Brenda Joyce
enthielt Rührei und Würstchen,
eine weitere Pfannkuchen. Während sie sich von dem Rührei bediente, wanderten
ihre Gedanken gegen ihren Willen doch wieder zu Hart, Bragg und Brendan Farr
zurück. Als sie an Farr dachte, verging ihr jeglicher Appetit.
Ob sie tatsächlich recht hatte? War es möglich, dass er der Würger
war? Bei Tageslicht kam ihr die Vorstellung absurd vor.
Aber am gestrigen Abend, als er sie angesehen hatte, da war sie
sich sicher gewesen.
»Sie sind also wach«, erklang Harts Stimme
hinter ihr.
Sie fuhr herum und hätte dabei beinahe den Inhalt ihres Tellers
verschüttet.
»Ja.« Als sie ihm nun gegenüberstand und er in
seinem schwarzen Anzug so schrecklich verführerisch aussah, begann ihr Herz
wild zu pochen. »Guten Morgen. Vielen Dank für alles, was Sie gestern Abend für
mich getan haben, Calder.« Sie wich seinem Blick aus. Diese Vertraulichkeit
zwischen ihnen war ihr unangenehm und doch auch wieder nicht.
Er betrachtete sie forschend. »Irgendetwas ist gestern Abend noch
geschehen, nicht wahr? Als ich mit Ihren Eltern zurückkam, wollten Sie mir gar
nicht mehr in die Augen sehen, und jetzt sind Sie nervös wie ein Schulmädchen
bei seiner ersten Verabredung.«
Francesca versuchte ein Lächeln, das jedoch zu einer Grimasse
gelang, und eilte zum Tisch hinüber. Sie hatte gehofft, er sei bereits ins
Büro gegangen.
Hart folgte ihr. »Und ich glaube nicht, dass es etwas mit Farr zu
tun hat.«
Sie setzte sich und tat, als widmete sie sich ihrem Essen, wobei
sie in Wahrheit jedoch das Rührei nur auf ihrem Teller hin und her schob.
»Francesca.« Er nahm neben ihr Platz und legte seine Hand auf die
ihre.
Sie hob zitternd den Kopf. »Es könnte sein, dass ich mich wegen
Farr getäuscht habe. Das ist mir bewusst.«
»Das ist sehr wahrscheinlich. Alle Beweise
deuten auf Neville hin. Aber ich möchte im Augenblick nicht über den Fall
reden. Habe ich Sie vielleicht in irgendeiner Weise gekränkt?« Er schaute ihr
geradewegs in die Augen.
Francesca vermochte den Blick einfach nicht
abzuwenden. Sie rief sich in Erinnerung, dass er ihr seit ihrer ersten Begegnung
immer ein guter und ehrenhafter Freund gewesen war. Doch da war sein
fürchterlicher Ruf und diese Rivalität mit seinem Bruder, die sie selbst aus
erster Hand erlebt hatte. Andererseits hatten gestern Abend Tränen in seinen Augen
gestanden – oder hatte sie lediglich gesehen, was sie sehen wollte?
Dieser Mann hatte ihr gegenüber sein Desinteresse an der
Institution der Ehe bekundet, als sie sich gerade erst kennengelernt hatten
und kaum mehr als Fremde gewesen waren. Und jetzt, nur einige Wochen später,
hatte er seine Haltung grundlegend geändert. Warum?
Francesca war keine Närrin. Sie wusste, dass sie einen gewissen
Charme besaß, aber sie war nicht halb so schön wie die Frauen, mit denen er
sich umgab.
Und dennoch spürte sie tief in ihrem Herzen, dass er sie
aufrichtig mochte. Dessen war sie sich sicher.
Aber ein Mann wie Calder heiratete keine Frau, bloß weil er sie
mochte. Was sollte sie nur tun?
Die Lösung war ganz einfach. So weitermachen wie bisher und
nichts unternehmen.
Sie wandte sich zitternd von ihm ab und schloss die Augen. Das
Gefühl von Enttäuschung, das sie überfiel, versetzte sie in Erstaunen. Und mit
einem Mal sah sie sich in einem Hochzeitskleid, mit Schleier, wie sie den
Mittelgang einer Kirche entlangschritt, während Calder Hart vorn am Altar auf
sie wartete.
»Francesca? Sie haben sich doch offensichtlich
über mich geärgert. Und ich werde den Verdacht nicht los, dass meine süße
kleine Schwester Lucy etwas damit zu tun hat. Sie ist eine furchtbare Klatschbase.«
Er sprach mit ruhiger Stimme, und sosehr sie sich auch bemühte, ihre Hand
wegzuziehen, er wollte sie einfach nicht loslassen.
»Es ist alles in Ordnung. Ich habe mich nicht über Sie geärgert.
Sie sind wirklich sehr freundlich zu mir gewesen«, erwiderte Francesca, ohne
ihn anzusehen.
»Sir?« Alfred betrat das Zimmer. »Commissioner Bragg ist hier und
besteht darauf, mit Miss Cahill zu sprechen.«
Francesca blieb beinahe das Herz stehen. Sie fuhr herum und sah,
wie Bragg mit grimmigem Gesicht an Alfred vorbei auf sie zukam. Nein, der
Ausdruck auf seinem Gesicht war mehr als grimmig, sie las Wut darin.
Hart schob seinen Stuhl zurück und erhob sich langsam. »Ich habe
mich schon gefragt, wie lange es wohl dauern wird, bis du hier auftauchst«, sagte er spöttisch. »Ich nehme an,
deine Frau schläft aus?«
Braggs
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