Breit - Mein Leben als Kiffer
ehrlich gesagt ja auch ziemlich
abstoßend ist. Dass wir gleich als Erstes
ausgerechnet an einen Fäkalfetischisten
geraten, konnte nun wirklich keiner ahnen.
Wir albern noch ein bisschen rum, dann
machen sich die andern auf den Heimweg.
Nachdem die Jungs gegangen sind, finde ich
das Telefon unterm Tisch – auf irgendeine
0190-Nummer geschaltet. Diese Idioten!
Meine Mutter ist übers Wochenende mal wieder
in unser Landhaus nach Wilster gefahren. Ich
sollte zwar mitkommen, aber ich kann mir
wirklich Besseres vorstellen, als zwei Tage
hintereinander in irgendwelchen Beeten
rumzuwühlen und den Garten frühjahrsfit zu
machen. Gott sei Dank vertraut mir meine
Mam, sodass sie mich auch mal ein
Wochenende alleine lässt. Ich habe ihr hoch
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und heilig versprochen, nichts anzustellen und
mich um die Hausaufgaben zu kümmern.
Es ist beschlossene Sache, dass wir, Jan,
Markus, Dirk, Florian und ich, heute Abend
saufen gehen. Danach wollen noch einen Film
bei mir gucken. Jan hat von einem Freund From
Dusk till Dawn und Pulp Fiction auf Video besorgt. Zuerst gehen wir in eine Billardbar, in
der wir immer Bier trinken, obwohl wir erst
fünfzehn sind. Man muss einfach nur die
richtigen Läden kennen und sich ein bisschen
umhören, dann weiß man schnell, wo die Leute
ein Auge zudrücken. Vielleicht ist es ihnen aber
auch egal, Hauptsache, sie machen ihr Geschäft
mit uns. Was uns angeht, kommt der Wirt
diesen Abend garantiert auf seine Kosten, ein
Bier folgt dem nächsten.
Wir sind alle ziemlich betrunken, als wir
schließlich aufbrechen, um zu mir nach Hause
zu gehen. Laut grölend stimmen wir ein
Sauflied von den Toten Hosen an: «Eisgekühlter
Bommerlunder, Bommerlunder eisgekühlt…»
Gleich in der nächsten Straße brechen wir die
Mercedes-Sterne von zwei Autos ab und
montieren sechs Baulampen von einer Baustelle
ab, um sie wenige Meter weiter in die Alster zu
werfen. Dirk kriegt sich gar nicht mehr ein, als
er bemerkt, dass die Dinger auch unter Wasser
noch weiterleuchten. Kurz danach klauen wir
aus einem Vorgarten ein Fahrrad, das einer von
uns später von einer Brücke in die Alster fallen
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lässt. Bei einer anderen Baustelle stellen wir
den Zaun diagonal auf die Straße, lassen aber,
weil wir keinen Autounfall verursachen wollen,
die Baulampen diesmal dran. Am Ende unserer
Tour zünden wir die Telefonbücher einer
Telefonzelle an.
Schuldbewusstsein haben wir keines, einer
steckt den anderen mit immer neuen Ideen an,
wir schaukeln uns gegenseitig hoch, feuern uns
an. Hauptsache, man gehört dazu.
Auch bei mir zu Hause ist die Party noch
lange nicht vorbei. Wir schieben mein rotes
Sofa in unser Fernsehzimmer, rauchen bis fünf
Uhr morgens Zigaretten, trinken die
Weinflaschen meiner Mutter leer, reden über
Musik und Filme und gucken dabei From Dusk
till Dawn und Pulp Fiction . Lange diskutieren wir darüber, welches die beste Filmszene des
Abends ist. Es gewinnt Pulp Fiction , und zwar
mit der Szene, als Vincent Vega mit der halb
toten Mia Wallace im Auto die Gartenzwerge
seines Drogendealers umfährt und er sie nach
einer Überdosis nur durch eine Spritze direkt
ins Herz zurück ins Leben holen kann.
Krass.
Pisten und Parmaschinken
Wir treffen uns mit der ganzen Klasse am
Bahnhof Altona, von wo aus es mit dem Zug
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nach Österreich gehen soll: zwei Wochen
Skifreizeit!
Markus, Jan, Florian und ich sind gut
vorbereitet. Wir haben jede Menge Alkohol
organisiert, der gut verpackt in Markus’
Seesack steckt. Wir spielen Karten und trinken
heimlich schon ein bisschen, während die
Mädchen ein Abteil neben uns laut gackern.
Bald sind wir in Tauern. Die Hütte selbst kann
man nur zu Fuß erreichen, und so haben wir
einen mühsamen zweistündigen Aufstieg vor
uns. Ich nehme mir vor, nicht als einer der
Letzten oben anzukommen, weil ich mir keine
dummen Sprüche von den Jungs anhören will.
Also lege ich mich, genau wie Markus, richtig
ins Zeug.
Endlich, die Hütte. Wir verteilen uns auf die
Zimmer, packen aus und haben bis zum
Abendbrot noch ein bisschen Freizeit. Nach
einem Teller alles andere als gut schmeckender
Spaghetti Bolognese gehen wir in einer großen
Gruppe im Schnee spazieren und rauchen
heimlich mit einer der Oberstufenschülerinnen,
die als Begleiterin mitgefahren ist. Für einige
Mädchen ist es die erste Zigarette, sie fangen
laut an zu husten und lachen sich halb tot.
Ganz schön peinlich,
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