Meine
Augen fallen oft einfach nur
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