Brenda Joyce
und
am Ende obsiegt womöglich doch noch die wahre Liebe! Klingt Ihnen all das
irgendwie vertraut, Francesca?«
»Ich könnte Sie beinahe hassen«, flüsterte sie, und eine Träne
rann ihr über die Wange.
Hart sah es und erstarrte. Einen Moment lang zögerte er, dann
sagte er kalt: »Und in Ihrem Märchen hat wahre Begierde keinen Platz, nicht
wahr? Ich habe keinen Platz darin.«
»Nein«, hauchte sie tonlos.
Er ließ sie los. »Sie fühlen sich zu mir hingezogen, doch Sie weigern
sich, das einzugestehen, weil es nicht in Ihr Weltbild passt, einen Mann wie
mich zu begehren. Meinen Bruder zu begehren, das ist in Ordnung, wie? Mich zu
begehren ist hingegen einfach nur abstoßend.«
»Nein«, wandte sie verzweifelt ein – ihr dämmerte allmählich,
worauf er hinauswollte. »Nein, Calder ...«
»Nun, dann klammern Sie sich doch an Ihr verdammtes Märchen. Aber
es wird kein glückliches Ende geben, Francesca! Selbst wenn Sie seine Geliebte
werden, wird daraus nichts als Verderben entstehen, Schuld und Scham. Das
können Sie mir glauben!« Er schrie jetzt beinahe. Gleich darauf schien ihm bewusst
zu werden, wie laut er geworden war. Er wirkte aufgebracht und von sich selbst
überrascht. Mit einem Ausdruck voller Schmerz und Abscheu sah er Francesca
noch einmal an, dann wandte er sich ab.
Sie beobachtete, wie er zwei Gläser Whiskey einschenkte. Seine
Hand zitterte.
Francesca stand wie gelähmt. »Sie irren«, brachte sie schließlich
heraus. »Ich liebe Bragg wirklich. Sie haben doch selbst gesagt, dass wir wie
füreinander geschaffen sind.«
Er kehrte ihr noch immer den Rücken. »Ja, das stimmt. Und es tut mir für Sie beide
Leid – für Sie und für ihn –, dass Sie nicht heiraten, Kinder bekommen und auf
einem weißen Hengst gemeinsam in den Sonnenuntergang reiten können.« Er drehte
sich um und prostete ihr zu. »Es tut mir Leid, dass ich nicht auf Ihrer
Hochzeit erscheinen werde, um als Erster einen Toast auf den Polizeipräsidenten
und seine neue, zweite Frau auszubringen.«
Francesca schlang die Arme um ihren Körper.
Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen.
Der Ausdruck auf seinem Gesicht war ausgesprochen schwer zu
deuten. Jedenfalls lag mehr darin als Schmerz und Zorn, und es war auch kein
bloßer Abscheu. »Weinen Sie jetzt etwa?«, fragte er ungläubig.
»Nein.« Sie atmete tief durch, um sich zu
fassen.
»Die Wahrheit ist oft unbarmherzig und schmerzhaft«, bemerkte
Hart.
»Sie kennen die Wahrheit doch gar nicht.«
Er stellte sein Glas ab und ging auf sie zu. Nur mit Mühe brachte
sie es fertig, nicht zurückzuweichen. »Ich bin Ihr Freund, Francesca, das
dürfen Sie nie vergessen.«
»Dann
wünschen Sie mir alles Gute.«
»Das tue
ich bereits. Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt: Ich möchte
nicht, dass Sie verletzt werden.«
»Das wird nicht geschehen.«
Sein
Ausdruck wurde angespannt. »Sie sind ein Maultier.«
Francesca
entfuhr ein erstickter Laut.
Hart nahm ihre unverletzte Hand in seine. »Hören Sie mir genau
zu. Ich werde das kein zweites Mal sagen.«
Sie nickte mechanisch.
»Ich habe noch nie jemandem meine Freundschaft geschenkt«, fuhr er
fort, und sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht. »Sie sind die Erste.«
Sie
starrte ihn an und begann zu zittern. »Ich verstehe nicht.« Er beugte sich
dicht zu ihr. »Muss ich mich wiederholen?«
»Nein.«
Sie befeuchtete ihre Lippen. Das Herz hämmerte in ihrer Brust. Was bedeutete
das? Für den Augenblick war sie zu überwältigt, es zu begreifen. »Aber was ist
mit Lucy? Mit ihren Brüdern
...«
»Das ist
keine Freundschaft. Ich bin ihr Pflegebruder, das ist etwas anderes.«
Francesca versuchte, ihn zu verstehen, doch es gelang ihr nicht –
dieser Mann war viel zu kompliziert, als dass irgendwer ihn jemals hätte verstehen können.
»Und nun will ich Ihnen verraten, warum ich so zornig bin. Ich bin
zornig, weil mein Bruder Sie nur ins Verderben stürzen wird – o ja, ich sehe
die Vorzeichen. Und ich muss tatenlos dabeistehen und zusehen, wie die Sache
ihren Lauf nimmt, wohl wissend, wie sie ausgehen wird. Und – wie ich bereits
sagte – das Ende wird kein glückliches sein.«
»Nicht
doch, Hart. Sie irren! Wenn ich Ihnen wirklich etwas bedeute, dann ...«
»Das tun Sie! Lassen Sie mich
ausreden. Ich bin zornig, weil es Ihnen in meiner Gegenwart den Atem verschlägt
und wir beide wissen, warum, nur dass Sie es nicht eingestehen wollen.«
Sie erstarrte. »Bitte sagen Sie
so etwas nicht.«
»Weil es die Geschichte
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