Brenda Joyce
bitte die Adresse haben?«
Ariella
stöhnte. »Würdest du es bitte in Erwägung ziehen, bis morgen zu warten? Wenn er
nicht unter den Folgen der durchzechten Nacht leidet?«
Elysse
lächelte finster. »Auf gar keinen Fall.«
Ganz plötzlich fiel strahlender
Sonnenschein in den Raum. Alexi stöhnte gequält, als der Schmerz hinter seiner
Stirn zu explodieren schien. Er setzte sich auf. Ihm war schwindelig und sehr
übel. Was zum Teufel ... Er blinzelte in das Licht.
Einen
Moment lang begriff er nicht, wo er überhaupt war. Er befand sich auf einem
sehr schönen goldgrün gestreiften Kanapee in einer fremden Bibliothek. Eine
Frau im schwarzen Kleid mit weißer Schürze, der Kleidung eines Hausmädchens,
staubte die schweren smaragdgrünen Vorhänge ab, die sie gerade geöffnet hatte.
Draußen vor dem Fenster war ein Park, und er sah Hecken und einen Blumengarten.
»Verdammt!«
Sein Kopf schmerzte so sehr, als hätte jemand Löcher in
seinen Schädel gebohrt, während er schlief.
Das blonde
Hausmädchen fuhr mit einem erschrockenen Aufschrei herum.
»Wer zum
Teufel bist du?«, fragte er. Sein Magen schmerzte. Irgendwie gelang es ihm
aufzustehen. Er bemerkte, dass er immer noch nach dem Ozean roch – und nach
Brandy und Whiskey. Und roch er nicht auch ein billiges Parfüm? Er hatte einen
grauenhaften Geschmack im Mund. Allmählich begann ihm zu dämmern, dass er sich
in der letzten Nacht betrunken hatte. »Und vor allem, wo zum Teufel bin ich
hier?«
Das Mädchen
war nicht älter als zwanzig und sehr hübsch, obwohl sie jetzt sehr verängstigt
aussah. »Mylord, Sir! Es tut mir so leid. Ich wusste nicht, dass Sie auf dem
Kanapee schlafen. Sie befinden sich in der Bibliothek, Sir – Mylord.«
Er
blinzelte und bemerkte ihre üppig gerundete Figur. Automatisch wurde er
charmant. »Und wer bist du, hübsches Mädchen?« Sie errötete. »Ich heiße
Jane, Sir – äh, Mylord.«
Sein
Verstand begann allmählich wieder zu arbeiten, und er erinnerte sich an die
vergangene Nacht. Eine frühere Geliebte – Jane Goodman – hatte ihm im Büro von
Windsong ihre Karte in die Hand gedrückt. Sein Vater hatte ihn inmitten einer
jubelnden Menge angestrahlt, Freunde und Fremde hatten ihm auf die Schultern
geklopft. Stephen und Emilian hatten mit Brandy in einem vornehmen Restaurant
auf ihn getrunken. Sein Schiff, wie es mit eingeholten Segeln sicher vor Anker
lag, während seine Männer mit Krügen voll Rum feierten. Er hatte es wirklich
geschafft! Zusammen mit seiner guten Mannschaft und dem überlegenen Schiff
hatte er die Fahrt von China nach Hause in einhundertundeinem Tag geschafft!
Er sah sich
um, während das Triumphgefühl ihn erfasste. Ihm fiel ein, dass diese Bibliothek
ihm gehörte. Er war in seinem neuen Londoner Haus. Mowbray hatte ihn in der
vergangenen Nacht hier abgesetzt – oder vielmehr: heute Morgen.
Er sah das
Mädchen an und überlegte, ob er in der letzten Nacht mit Jane Goodman zusammen
gewesen war. War er nicht so verdammt heiß gewesen? Er nahm immer eine oder
auch mehrere Frauen in sein Bett, sobald er den Fuß aufs Festland gesetzt
hatte. Aber Jane würde niemals so ein billiges Parfüm benutzen wie das, was er
hier an seinem Kragen roch. »Kapitän, bitte. Oder du kannst mich auch Mr de
Warenne nennen.«
Das Mädchen
knickste und wurde jetzt ganz rot, als ihr Blick auf seine Brust fiel. Sein
Hemd hing offen über der Hose. Auf See ging er oft mit bloßem Oberkörper, und
er war tiefbraun gebrannt. »Ich werde Ihren Kammerdiener rufen, Sir«, stieß
sie atemlos hervor.
Er wollte
gerade anfangen, ihr Komplimente zu machen, als er erstarrte. Ganz plötzlich
fiel ihm ein, wie Elysse in einem der dunklen Hinterzimmer von Windsong
Shipping gestanden hatte, in ihrem blassblauen Kleid mit den Aquamarinen. Ihr
Haar hatte sich gelöst und ihr Gesicht war gerötet – nachdem er sie geküsst und
sie auf den Schreibtisch geworfen hatte.
Stöhnend
presste er die Handflächen an die Schläfen. Was hatte er nur getan in der
vergangenen Nacht?
Er taumelte
zu dem Bücherregal, wo ein Tablett mit Krügen und Gläsern stand. Der Wasserkrug
war leer, die mit Brandy und Scotch ignorierte er.
Elysse
hatte es gewagt, ihm am Kai entgegenzukommen. Er holte tief Luft. Er würde nie
vergessen, wie er an den Händlern vorbeigesehen hatte, die an Deck gekommen
waren, und sie dort entdeckt hatte, am Rand der Mole, die schönste Frau der
Welt.
Wenn er nur
an diesen Augenblick dachte, dann schien sein Herz stillzustehen,
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