Brenda Joyce
Francesca.«
Francesca schenkte Hart ein ebenso süßliches Lächeln und trank ihr
zweites Glas Scotch aus. Sie war mehr als willig, das Handtuch zu werfen –
zumindest für diesen Abend. Aber morgen, nun, morgen war ein neuer Tag, und sie
hatte allmählich genug. Wenn Farr keine Verhaftung vornahm, dann würde sie die
Angelegenheit eben selbst in die Hand nehmen. Aber wie?
Mit einem
Mal kam ihr eine faszinierende Idee.
Der Würger hatte beabsichtigt, sie zu töten,
doch sein Versuch war gescheitert. Was wäre, wenn sie ihm eine Falle stellte?
Offenbar hatte er sie zu seinem nächsten
Opfer erkoren. Wenn sie ihm nun also eine Falle stellte, bei der sie selbst den
Köder abgab ...?
Aufgeregt erhob sie sich. Als sie in die
Gesichter von Hart und Farr blickte, wurde ihr bewusst, dass sie unwillkürlich
erwartet hatte, mit Bragg sprechen zu können, um
ihm ihren neuen Einfall zu unterbreiten, mit ihm darüber zu diskutieren und
gemeinsam mit ihm einen Plan zu schmieden, um den Würger in eine narrensichere
Falle zu locken.
»Was ist, Francesca?«, fragte Hart mit
scharfer Stimme.
Sie zögerte. Würde Hart wohl ihrem Vorschlag
zustimmen? Sie bezweifelte es. Es wäre schon schwer genug gewesen, Bragg zu
überreden, doch sie wusste, dass es ihr gelungen wäre. Bei Hart war sie sich
nicht sicher. Sie entschied sich, Stillschweigen zu bewahren. An diesem Abend
konnten sie ohnehin nichts mehr unternehmen. Sie lächelte. »Ach, nichts. Ich
fürchte, ich habe zu viel getrunken. Ich hatte gerade so eine Idee, aber sie
ist absurd«, erwiderte sie mit gespielter Fröhlichkeit. Hart blickte sie
misstrauisch an.
»Es könnte sein, dass wir Sie morgen noch
einmal befragen müssen«, sagte Farr. »Newman, lassen Sie uns gehen.«
Er nickte Hart zu. »Vielen Dank für Ihre
Hilfe. Und – Miss Cahill? Sie haben es wirklich einem glücklichen Umstand zu
verdanken, dass Sie heute Abend nicht ernsthaft verletzt wurden oder Ihnen
Schlimmeres zugestoßen ist.« Francesca fuhr fort zu lächeln, bis er das Zimmer
verlassen hatte.
»Was führen Sie im Schilde, Francesca?«, fragte Hart und zog sie
zu ihrer Überraschung an seine Seite.
Eine köstliche Wärme
durchströmte sie. »Ich führe gar nichts im Schilde, wie Sie es zu formulieren
belieben.«
»Das möchte ich bezweifeln«,
versetzte er. Doch sein Gesicht nahm einen
weicheren Ausdruck an und er schenkte ihr ein Lächeln, während sie in die
Eingangshalle hinaustraten.
Dort wurden sie sofort von Braggs Familie umringt. Aus dem
Augenwinkel beobachtete Francesca, dass sich Farr und Newman in der Nähe der
Haustür unterhielten, wo sie auf ihre Mäntel warteten.
»Geht es Ihnen gut, Francesca?«, erkundigte
sich Grace Bragg – die Frau von Ricks Vater und Harts Pflegemutter – und
musterte sie aus ihren blauen Augen voller Besorgnis.
Francesca lächelte die rothaarige Frau an, die trotz ihres Alters
und der Brille, die sie trug, immer noch sehr schön war. »Ich habe gewiss schon
bessere Tage erlebt«, gestand sie.
»Calder hat uns gesagt, dass Sie die Nacht hier verbringen
werden«, erwiderte Grace, während Lucy, ihre ebenfalls rothaarige Tochter, sich
zu ihnen gesellte. »Was halten Sie davon, wenn ich Sie jetzt auf Ihr Zimmer
führe?« Sie bedachte Francesca mit einem herzlichen Lächeln.
Francesca wünschte sich nichts sehnlicher,
als von dieser Frau gemocht zu werden. »Damengesellschaft ist genau das, was
der Doktor verordnet hat«, stimmte sie zu. Dabei glitt ihr Blick noch einmal zu
Farr und Newman hinüber, die nun ihre Mäntel trugen und sich anschickten, das
Haus zu verlassen. Doch vor der Skulptur einer liegenden, nackten Schönheit
hielt Brendan Farr inne und starrte sie an. Francesca hatte die recht
skandalöse Skulptur selbst schon mit gemischten Gefühlen betrachtet, doch etwas
an Farrs Verhalten kam ihr seltsam vor.
Der
Polizeichef wandte sich mit einem Gesichtsausdruck ab, den Francesca nicht zu
deuten vermochte. »Entschuldigen Sie mich«, sagte sie rasch zu Grace und Lucy
uns schritt durch die Eingangshalle auf die beiden Polizisten zu.
»So etwas
habe ich noch nie gesehen«, erklärte Newman gerade mit knallroten Wangen seinem
Vorgesetzten. »Die Reichen sind schon eigenartig, nicht wahr, Chief?«
»Jeder weiß
doch, dass Calder Hart es gern mit Huren treibt«, gab Farr gelassen zurück.
Francesca blieb wenige Meter von der Haustür entfernt wie
angewurzelt stehen.
Alfred eilte auf die Polizisten zu und murmelte: »Gute Nacht«,
während der
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