Brenda Joyce
vorstellen, was es für ein Gerede geben wird, wenn er in
einem Palast wie Oxford Mansion wohnt, während ich in einem Appartement am
Grosvenor Square lebe?«, fragte Elysse bebend. Ihr wurde ganz übel bei der
Vorstellung, wie ihre Freunde und Bekannten hinter ihrem Rücken reden würden.
»Alle lachen schon über den Streit, den wir gestern miteinander hatten – davon
bin ich fest überzeugt!«
Ariella
nahm ihre Hand und hielt sie fest, während Elysse spürte, wie ihr die Tränen in
die Augen stiegen. Sie wischte sie weg. Schluss mit dem Selbstmitleid! Sie
würde endlich mit Alexi abrechnen, so wie sie es vor Jahren schon hätte tun sollen.
Ariella war
noch immer fassungslos. »Du wirst also sein Haus mit ihm teilen? Als würdet ihr
beide eine richtige Ehe führen?«
Wieder
wurde ihr übel, und sie konnte nicht antworten. Nicht einmal für fünf Minuten
würden sie und Alexi sich vertragen. Wie sollten sie dann zusammen wohnen
können? »Ich weiß, er ist dein Bruder, aber er ist der unmöglichste und
grausamste Mann, dem ich je begegnet bin«, sagte Elysse schroff.
Ariella
verteidigte ihn nicht.
»Viele
Paare leben in einer Vernunftehe zusammen«, sagte Elysse schließlich, aber
sie begann, Zweifel zu spüren. Sie dachte daran, wie er versucht hatte, sie zu
verführen, und konnte kaum noch atmen. »Ich kann nicht in meiner Wohnung leben,
wenn ich weiß, dass er in derselben Stadt in einem anderen Haus lebt. Aber ich
stimme dir zu – ich kann ihn nicht zwingen, London zu verlassen.«
»Ich
verstehe.« Nach einem Moment fuhr Ariella fort: »Vielleicht wird es so am
besten sein.« Sie fragte sich, ob Alexi sie wohl hasste. »Warum hast du
mir nichts von dem Haus gesagt, Ariella? Wir sind Freundinnen!«
»Er hat
mich gebeten, niemandem etwas davon zu sagen. Ich weiß, dass er damit vor allem
dich meinte. Es tut mir so leid!«, rief Ariella.
Elysse
zögerte. Ihr wurde bewusst, was sie da tun wollte. Wenn er in der Stadt blieb,
konnte sie nicht weiterhin von ihm entfernt wohnen. Damit würden die
Klatschbasen viel zu viel gegen sie in der Hand haben. Aber ebenso unmöglich
schien es ihr, mit ihm als seine Frau zusammenzuleben.
Erneut
dachte sie daran, wie er sie geküsst hatte.
Sie hatte
nicht vor zuzulassen, dass er sie jemals wieder anrührte. Seine Huren
verachtete sie, aber sie waren diesem Zweck dienlich. Sollte er doch all seine
Geliebten behalten – ihr war das egal. Und wenn er sie hasste – dann hasste er
sie eben.
»Wie willst
du das anstellen?«, fragte Ariella etwas unsicher. »Ich meine, du kannst
nicht einfach deine Sachen packen und dann mit deinem Gepäck vor seiner Tür
stehen.«
Alexi würde
außer sich sein. Er würde sie nicht mit offenen Armen in seinem neuen Haus
willkommen heißen, ganz und gar nicht. Davon war sie überzeugt.
Ihre
Gedanken überschlugen sich. Als seine Gemahlin hatte sie Rechte, und sie würde
diese einfordern.
»Ich glaube
nicht, dass er es begrüßen wird, wenn du bei ihm einziehst«, fuhr die
Freundin fort.
»Ich
brauche ein Druckmittel.«
»Jetzt
mache ich mir noch mehr Sorgen! Welche Art von Druckmittel könntest du denn
haben?«
»Ich muss
darüber nachdenken.« Elysse holte tief Luft. »Diesen Kampf werde ich nicht
verlieren, Ariella. Es geht um meinen Stolz.«
»Ich
weiß.«
»Ich
brauche die Adresse«, sagte Elysse. »Ich werde jetzt gleich dorthin
fahren. Wir werden die Situation besprechen und sie klären.« Ein ungutes
Gefühl überkam sie. Sie konnte nicht anders, als ihn zu konfrontieren, aber sie
war nicht dumm. Diese Begegnung würde nicht angenehm werden.
Ariella
fasste sie beim Arm. »Sie waren die ganze Nacht unterwegs. Emilian ist um drei
Uhr morgens nach Hause gekommen. Ich glaube nicht, dass heute ein guter Tag
ist, um ihn zu besuchen.«
Elysse riss
sich los. »Bis heute Abend wird die halbe Stadt darüber lachen, dass er in
Oxford Mansion ist, im Bett mit dieser Jane Goodman, während ich allein in
meiner verdammten Mietwohnung sitze. Ich werde mich nicht vor der ganzen Stadt
zum Narren halten lassen!«
»Es ist ein
reizendes Apartment! Und jedermann glaubt, dass du mit Thomas Blair zusammen
bist«, fügte Ariella hinzu. »Alexi denkt das vermutlich auch.«
Elysse
hatte Ariella gegenüber niemals erwähnt, dass sie nie einen Liebhaber genommen
hatte, und sie sagte auch jetzt nichts. »Er kann glauben, was er will. Ich kann
seine Gedanken nicht kontrollieren.«
»Elysse«,
wandte Ariella ein.
»Ich
vergeude meine Zeit. Darf ich
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