Brenda Joyce
verliebt
gewesen. Jahrelang hatte Francesca ihn angebetet. Und das bis einige Wochen
zuvor, als sie hinter sein niederträchtiges und unerhörtes Geheimnis gekommen
war.
»Weißt du, vor einem Monat noch
hätte ich mich darum gerissen, solch bewundernde Worte von dir zu hören.«
»Du hast dich verändert«,
stimmte er ihr zu. »Aus dem kleinen Mädchen ist eine reife und selbstbewusste
Frau geworden.«
Francesca errötete. »Vielen
Dank, Neil. Aber ich würde lieber über dich sprechen.«
Seine Augen verdunkelten sich.
»Du hast dich offenbar doch nicht verändert. Ich habe keine Lust, mit dir über
mich oder meine persönlichen Angelegenheiten zu reden. Bitte mische dich dieses
eine Mal nicht ein!«
»Ich möchte
doch nur helfen, Neil.«
Er warf ihr einen düsteren
Blick zu, und Francesca ahnte, dass er daran dachte, dass sie diejenige gewesen
war, die Connie von seiner Affäre erzählt hatte – auch wenn diese es bereits
vermutet und Francesca aufgefordert hatte, ihr alles zu enthüllen, was sie
wusste. Aber er schwieg.
»Gibt es irgendetwas, das ich
tun kann?«, drängte sie.
»Eigentlich nicht«, erwiderte
er. Plötzlich erstarrte er, und ein grimmiger Ausdruck erschien auf seinem
Gesicht.
Francesca drehte sich um, um
herauszufinden, was der Grund dafür war, und erblickte Hart, der gerade bei
Connie und ihrer Gruppe stehen blieb.
Hart küsste
Connie die Hand und brachte sie mit irgendetwas, das er gesagt hatte, zum
Lächeln. Neil setzte sich sofort in Bewegung.
Francesca ergriff seinen Arm
und hielt ihn zurück. »Neil, du musst dir um Hart keine Sorgen machen.«
»Ach nein? Wir werden das heute
Abend klären, dafür werde ich sorgen.«
»Neil! Hör mir zu«, sagte
Francesca mit leiser, flehentlicher Stimme. »Ich habe mit Hart gesprochen. Er
wird Connie nicht nachstellen; da bin ich mir ganz sicher.«
Neil wandte den Blick von
seiner Frau und Hart ab und blickte Francesca verständnislos an. »Wie bitte?«,
fragte er.
Francesca wiederholte, was sie
gesagt hatte.
»Und du glaubst ihm? Dieser
Mann weiß doch gar nicht, was das Wort Moral bedeutet. Er ist ein Lügner durch
und durch. Er spürt, dass Connie zurzeit anfällig ist für seine Avancen, und
stellt ihr rücksichtslos nach«, erwiderte er mit funkelnden Augen.
Francesca, die noch immer
seinen Arm festhielt, fühlte, wie ein Zittern durch seinen Körper lief. »Du
liebst Connie wirklich, nicht wahr?«
Er blickte sie an. »Ja, das tue
ich. Und Gott steh mir bei – ich habe sie verloren.«
Seine Worte und, schlimmer
noch, sein Tonfall, ließen sie erschrecken. »Connie liebt dich auch, Neil.
Aber sie benötigt etwas Zeit, um ihre Gefühle wieder zu entdecken. Sie ist sehr
verletzt.«
»Glaubst du, ich wüsste das
nicht? Gott, ich wünschte, ich könnte das, was ich getan habe, ungeschehen
machen!«, rief er voller Verzweiflung.
Francesca konnte nicht anders,
sie musste die Frage einfach stellen, als sie sein gequältes Gesicht sah.
»Warum bist du zu einer anderen Frau gegangen, Neil?«
Sofort nahm sein Gesicht einen
verschlossenen Ausdruck an.
»Das geht dich nichts an«,
sagte er, befreite seinen Arm aus ihrem Griff und machte sich auf den Weg zu
seiner Frau, die noch immer bei Hart und den anderen stand.
Francesca schaute ihm nach und
bemerkte, dass Hart sie anstarrte. Als sich ihre Blicke trafen, drehte er ihr
den Rücken zu. Ihr Herz klopfte unwillkürlich schneller.
Sie versuchte sich
zusammenzureißen. Hart war wirklich der letzte Mensch, dem sie in diesem Moment
begegnen wollte. Aber sie musste ihre Entschuldigung hinter sich bringen und –
was viel wichtiger war – verhindern, dass es zu einer Auseinandersetzung
zwischen ihm und Montrose kam. Mit diesem Gedanken eilte Francesca ihrem
Schwager nach.
Sie sah, wie Montrose zu Connie
hinüberging und ein wenig grob den Arm um sie legte, woraufhin Connie scharf
den Atem einsog. »Hart«, grüßte er kühl.
Hart seufzte mit gespielter
Resignation. »Montrose.« Er hatte Francesca immer noch halb den Rücken zugekehrt.
Als Francesca die Gruppe
erreichte, rief sie: »Connie!« und trat genau zwischen die beiden Männer, die
beide sehr groß und kräftig waren, so dass sie sich vorkam, als habe sie sich
zwei Zügen in den Weg gestellt, die aufeinander zurasten. »Du siehst heute
Abend ganz hinreißend aus!«, fuhr sie betont fröhlich fort. In Wahrheit hatte
sich Francesca noch nicht einmal die Mühe gemacht, von der Farbe ihres Kleids
Notiz zu nehmen. Jetzt sah sie, dass es
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