Brenda Joyce
allmählich, und sie fühlte sich niedergedrückt, als wären ihre Hände
und Füße gefesselt. Der Schmerz wurde heftiger. Irgendwie musste es ihr
gelingen aufzuwachen, aber sie fühlte sich wie in einer dicken Nebelwolke. Sie
musste hindurchschwimmen, auf das graue Licht zu. Sie fühlte etwas Scharfes unter
ihrem Rücken und spürte die schaukelnde Bewegung des Ozeans. Der Ozean? Vage
und verschwommen formte sich eine Erinnerung. Endlich war sie wieder ins
Bewusstsein zurückgekehrt, und sie öffnete die Augen und blinzelte.
Strahlender
goldener Sonnenschein blendete sie.
Es dauerte
einen Augenblick, bis sie bemerkte, dass sie auf dem Rücken lag und zu dem
wolkenlosen blauen Himmel hinaufsah und in die sengende Sonne. Lorraine lehnte
mit dem Rücken an der Seitenwand des Kanus und sah sie ängstlich an. Ihr Gesicht
war sonnenverbrannt. Drei sehr dunkle Männer – Afrikaner –, die nichts als
Tücher um die Hüften trugen, paddelten.
Und Elysse
erinnerte sich, dass die Tür zu ihrer Kabine aufgebrochen worden war, und sie
erinnerte sich an den Afrikaner, den sie zu erschießen versucht hatte. Sie
schrie auf.
»Geht es
Ihnen gut?«, rief Lorraine. »Oh Madam, ich hatte solche Angst, dass Sie
tot wären.«
Elysse
stellte fest, dass ihre Hände und Fußgelenke nur locker gefesselt waren.
Irgendwie gelang es ihr, sich aufzusetzen. In ihrem Kopf schien der Schmerz zu
explodieren – und in ihrem Herzen die Furcht. Der Afrikaner, der nicht ruderte,
sah sie an und sagte: »Stillsitzen.«
Sie war
entführt worden.
Schwer
atmend gelang es ihr, sich gerade hinzusetzen. Sie erkannte, dass das Kanu zum
Strand gerudert wurde. Vor sich sah sie Schaumkronen der Wellen, die an den
sandigen Strand brandeten. Abgesehen von einer Handvoll Männer war der Strand
verlassen. Sie standen zusammen und schienen auf sie zu warten. Das Kanu blieb
in der Fahrrinne, aber die Dutzende Handelsschiffe und wenigen britischen
Marinesegler, die hier vor Anker gelegen hatten, waren nirgends zu sehen. Das
kleine Kanu war das einzige Boot in Sichtweite.
Angstvoll
blickte Elysse zur Küste. Auf dem Hügel stand eine steinerne Festung. Aber sie
war sehr weit weg – und es handelte sich nicht um Cape Coast Castle.
»Wo sind
wir?«, rief sie. »Wohin bringen Sie uns?«
Der
Afrikaner sagte: »Still«, und kehrte ihr den Rücken zu.
Entsetzt
erkannte Elysse das Ausmaß ihrer Notlage. Sie war entführt worden und war
bereits weit vom britischen Marinehauptquartier und der Odyssey entfernt.
Vor ihr lag Afrikas Landesinnere. »Wir sind um Mitternacht entführt worden,
Lorraine, und jetzt muss es mitten am Vormittag sein.«
»Es fühlt
sich an, als wären wir seit einer Ewigkeit im Boot«, sagte Lorraine, und
Tränen traten ihr in die Augen. Liebe Güte, wie sollten sie so jemals gerettet
werden? Wenn sie nun Alexi niemals wiedersah?
Habe ich
dir nicht gesagt, dass ich dich immer beschützen werde?
Sie
zitterte und kämpfte gegen die Tränen an, als sie sich an das alberne
Versprechen erinnerte, das er ihr vor so langer Zeit in den Ruinen der irischen
Burg gegeben hatte. Sie hatte sich verlaufen und hatte große Angst gehabt.
Aber Alexi war gekommen, um sie zu holen.
Nie würde
er sie in der afrikanischen Wildnis allein lassen!
Sie holte
tief Luft. Er hatte ihr ein Versprechen gegeben, und Alexi war ein Mann von
Ehre. Er würde sie finden.
»Sir!«,
rief sie. »Binden Sie mich los, damit ich meiner Freundin helfen kann, an Land
zu kommen. Sie kann nicht schwimmen!« In ihre Furcht mischte sich Zorn.
Lorraine durfte nicht in den Wellen ertrinken, die sich vor ihnen erhoben.
Der
Afrikaner sah sie verächtlich an.
»Sie kann
nicht schwimmen. Sprechen Sie Englisch? Ich werde ihr helfen müssen, falls wir
in diesen Brechern kentern sollten.« Sie hielt
ihre gefesselten Hände hoch. »Lösen Sie die Fesseln, verdammt!«
Ganz
plötzlich hielt er ein Messer in der Hand. Ihr Herz drohte stillzustehen, aber
dann grinste der Mann und schnitt mit einer raschen Bewegung die Stricke an
ihren Händen und Füßen durch. Zitternd holte Elysse tief Atem. Dann schnitt er
auch die Fesseln um Lorraines Handgelenke durch. Ihre Füße waren nicht gefesselt
gewesen.
Elysse rieb
sich die Handgelenke und atmete schwer. »War das Courier?«, wollte sie
wissen. »Hat er sich das ausgedacht?«
»Still«,
sagte der Afrikaner erneut.
Lorraine
flüsterte: »Ich glaube nicht, dass er mehr als nur ein paar Worte spricht. Ach,
Madam, wie sollen wie nur jemals gefunden
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