Brenda Joyce
nur
helfen.«
»Sie sind
sehr freundlich ... Sir«, murmelte Maggie.
»Evan? Warum gehst du nicht mit
Joel in die Küche hinunter und gibst ihm ein Plätzchen?«
Sofort hellte sich Joels
Gesicht auf. Er warf Evan einen schüchternen und zugleich bewundernden Seitenblick
zu.
Evan schlug dem Jungen
freundschaftlich auf die Schulter. »Hervorragende Idee. Ich könnte selbst ein
Plätzchen vertragen. Und wir bringen deiner Mutter auch eins mit. Was hältst
du davon, mein Junge?«
Joel grinste. »Prima. Hab mich
nämlich beim Abendessen mächtig zurückgehalten«, sagte er.
Die beiden
marschierten hinaus, wobei Evans Hand noch immer auf der Schulter des Jungen
lag. Francesca schaute ihnen nach, bis sie verschwunden waren. Es freute sie
zu sehen, dass die beiden gut miteinander auskamen. Dann bemerkte sie, dass
Maggie Evan und ihrem Sohn ebenfalls nachgeschaut hatte.
»Es sieht ganz so aus, als
hätten wir Lizzie O'Brien gefunden«, sagte Bragg in diesem Moment.
»Haben wir
das?«, fragte Francesca aufgeregt.
»Mary
erwähnt, dass sie von Lizzie, die in Philadelphia wohnt, gehört hat. Offenbar
hat sie einen Brief von ihr erhalten. Meine Männer haben ihre Wohnung zwar
bereits durchsucht, aber sie haben natürlich nicht nach diesem Brief Ausschau
gehalten.«
Francesca erhob sich. »Die meisten
Menschen heben ihre Briefe auf. Insbesondere, wenn sie von einer engen Freundin
stammen, die fortgezogen ist.«
»Ich werde diesen Brief noch
heute Abend finden«, kündigte Bragg an und sah Francesca dabei in die Augen.
»Je eher wir die Adresse dieser Lizzie
herausfinden, desto besser. Newman kann nach Philadelphia reisen, um sie zu
befragen und sie unter Umständen auch mit nach New York bringen.« Sein Blick
wurde weicher, als er zu Maggie hinüberwanderte. »Es tut mir sehr Leid, dass
Sie diesen Brief ausgerechnet jetzt erhalten haben. Wie ist er eigentlich in
Ihren Besitz gelangt?«
»Als
Francesca – ich meine Miss Cahill – und ihr Bruder die Kinder geholt haben, hat
Joel mir die Post mitgebracht. Ich krieg sehr wenig Post, müssen Sie wissen,
und ein Brief ist schon was ganz Besonderes. Aber in der Aufregung um den Umzug
hier ins Haus hat Joel ihn mir erst vor 'ner halben Stunde gegeben.« Bei der
Erinnerung daran erbleichte sie. »Ich war so erschrocken, als ich sah, von wem
er ist.«
Bragg sah
Francesca an. »Der Brief ist harmlos. Mary war sehr glücklich über ihre neue
Anstellung, ja über ihr Leben überhaupt. Sie machte sich einzig und allein
Sorgen um Katie, die sie als missmutig und unversöhnlich beschreibt. Allerdings
bleibt eine Frage offen.«
»Ich weiß.
Ich war auch überrascht«, sagte Maggie.
Bragg
blickte sie forschend an. »Mary schreibt: 'Und als ob mir das Schicksal nicht
schon genug Glück geschickt hätte, habe ich jetzt auch noch einen Mann kennen
gelernt. Drück mir die Daumen.' Und damit endet der Brief«, sagte er. »Haben
Sie irgendeine Ahnung, wer dieser Mann sein könnte?«
Maggie schüttelte den Kopf.
»Ich wusste gar nicht, dass sie jemanden kennen gelernt hatte.«
»Wir
müssen diesen Mann finden. Er könnte der Mörder sein!«,
rief Francesca. »Wir müssen ihn finden, und am besten fangen wir mit der Liste
an, die Newman von den Trauergästen bei Marys Beerdigung erstellt hat.«
»Ich bin
ganz Ihrer Meinung«, sagte Bragg.
DIENSTAG,
11. FEBRUAR 1902 – 10 UHR
Francesca hatte verschlafen. Sie hatte geträumt, sie läge in
Braggs Armen, in seinem Bett. Sie waren nackt, und ihre Leidenschaft war
grenzenlos. Francesca konnte seine Haut, seine Muskeln, seine Männlichkeit
spüren. Und sie hatte das Gefühl, das Richtige zu tun.
Doch als
sie erwacht war, hatte sie sich zunächst einmal von dem Schock über diesen so
real erscheinenden Traum erholen müssen. Plötzlich hatte sie das Gefühl
gehabt, alles sei falsch, und sie hatte sich krank und ängstlich gefühlt.
Möglicherweise waren ihre
Moralvorstellungen doch zu tief verwurzelt, um sich darüber hinwegzusetzen,
dass Bragg verheiratet war.
Oder hatte
es einen anderen Grund?
Als sie jetzt die Treppe zum
Frühstückszimmer hinunterging, war sie froh, dass sie erst mittags ein Seminar
hatte. Sie war sich plötzlich gar nicht mehr sicher, ob sie wirklich ein
Urlaubssemester nehmen sollte. Es wäre viel besser, den Kreuzmörder zu stellen
und sich dann ganz dem Studium zu widmen und zu versuchen, ein halbwegs
normales Leben zu führen.
Aus dem Frühstückszimmer
vernahm sie das Geplapper von Frauenstimmen.
Francesca
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