Brenda Joyce
behalte.«
Francesca
zögerte. »Mrs Kennedy, lassen Sie es mich ganz direkt ausdrücken – wenn Ihnen
gekündigt würde, könnte Bragg dafür sorgen, dass die Fabrik erheblichen Ärger
bekommt.«
Entgeistert
wandte die Näherin ein: »Ich glaube nicht, dass er so etwas tun würde, Miss
Cahill. Doch nicht meinetwegen.«
»O doch,
das würde er – wenn ich darauf bestehe«, versetzte Francesca. Als ihr klar
wurde, was sie da gesagt hatte, warf sie einen raschen Blick zu ihrer Mutter.
Julia war sichtlich nicht erfreut. Ihre blauen Augen schienen zu
sagen: Wir werden ein Wörtchen miteinander zu reden haben, Francesca, und
zwar bald, und es war offenkundig, dass diese Unterredung eine Moralpredigt
beinhalten würde.
Francesca seufzte.
Doch zu ihrer Überraschung ebenso wie zu Maggies ergriff Julia das
Wort. »Maggie, ich werde nicht zulassen, dass Sie wieder zur Arbeit gehen, ehe
Sie sich ausreichend erholt haben. Am Montag werde ich selbst in die Fabrik
gehen und mit Ihrem Arbeitgeber sprechen.«
Maggie erbleichte. »Oh, aber das kann ich doch nicht annehmen!«
»Unfug. Und ich werde nicht nur persönlich hingehen – ich werde
ihn auch wissen lassen, dass ich neue Uniformen für mein gesamtes Personal in
Auftrag zu geben gedenke, und für den Haushalt der Montroses noch dazu.« Sie
lächelte.
Maggie
bekam große Augen.
Francesca indessen jauchzte und umarmte ihre Mutter stürmisch.
»Mama!«
»Francesca, was fällt dir ein?«, ermahnte Julia ihre Tochter
streng und versuchte sie abzuwehren, doch ihre Augen lächelten, auch wenn sie
keine Miene verzog.
»Du überraschst mich immer wieder«, stellte Francesca fest und
drückte sie noch einmal an sich. »So, jetzt werde ich kurz mit Evan sprechen,
und nachher bin ich im Plaza mit den Braggs zum Essen verabredet.« Sie wandte
sich zum Gehen.
»Wir sprechen später noch einmal miteinander, Maggie«, sagte Julia.
Dann rief sie: »Francesca!«
Ihre
Tochter wandte sich um. »Ja, Mama?«
Julia ging auf sie zu. »Wir müssen uns unterhalten«, verkündete
sie.
Francesca beschlich ein
unbehagliches Gefühl. »Hat das nicht noch Zeit? Ich werde um sieben im Plaza erwartet
und bin ohnehin schon spät dran.«
»Nein, es hat keine Zeit. Es
geht um deine Schwester«, erklärte Julia mit gedämpfter Stimme, damit niemand
mithörte. »Sie und Neil sollten den heutigen Abend eigentlich mit uns
verbringen. Offenbar liegt sie jedoch mit einer Art Migräne zu Bett. Allerdings
möchte sie nicht, dass Dr. Finney nach ihr sieht.«
Francesca stutzte. »Ich habe
sie heute Morgen noch gesehen.«
»Ich weiß. Was ist los – ist
sie krank?«
Francesca zögerte. »Das Einzige, woran sie leidet, ist ein gebrochenes
Herz. Aber vielleicht hat sie ja tatsächlich einen Migräneanfall, Mama.«
»Seit wann leidet deine Schwester unter
Migräne?« Die beiden blickten einander in die Augen. »Ich habe das Gefühl, meine eigene
Tochter nicht mehr zu kennen.«
Francesca ergriff ihre Hand.
»Vorhin wirkte sie noch ganz normal – bis auf die Tatsache, dass sie sich noch
nicht angekleidet hatte, obwohl es bereits nach neun Uhr war. Vielleicht verändert
sich Connie gerade ein wenig? Und möglicherweise leidet sie eben neuerdings
unter Migräne.«
»Ich weiß nicht recht, ob ich befürchten oder
eher hoffen soll, dass es sich dabei nur um eine Ausrede handelt«, bemerkte
Julia. »Du weißt, ich habe mich nie in die Ehe deiner Schwester eingemischt.
Aber zurzeit bin ich versucht, genau das zu tun.«
Francesca wand sich innerlich. »Sie wird darüber hinwegkommen.
Ich denke, sie braucht einfach nur Zeit. Sie hat Neil immer geliebt – ich kann
mir nicht vorstellen, dass sich daran etwas geändert hat. Und ... Neil liebt
sie wirklich. Er bereut, was er getan hat. Lass den beiden etwas Zeit, diese
Angelegenheit zu klären, Mama.«
In Julias Augen war ein kurzes, zorniges Aufblitzen zu erkennen.
»Es fällt ihm recht spät ein, zu bereuen, was nicht mehr rückgängig zu machen
ist«, bemerkte sie.
Das sah ihr nicht ähnlich –
Francesca musste daran denken, wie sehr ihre Mutter Montrose immer vergöttert
und an nichts, was er tat, Anstoß genommen hatte. Doch der Zorn in ihrem Blick
war nicht zu übersehen gewesen.
»Ich werde mir deine Schwester ein wenig zur
Brust nehmen«, entschied Julia. »Dieser Zwist zwischen den beiden dauert bereits
zu lange an. Ich werde ihr mitteilen, wie ich darüber denke.«
Francesca zögerte, unschlüssig, ob das eine gute Idee war. Ihr
gesamtes Leben
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