Brenda Joyce
miteinander
verbracht. Er ist übrigens ein umwerfender Liebhaber.«
Francesca hatte nicht damit
gerechnet, dass sie eine derart offene Antwort erhalten würde, und errötete.
»Wirklich?«
»Ach, jetzt kommen Sie schon,
Francesca! Sie mögen noch Jungfrau sein, aber Sie sind eine intelligente und
weltmännische Frau. Es ist doch offensichtlich, dass Hart vor Männlichkeit
nur so strotzt, oder etwa nicht? Aber leider ist er nun einmal furchtbar von
sich eingenommen. Allerdings« – ihre Augen funkelten – »wird gewiss auch ihn
irgendwann einmal eine Frau an die Kandare nehme, und ich hoffe sehr, dass ich
dann das Glück haben werde, in der Nähe zu sein, um es mit anzusehen!«
Francesca wusste nicht, was sie
darauf sagen sollte, aber sie glaubte kaum, dass es irgendwo auf der Welt eine
Frau gäbe, die imstande wäre, Hart an die Kandare zu nehmen.
Sarah war
ebenfalls rot geworden. »Du gehst so offen mit diesen Themen um. Ich wünschte
nur, ich hätte den Mut, niemals zu heiraten und mir einen Geliebten zu nehmen,
wann immer mir der Sinn danach steht.«
Francesca
starrte Sarah mit offenem Mund an.
»Du solltest tun und lassen,
was dir gefällt. Diese ganzen gesellschaftlichen Regeln sind doch nichts
weiter als ein Haufen Unsinn. Im Übrigen sind Regeln dazu da, gebrochen zu
werden, oder etwa nicht? Ganz besonders von dir, Sarah, da du doch tief in
deinem Herzen ein Bohemien bist«, sagte Bartolla.
»Ich bin
kein Bohemien«, murmelte Sarah.
Francesca
mochte ihren Ohren kaum trauen. Sollte Bartolla jemals in Evans Bett landen,
würde Francesca natürlich nie wieder ein Wort mit ihr wechseln. Aber dennoch
mochte sie die Gräfin – wie sollte sie einen so offenen Menschen auch nicht
mögen? »Willst du allen Ernstes unverheiratet bleiben, Sarah?«, fragte sie.
Sarah blickte sie erschrocken
an. »Francesca! Ich hoffe nicht, dass du glaubst, ich wolle deinen Bruder
beleidigen! Ich mag Evan. Ich mag ihn wirklich!«
»Aber du
liebst ihn nicht«, konstatierte Francesca. Das war offensichtlich, so
unglaublich es auch scheinen mochte. Eine junge, schüchterne Frau wie Sarah
sollte doch eigentlich außer sich sein vor Freude, einen Mann wie Francescas
Bruder gefunden zu haben. Aber hinter Sarahs unscheinbarer Fassade steckte nun
einmal mehr, als man auf den ersten Blick vermutet hätte.
Sarah errötete. »Nein, ich
liebe ihn nicht. Aber ich werde ihn mit der Zeit gewiss lieben lernen.« Eine
Spur von Verzweiflung in ihrer Stimme war unüberhörbar.
Bartolla gab ein wenig
damenhaftes, verächtliches Schnauben von sich. »Ihr zwei passt einfach nicht
zueinander. Es ist die unmöglichste Partie, die ich jemals gesehen habe.«
Francesca
blinzelte.
»Habe ich
nicht Recht?«, fragte Bartolla.
»Ja«, musste
Francesca zugeben. »Sie haben Recht. Ich war von Anfang an der gleichen
Ansicht.«
Sarah sagte: »Unsere Eltern
sind aber entschlossen, dass wir heiraten sollen, und ich bin nicht stark
genug, um mich gegen meine Mutter zu stellen.«
»Natürlich bist du das. Du
musst einfach auf deine Künstlerseele hören, die wird dir schon sagen, was du
tun sollst«, riet ihr Bartolla.
»Sarah? War
es wirklich dein Ernst, als du sagtest, du würdest am liebsten niemals
heiraten?« Es war Francesca ein Bedürfnis, diese Frage zu stellen, denn auch
wenn sie die gleiche Meinung geäußert hatte, so war es ihr doch nicht wirklich
ernst damit gewesen. Eines Tages wollte sie schon heiraten. Eines Tages wollte
sie mit der anderen Hälfte ihres Herzens vereint sein. Mit Bragg.
Sie würden
gemeinsam auf Verbrecherjagd gehen, für Reformen kämpfen und zusammen alt
werden. Eine perfekte Beziehung.
Sarah
antwortete: »Ich bin nicht romantisch veranlagt, Francesca. Meine Liebe gehört
allein meiner Kunst. Ich habe Angst davor zu heiraten.«
»Angst?«
»Ich habe
Angst, dass mir mein Ehemann meine wahre Leidenschaft verwehren wird. Im
Augenblick kann ich den ganzen Tag malen, wenn mir der Sinn danach steht. Oder
zumindest war es vor meiner Verlobung so.« Sie machte einen bedrückten
Eindruck.
Francesca und Bartolla sahen
sich an. »Das ist einfach ungerecht«, sagte Francesca schließlich.
»Ja, das
ist es«, stimmte Bartolla zu. »Sarah besitzt eine besondere Gabe, die Gott ihr
aus einem bestimmten Grund gegeben hat. Und so sehr ich Evan auch mag, er hat
dafür einfach kein Verständnis.«
»Da haben
Sie wohl Recht«, stimmte Francesca ihr zu. »Können wir Sarahs Mutter nicht
dazu überreden, die Verlobung zu
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