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Breit - Mein Leben als Kiffer

Breit - Mein Leben als Kiffer

Titel: Breit - Mein Leben als Kiffer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amon Barth
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der
    Geschichte Ärger bekommen können.
    Wie erwartet machen die Lehrer in den
    nächsten Tagen einen Riesenaufstand. Natürlich
    wissen sie, dass wir das Buch haben
    verschwinden lassen, doch sie können uns
    nichts nachweisen. Das mit dem gelöschten
    Strafregister hat leider nicht funktioniert: Die
    Lehrer hatten bereits eine Kopie von allen
    Einträgen gemacht. «Amon stört wiederholt
    durch Werfen von Papierkügelchen.» – «Dirk
    schießt mit einem Gummiband Papierkugeln auf
    Tina.» – «Markus hört trotz wiederholter
    Ermahnung heimlich Musik über Kopfhörer.»
    Kein Wunder, dass wir so sind, wie wir sind,
    wenn man uns auf diese Art und Weise
    - 25 -

    behandelt. Wir sind beim ganzen Kollegium als
    Problemklasse bekannt und stolz auf unseren
    Ruf. Für uns ist es die Hauptsache, etwas zum
    Lachen zu haben. Also tun wir alles, um
    möglichst viel und häufig lachen zu können.
    Unsere Klasse ist angeblich die schlimmste, die
    es je auf unserer Schule gegeben hat. Wir
    haben schon zwei Referendare vergrault, indem
    wir einfach die Mitarbeit verweigert und sie,
    wenn sie sich zur Tafel drehten, mit
    Papierkugeln beschossen haben. Irgendwann
    baten sie bei der Schulleitung dann darum,
    unsere Klasse abgeben zu dürfen. Man erzählt
    sich auch, dass sogar schon mal Lehrer wegen
    uns geweint haben und vollkommen verzweifelt
    gewesen sind.
    Manchmal lassen sich Jan, ich oder einer der
    anderen freiwillig im Klassenschrank
    einsperren, um durch die Unruhe, die entsteht,
    wenn man sich in der Stunde plötzlich
    bemerkbar macht, die Unterrichtszeit zu
    verkürzen und zur allgemeinen Erheiterung
    beizutragen. Nach der letzten Stunde laufen
    Dirk und ich gerne mal zu den Fahrrädern der
    Mädchen und lassen aus einigen Reifen die Luft
    raus, schrauben die Ventile ab oder haken
    Vorder- und Hinterbremse aus, um dann aus
    sicherer Entfernung zuzusehen, wie die
    Mädchen vor Wut anfangen zu weinen.
    In den Pausen schleichen wir uns meistens
    durch den Raucherkeller der Oberstufe aus der
    - 26 -

    Schule und rauchen in einer Einfahrt oder
    gehen zum Kiosk.
    Dort hängt häufig eine geistig behinderte
    Frau rum, die laute Reden schwingt und sich
    auch sonst sehr sonderbar verhält. Immer
    wieder stürzt sie direkt auf uns zu und brabbelt
    irgendetwas Unverständliches. Sie kann nicht
    richtig sprechen, sondern gibt nur wortähnliche
    Grunzlaute von sich. Jedes Mal, wenn wir sie
    sehen, müssen wir von neuem lachen.
    In allen von uns steckt aber auch ein Teil, der
    schon ein bisschen erwachsen ist, die tragische
    Situation der Frau erkennt und Mitleid mit ihr
    hat. Diesen Teil, den aufgeklärten und
    erwachsenen, stellt allerdings niemand von uns
    gern zur Schau, doch wir alle haben ihn. Ich
    frage mich, ob die Lehrer das nicht schon längst
    mitbekommen haben und uns nur deshalb nicht
    auffliegen lassen wollen.
    In den Pausen geht es am Kiosk aber auch
    schon mal hoch her. Obwohl ich nie auf
    Prügeleien aus bin, gerate ich ständig mit
    jemandem aneinander, besonders mit Jens und
    Marc, zwei Jungen aus meiner Parallelklasse,
    mit denen ich sonst eigentlich kaum etwas zu
    tun habe.
    Als wir uns einmal vor den Weihnachtsferien
    gegenseitig Wunschzettel verfassen sollten,
    schrieb Marc auf meinen Zettel: «Den Tod» und
    Jens: «Wenn du mich noch einmal provozierst,
    kriegst du richtig was aufs Maul.» Meine
    - 27 -

    Deutschlehrerin meinte, dass ich gute Gedichte
    schreiben kann.
    Heute gehe ich wie jeden Donnerstag nach der
    Schule zu meiner Schwester. Meine Großmutter
    besuche ich inzwischen nicht mehr so
    regelmäßig. Sie beschwert sich zwar immer
    darüber und jammert, dass sie mich fast gar
    nicht mehr zu Gesicht bekommt, aber bei
    meiner Schwester fühle ich mich einfach
    wohler. Katharina wohnt ein paar Straßen von
    uns entfernt in einer geräumigen und cool
    eingerichteten Wohnung. Sie legt ab und zu
    Platten auf, schreibt gerade an einem Buch und
    geht zu Poetry Slams, auf denen sie moderne
    Gedichte vorträgt und schon mal den ersten
    Preis gewonnen hat.
    In ihrer Toilette hängt ein Interview mit
    Madonna, in dem sie auf die Frage, ob Sex
    schmutzig ist, ganz lässig antwortet: «Nur,
    wenn man sich hinterher nicht wäscht.» Mitten
    im Wohnzimmer steht ein professionelles
    Mischpult mit zwei Plattenspielern samt
    dazugehörender hochklassiger
    Plattensammlung, die hauptsächlich auf
    Siebziger-Jahre-Dance-Classics, Disco, Soul und
    Hip Hop ausgerichtet ist.
    Ich bewundere meine Schwester für ihre
    coole

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