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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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Seite angelangt. »Sag mir nicht, dass du heute
Morgen schon mit Rick Bragg unterwegs gewesen bist.«
    »Nein, das war ich nicht«,
antwortete sie wahrheitsgemäß. Ihre Worte schienen ihn milder zu stimmen. »Ich
bin froh, das zu hören. Auch wenn ich die Befürchtung hege, dass du immer noch
nach diesem Mann schmachtest.«
    »Papa, du bewunderst und respektierst ihn ebenso sehr wie ich. Er
ist ein guter Freund. Könntest du es mir verübeln, wenn ihm auf immer ein
Stück meines Herzen gehören würde?«, fragte sie.
    Er tätschelte ihren Arm. »Nein, wenn du es so formulierst, könnte
ich das gewiss nicht. Aber welche anderen persönlichen Angelegenheiten hattest
du zu dieser frühen Stunde denn bereits zu erledigen?«
    Er mochte Calder Hart nicht – er hatte einmal gesagt, dass er ihm
nicht traute und nichts von seinen zahlreichen Affären hielt. »Ich bin zwanzig
Jahre alt, Papa. Da darf ich doch gewiss einige Dinge für mich behalten?«
    Er seufzte, küsste ihre Wange und sagte: »Ich gehe für ein oder
zwei Stunden ins Büro. Evan ist wach, und es scheint ihm heute Morgen etwas
besserzugehen. Deine Mutter ist bei ihm.« Francesca bemerkte den sorgenvollen
Ausdruck, der sich in seine Augen geschlichen hatte, und sie sah auch die
Schuldgefühle, die ihn plagten.
    Sie umarmte ihn ganz fest. Sie vergötterte ihren Vater und daran
würde sich niemals etwas ändern. »Das ist doch nicht deine Schuld! Der Streit,
den du mit Evan hattest, ist nicht der Grund für seine schlimmen Verletzungen.
Du musst dir keine Vorwürfe machen.«
    Er nickte grimmig, doch es war unschwer zu erkennen, dass er sich
weiterhin verantwortlich fühlte für die Misere, in der sein Sohn nun steckte.
»Ich hoffe, du verbringst einen guten Morgen, Papa«, sagte sie.
    »Ich will
es versuchen«, antwortete er.
    Sie sah nicht zu, wie er das Haus verließ, sondern machte sich auf
den Weg nach oben, in Evans Krankenzimmer.
    Die Tür stand offen. Maggie Kennedy saß auf der Bettkante und las
ihm ganz offensichtlich aus einer Tageszeitung
vor. Die hübsche Näherin, die sich im Hause der Cahills von einer
Messerwunde erholte, hatte sich als ein wahrer Segen entpuppt, soweit es Evan
betraf. Francesca zögerte überrascht, denn auch Julia war anwesend. Sie hatte
sich einen gut gepolsterten Sessel an das Bett ihres Sohnes gezogen.
    Julia van Wyck Cahill war immer noch eine schöne Frau. Sie hatte
ein kleines, ovales Gesicht, hohe Wangenknochen,
eine schmale, hübsche Nase und dichtes, gelocktes, blondes Haar.
Francescas Teint trug eher einen Hauch von Gold und Aprikose und ihr Haar hatte
die Farbe von kräftigem Honig, während ihre
Mutter und ihre Schwester beide sehr hellhäutig und flachsblond waren.
Die Frauen der Familie Cahill galten allgemein als Schönheiten. Francesca war
der Ansicht, dass das auf ihre Schwester und ihre Mutter auch durchaus zutraf.
Sich selbst hielt sie aber für viel zu ernst und intellektuell, um jemals in
diese Kategorie zu gehören. Aber das machte ihr nichts aus. Sie musste sich Tag
für Tag mit weitaus wichtigeren Dingen befassen.
    Julia verließ ihre Räumlichkeiten eigentlich niemals vor der
Mittagszeit. Francesca wusste, dass sie gegen neun Uhr aufstand und sich im
privaten Bereich ihrer Suite um Haushaltsangelegenheiten kümmerte, ehe sie
herauskam. Aber sie liebte ihren Sohn über alles und hatte sicherlich die ganze
Nacht an seinem Bett gesessen. Nun hörte Maggie auf zu lesen und alle blickten
zu Francesca herüber.
    »Guten Morgen«, sagte diese mit gespielter Fröhlichkeit. Ihr Blick
ruhte auf Evan, der gegen zahllose Kissen gestützt
dasaß, das Auge, das er beinahe verloren hätte, wie ein Pirat durch eine
Augenklappe geschützt, die Haut ringsum violett und grün und blau verfärbt.
Seine Unterlippe war aufgeplatzt und geschwollen und sein linkes Handgelenk
befand sich in einem Gips. Aber er schien sie anzulächeln.
    »Autsch!«, entfuhr es ihm. »Himmel, ich kann ja noch nicht einmal
grinsen!«
    Julia erhob sich mit ernstem Gesicht. »Guten Morgen, Francesca.
Bist du gerade erst aufgestanden?«
    Zumindest ihre Mutter schien nicht zu wissen, dass sie bereits
unterwegs gewesen war. Aber Francesca war im Moment
nicht nach lügen zumute. »Ist alles in Ordnung, Mama?«, fragte sie
vorsichtig, denn sie bemerkte nun, dass ihre Mutter trotz ihres perfekten
Ensembles – sie trug ein dunkelgraues,
zweireihiges Kostüm aus einem Cheviotstoff mit einer Bordüre aus Moiré und
Seidenlitze – ganz schrecklich aussah.

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