Brenda Joyce
bis zum Halse schlug. Es war nicht schwer
zu erraten, was dieses Etwas war, wenn man Harts Neigung kannte, jegliche
freie Zeit mit einer seiner Geliebten im Bett zu verbringen.
Seine Augen wanderten langsam
über ihr Gesicht, als wolle er sie hypnotisieren. »Hier draußen ist es
mindestens zehn Grad unter null, Francesca. Warum stehen Sie hier herum und
grübeln?«
»Eigentlich habe ich gar nicht
gegrübelt«, behauptete sie, obwohl das eine glatte Lüge war.
Er hob ihr Kinn an. »Ein Buch, wissen Sie noch? Für mich sind Sie
ein offenes Buch, und ich weiß, dass Sie hierher gekommen sind, um Ihre
Fähigkeiten in Gedankenakrobatik bis zum Äußersten zu erproben. Warum
entspannen Sie sich nicht einfach und genießen den Abend?«
Sie musste sich ein Lächeln verbeißen. »Vielleicht möchte ich mich
gar nicht entspannen.«
Seine schwarzen Augen ruhten fest auf ihr.
»Möchten Sie, dass ich mich unter einem Vorwand wieder verabschiede?«, fragte
er ruhig.
»Nein!«, entfuhr es ihr, ehe sie auch nur eine Sekunde lang darüber
nachgedacht hatte. Gleich darauf war sie über die Heftigkeit ihrer Erwiderung
nicht minder überrascht als Hart.
Er grinste.
»Ich fühle mich geschmeichelt.«
»Das
sollten Sie nicht. Aber ich habe eine Bitte.«
Er zog die
Augenbrauen hoch.
»Gehen Sie hinein und holen Sie einen doppelten Scotch. Wir werden
ihn gemeinsam trinken.« Das wäre die beste Art, diesen Abend zu überstehen,
entschied Francesca.
»Oho.« Er grinste wieder. »Das verspricht ein
interessanter Abend zu werden.« Nachdem er ihr noch einen langen, trägen Blick
zugeworfen hatte, schlenderte er in den Salon zurück.
Francesca fühlte sich wie eingefroren, was
jedoch nichts mit der äußeren Kälte zu tun hatte. In seinem Blick hatte Belustigung
gelegen – und Wärme, und noch etwas, das schwer zu definieren war, denn
schließlich waren sie nur Freunde und konnten niemals mehr als das sein. Wie
vermochte ein bloßer Blick von Calder Hart derart provokativ zu wirken? Er
hatte eine Art, sie zu betrachten, die unterschwellig sexuelle Hintergedanken
andeutete.
Wusste er überhaupt, was er da tat?
Sie schauderte.
Er kehrte mit zwei Gläsern zurück. »Das wird Sie aufwärmen«, sagte
er.
Froh über die Ablenkung, fragte sie aufrichtig erstaunt: »Wie
haben Sie das denn hinbekommen? Hat meine Mutter es nicht gesehen?«
»Sie hat es gesehen, hat jedoch getan, als bemerke sie nichts«, erwiderte
Hart sichtlich belustigt.
»Sie würde niemals an etwas Anstoß nehmen, das Sie tun«, entgegnete
Francesca und nippte dann an ihrem Glas. »Hmmm«, seufzte sie.
»Es freut mich zu sehen, dass ich Sie offenbar gründlich verdorben
habe«, lachte er und trank ebenfalls.
»Frieren
Sie nicht?«, erkundigte sie sich, nachdem sie mit Genuss einen weiteren Schluck
von dem Scotch getrunken hatte. »Wie könnte ich Kälte empfinden, wenn ich an
der Seite einer schönen Frau unter einem Himmel voller Sterne stehe?«, versetzte
er voller Zufriedenheit.
Francescas Lächeln erstarb.
Seines ebenfalls. Er seufzte. »Es tut mir Leid, Francesca, aber
das ist mir so herausgerutscht – Frauen auf diese Art zu schmeicheln ist nun
einmal eine Angewohnheit von mir.«
»Das war ziemlich gekünstelt.« Sie hasste es,
mit den gleichen oberflächlichen Komplimenten bedacht zu werden, die er an die
übrigen Vertreterinnen ihres Geschlechts richtete. »Ich wünschte, Sie würden
mich nicht ebenso behandeln wie alle anderen Frauen.«
»Meine Liebe, das tue ich durchaus nicht.« Er blickte sie vielsagend
an. »Ich meine mich zu erinnern, dass wir dieses Thema am Samstag abschließend
geklärt haben.«
Das hatten sie in der Tat. Hätte er sie behandelt wie andere
Frauen, so hätte sie jetzt mit ihm im Bett gelegen und nicht Scotch trinkend
auf der Terrasse gestanden.
»Mir ist übrigens tatsächlich nicht kalt«,
fuhr Hart nachdenklich und ein wenig überrascht fort. »Dabei bin ich in
Hemdsärmeln.« Als ob ihr das entgangen wäre – schließlich stand er nur Zentimeter
von ihr entfernt, und jedes Mal, wenn er sein Glas hob, spielten unter dem
Stoff seines maßgeschneiderten Hemdes die Muskeln. Francesca betrachtete
verstohlen seine Brust und seine Schultern. »Der Himmel ist heute wirklich
außergewöhnlich – und Sie sind es, ehrlich gesagt, ebenfalls. Das meine ich
ganz und gar ernst, Francesca.«
»Hart!«, protestierte sie.
»Zieren Sie sich nicht so. Wir sind Freunde – mittlerweile sogar
recht gute Freunde, wie ich hoffe –, und
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