Brenda Joyce
nichts zu lösen gab. Doch
Francesca hatte das Gefühl, Bragg bereits wieder zu verlieren, wo sie ihn doch
gerade erst gefunden hatte.
Sein Blick wanderte über ihr
Gesicht. »Unsere Freundschaft ist eine Qual, nicht wahr?«
Francesca
erstarrte. »Wie bitte?«
»Sie
leiden darunter, und ich, ehrlich gesagt, auch. Es wird jeden Tag schwerer und
nicht etwa leichter. Ich halte mich für einen Ehrenmann, aber in Ihrer Nähe
sind meine Gedanken nicht im Mindesten ehrenhaft.«
Sie
berührte ihn am Arm. »Was wollen Sie damit sagen?«
»Wir haben
viel Zeit miteinander verbracht, und das stellt unseren Entschluss, nur Freunde
zu bleiben, auf eine harte Probe. Ich für meinen Teil muss feststellen, dass
meine Entschlossenheit immer mehr ins Wanken gerät.«
Francesca
vermochte kaum zu atmen. Dachte er vielleicht genau wie sie, dass seine
gemeine, grausame und berechnende Frau ihrem Glück im Weg stand? Dass dies aber
gar nicht so sein musste? Dass sie trotzdem ihr Glück finden konnten? Wie
schnell ihre Angst doch einer Erregung wich, die ihr Herz vor Aufregung höher
schlagen ließ! »Aber wir sind doch nichts weiter als Freunde«, erwiderte sie
mit erstickter Stimme.
Er
schüttelte den Kopf, packte das Lenkrand mit seinen behandschuhten Händen und
blickte starr geradeaus. »Wir sind weit mehr als das, und das wissen Sie auch.
Diese Spannung, die zwischen uns herrscht und die sich auch niemals löst, ist
eine Spannung, wie sie zwischen einem Mann und einer Frau auftritt, die sich
zueinander hingezogen fühlen, Francesca. Es fällt mir unglaublich schwer, mit
Ihnen allein zu sein. Es tut weh, Ihnen nicht den
Hof machen zu dürfen. Aber viel schlimmer noch ist der Gedanke, dass Sie sich
eines Tages womöglich einem anderen Mann zuwenden werden, der Ihrer würdig ist
und den Sie lieben und heiraten werden.« Er wandte ihr den Kopf zu und schaute
sie mit einem durchdringenden Blick an.
Das Atmen
fiel ihr zunehmend schwer. »Kommen Sie mir jetzt bloß nicht damit, dass wir
keine Freunde mehr sein dürfen! Unsere Freundschaft bedeutet mir mehr als
alles andere auf der Welt! Und ich werde mich ganz gewiss nicht einem anderen
zuwenden! Ich habe noch niemals zuvor Gefühle für irgendeinen Mann gehegt. Und
ich bin eine Frau, die ihr Herz nur einmal in ihrem Leben verschenkt.« Eine Träne
kullerte ihr über die Wange.
»Sie jagen mir Angst ein,
Francesca, denn Sie sollten mich nicht auf diese Weise lieben. Es ist falsch.
Und unsere Freundschaft hat Sie dazu ermutigt.«
»Nein!« Sie umklammerte sein
Handgelenk. Sie durfte nicht zulassen, dass er ihre Freundschaft für beendet
erklärte. »Ich bin stark genug, um mit der Situation fertig zu werden, das
müssen Sie mir glauben, Bragg!«
»Aber ich
tue Ihnen weh!«, rief er.
»Und es tut mir selbst weh, auf diese Weise mit Ihnen zusammen zu sein, während
mir die Hände gebunden sind. Es ist unerträglich, dass ich mich nicht so
verhalten kann, wie ich es eigentlich will.«
»Sie sind nicht derjenige, der
mir wehtut. Wir sind Freunde – und wir werden immer Freunde sein. Und das
wissen Sie auch, Bragg. Das mag jetzt furchtbar romantisch klingen, aber
manchmal habe ich das Gefühl, als seien wir füreinander bestimmt. Es fühlt sich
so gut und richtig an. Es kommt mir so vor, als seien unsere Seelen eins.«
Als sie
geendet hatte, starrte er sie mit einem so gequälten Blick an, dass ihr das
Herz bis zum Halse schlug. »Ich empfinde ebenso«, sagte er nach einer Weile.
»Und Sie müssen wegen Leigh Anne keine Angst haben. Sie wird nicht nach New
York kommen. Die Tatsache, dass ich hier lebe, wird sie veranlassen, einen
großen Bogen um diese Stadt zu machen.«
Die
Anspannung fiel ein wenig von ihr ab. »Sehen Sie? Sie kannten den Grund für
meine Furcht, ohne dass ich es Ihnen sagen musste«, flüsterte sie.
Ein
kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, aber die Traurigkeit wich nicht
aus seinen Augen. »Selbst wenn sie nach New York kommen würde, hätten Sie
nichts zu befürchten. Sie wissen, was ich ihr gegenüber empfinde – und Sie
wissen um meine Gefühle für Sie.«
Sie
vermochte ihren Blick nicht von ihm zu wenden. Ob er wohl hören konnte, wie
wild ihr Herz schlug? »Bragg?«, sagte sie mit leiser, bittender Stimme.
Aber er
schüttelte den Kopf, ignorierte das gefährliche Verlangen, das zwischen ihnen
zu knistern schien. Dennoch ruhte sein Blick auf ihrem Mund, als er sprach.
»Dieser verdammte Calder! Er findet doch immer wieder einen Weg, auf
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