Brenda Joyce
nicht, warum er nicht hier ist.«
Francesca wich ihrem Blick aus, sah wieder einmal die wunderschöne
und erotische Leigh Anne vor sich. »Er hat sich mit seiner Frau versöhnt«,
setzte sie an. Eigentlich wollte sie Lucy glauben machen, sie habe die beiden
nicht stören wollen, aber andererseits sträubte sie sich dagegen, die junge
Frau, die sie sehr sympathisch fand, anzulügen.
»Ich weiß!«, rief Lucy aufgebracht. »Er hat immer schon eine
verhängnisvolle Schwäche für dieses liederliche Frauenzimmer gehabt! Sie
glauben ja gar nicht, wie gern ich es sähe, wenn sie sich in Luft auflösen
würde! Aber nein, sie muss ja zurückkommen und sein Leben ein weiteres Mal
kaputtmachen!«
Francesca zog ihre Knie an die Brust und
schlang die Arme darum. »Aber die beiden sind verheiratet, und ich glaube,
diese verhängnisvolle Schwäche hat etwas mit Liebe zu tun.«
Lucy blinzelte. »Sie verteidigen ihre
Versöhnung?«
Francesca zuckte mit den Schultern. Die Traurigkeit war immer noch
da, aber sie war nicht mehr so schlimm wie zu Anfang.
Inzwischen war sie zu einem zwar steten, aber leisen Schmerz geworden, den sie
zu ignorieren vermochte. »Es gibt niemanden, den ich mehr bewundere als Ihren
Bruder, Lucy. Und auch wenn ich glaube, dass er mich sehr gern hat, so ist da
doch immer noch ein Band, das ihn mit seiner Frau verbindet. Ein sehr starkes
Band, das womöglich für immer bestehen wird.«
»Also unterstützen Sie vorbehaltlos diese Ehe?« Lucy war
entgeistert.
»Von vorbehaltlos kann in dem
Zusammenhang wohl keine Rede sein. Aber meine Schwester Connie hat es auf den
Punkt gebracht: Ich habe keine Rechte, Leigh Anne dagegen hat jedes Recht mit
ihm zusammen zu sein, Lucy.«
»Ich dachte, Sie lieben ihn.«
Francesca lächelte, obwohl es schmerzlich für sie war. »Das tue
ich auch.« Und dann schloss sie die Augen und dachte: Das habe ich einmal
getan.
Es wurde ihr eng ums Herz, als sich Hart in
ihre Gedanken drängte, und dann begann es aufgeregt zu pochen. Sie war doch
nicht etwa dabei, sich in ihn zu verlieben?! Das wäre mehr als nur gefährlich –
das wäre fatal. Genauso gut konnte sie auf einen dünnen Ast hinausklettern, der
gerade abgesägt wurde! Nein, sie war nicht in Calder Hart verliebt. Dieser
Anfall von Irrsinn war auf das Trauma des Überfalls zurückzuführen. Sie mochte
ihn wirklich sehr und fühlte sich zu ihm hingezogen – aber das war auch schon
alles.
»Jetzt ist also Calder an Ricks Stelle
getreten?«
Sie erstarrte. Durfte sie es wagen, Lucy von Harts Heiratsabsichten
zu erzählen?
»Was
ist?«, fragte Lucy rasch.
Francesca
schüttelte den Kopf. »Nichts«, wehrte sie ab.
»Wenn Calder und Rick nicht Brüder wären, würde ich das gutheißen;
immerhin ist Rick verheiratet und Calder ganz
und gar nicht der Mann, für den er sich so gern ausgibt. Er verdient es,
geliebt zu werden – das tun sie beide.«
Sie wurde nachdenklich. »Calder erscheint mir verändert. Ich habe ihn noch nie so glücklich gesehen. Er
wird immer ein Zyniker bleiben und seine Unverschämtheiten beibehalten,
aber er ist nicht halb so schlimm, wie er einmal war. Ich glaube, das liegt an
Ihnen.« Sie schenkte Francesca ein kleines Lächeln. »Ich habe ihn wirklich noch
niemals derart aufgebracht gesehen wie am heutigen Abend.«
Eine freudige Erregung durchfuhr Francesca. »Nun, wir fühlen uns
durchaus zueinander hingezogen, aber es wäre wirklich
töricht zu glauben, dass da mehr ist.« Sie schob die Erinnerung daran,
wie er noch vor einer guten Stunde so offensichtlich zärtliche Gefühle für sie
gezeigt hatte, weit von sich. Sie war in dem Moment sehr verletzlich gewesen,
erschüttert durch den Überfall des Würgers und außerstande, klar zu denken, so
weit es Calder anging.
»Calder ist ein harter und schwieriger Mann«, sinnierte Lucy.
»Aber das war mein Mann auch, als ich ihn kennenlernte.« Sie lächelte in sich hinein. »Doch die richtige Frau
vermag selbst harte Männer in sanftere Zeitgenossen zu verwandeln.«
»Ich bin nicht die richtige Frau für Hart«, versetzte Francesca
scharf, während eine kleine, verräterische Stimme in ihrem Kopf widersprach: Warum
denn nicht?
Lucy musterte sie und zuckte dann mit den
Schultern.
»Nun, ich bezweifle im Grunde, dass Calder jemals heiraten und
häuslich werden wird, daher sind solche Überlegungen ohnehin hypothetisch.
Außerdem weiß er, wie Sie für Rick empfinden – und wie Rick für Sie empfindet.«
Francesca beugte sich vor. »Was soll
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